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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Ihr habt ja den Brief des Großmeisters gelesen, Sir Charles. Sie sollen sich ergeben. Jeder Widerstand würde de Nogaret nur den Anlass für ein Blutbad liefern. Er würde von einem Aufstand sprechen, und es würde Tote geben. Eure Garnison muss sich ergeben, wenn es verlangt wird. Man wird die Männer zwar festnehmen, doch sonst wird ihnen nicht viel geschehen. Und sie müssen die Fassade der Normalität aufrechterhalten, damit uns Zeit zum Entkommen bleibt. Ihr Sieg wird darin liegen, die Flotte und den Schatz gerettet zu haben, auch wenn sie von Letzterem natürlich nichts wissen.« Wieder nippte er an seinem Glas. »Dieser Likör ist wirklich hervorragend. Wie heißt er denn?«
    Der Admiral zuckte mit den Achseln. »Ich wüsste nicht, dass er einen Namen hat. Ich weiß nur, dass die Benediktiner ihn aus Wein destillieren und ihn mit süß und scharf schmeckenden Kräutern würzen. Darf ich Euch eine persönliche Frage stellen, Sir William?«
    »Aye, nur zu.« Sinclairs Gesicht nahm langsam wieder seine normale Farbe an, und die Falten um seinen Mund verschwanden.
    St. Valéry räusperte sich. »Es geht noch einmal um Schottland. Wie lange ist es her, dass Ihr zuletzt dort gewesen seid?«
    Sinclair nahm noch einen Schluck aus seinem Glas, stellte es auf den Boden und erhob sich. Er lehnte sein Schwert an seinen Sessel und fuhr sich mit den Fingern über das Gesicht, als wollte er die Erschöpfung hinwegreiben. »Viel zu lange, fürchte ich, Admiral. Ich habe seit zwölf Jahren keinen Fuß mehr auf schottischen Boden gesetzt. Warum fragt Ihr?«
    »Diese Antwort hatte ich erwartet, und doch seid Ihr bemerkenswert gut im Bilde über alles, was dort geschieht. Wie kommt das?«
    »Meine jüngere Schwester Margaret lebt dort, Admiral, und obwohl sie ihren großen Bruder kaum kennt, betrachtet sie es als ihre gottgegebene Pflicht, ihn von den Geschehnissen rings um seine Familie in Kenntnis zu setzen – und ich bin ihr dankbar dafür, denn ihre Briefe sind geistreich, humorvoll und voller willkommener Geschichten vom Leben daheim.«
    »Ich verstehe. Und wie erreichen Euch diese Briefe?«
    »Durch den Orden. Sie lässt sie durch den Tempel in Edinburgh an den Tempel in Paris schicken.«
    »Und dies ist die Quelle Eures Wissens über den König von Schottland? Ist Eure Schwester denn mit derlei Dingen vertraut?«
    »Aye, bis zu einem gewissen Grad. Peggy – wir nennen sie Peggy – hat ein paar Mal davon geschrieben, welche Auswirkungen der Aufruhr um König Robert auch auf sie und Edward hatte.«
    »Meinte sie Euren Bruder Edward?«
    »Nein, Admiral, ihren Mann, meinen Schwager, Edward Randolph. Sir Edward Randolph.«
    St. Valéry blickte verblüfft auf. »Sir Edward Randolph?. Ist er zufällig mit Sir Thomas Randolph verwandt?«
    »Aye. Er ist sein Bruder.«
    »Guter Gott! Dann ist … Eure Schwester …«
    »Meine Schwester ist Lady Margaret Randolph. Was ist mit ihr?«
    »Dann muss sie durch ihre Heirat mit Lady Jessica Randolph verwandt sein.«
    Sinclair zuckte mit den Achseln. »Ich weiß von keiner Lady Jessica Randolph. Peggy hat sie nie erwähnt. Doch ich kenne ja auch Sir Edward nicht. Mit seinem älteren Bruder Tom war ich als Kind befreundet, und James, der Zweitälteste, war damals vielleicht sieben oder acht. Edward ist erst zur Welt gekommen, als ich Schottland schon verlassen hatte. Also ist es auch gut möglich, dass es die eine oder andere Schwester gibt, der ich noch nie begegnet bin.«
    »Aye, Lady Jessica ist in der Tat sehr viel jünger, und sie kommt nur selten nach Schottland. Sie hat den Großteil ihres Lebens hier in Frankreich und später in England verbracht, wo ihr Mann für König Philipp gearbeitet hat. Sie ist Witwe; sein Name war Etienne de St. Valéry – Baron Etienne de St. Valéry; er war mein jüngerer Bruder. Es hat ja ganz den Anschein, als seien wir beide durch ein Geflecht von Ehen miteinander verwandt, Ihr und ich.«
    Sir William blinzelte überrascht. »Dann wird es mir eine Freude sein, Euch Vetter zu nennen, Admiral. Manchmal scheint es doch, als hätte uns Gott in eine sehr kleine Welt gesetzt. Doch Lady Jessica werde ich also in Schottland nicht begegnen?«
    »Nein. Sie ist hier.«
    »Wie meint Ihr das, Sir, sie ist hier?«
    »So wie ich es gesagt habe. Lady Jessica Randolph ist hier.«
    »Hier in Frankreich?«
    »Hier in La Rochelle, in der Kommandantur, und sie ist in großer Gefahr. Sie hat uns um Schutz vor William de Nogaret ersucht. Die Frau, die Tam Sinclair heute

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