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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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heraus.« Er legte die Axt nieder und zog den Dolch aus seinem Gürtel. Dann beugte er sich über den Bewusstlosen und schob ihm die Spitze des Messers in den Mund.
    Im nächsten Moment richtete er sich wieder auf, das Gesicht leichenblass, der Mund ein lippenloser Strich.
    »Bringt ihn zu den Ärzten, so schnell Ihr könnt. Tragt ihn mit dem Gesicht nach unten, damit er nicht an seinem Blut erstickt.«
    Er warf seinen Dolch in das flammende Herz des Kohlebeckens und wischte sich die blutigen Finger an den Resten des Knebels ab.
    »So soll es sein«, wiederholte er den uralten Wahlspruch der Templer. Dann wandte er sich ab und verließ den Zellenblock.

5
    S
    IR WILLIAM!«
    Auf der Schwelle des Tagesraums blieb Sir William stehen.
    »Ich habe de Berenger und de Montrichard rufen lassen«, sagte der Admiral, der auf ihn zugeeilt kam, »doch ich würde gern mit Euch sprechen, bevor sie eintreffen. Wenn Ihr im Tagesraum auf mich warten würdet; ich bin sofort wieder da.«
    St. Valéry verschwand in einer anderen Tür, doch er war zurück, bevor Sinclair dazu gekommen war, auf einem der Sessel am Feuer Platz zu nehmen. Er hatte eine glänzende schwarze Flasche und zwei kleine Gläser dabei, die er nun abstellte und blinzelnd mit einer dunklen Flüssigkeit füllte.
    »Hier, ich möchte, dass Ihr das kostet. Es ist ein wunderbares Elixier, doch ich muss es versteckt aufbewahren, damit es die Brüder nicht in Versuchung führt. Ich bin weiß Gott selbst schon ein paar Mal in Versuchung geraten, und Arnold, möge Gott seiner noblen Seele Frieden schenken, hatte eine ausgesprochene Vorliebe dafür.«
    Er nahm die bis zum Rand gefüllten Gläschen und trug sie zu Sinclair hinüber. »Bitte, trinkt.«
    Wortlos ergriff Sir William das angebotene Glas und hob es an seine Lippen, doch sobald es mit seiner Zunge in Berührung kam, musste er husten.
    Der Admiral gluckste. »Aye. Vorsicht, verschüttet es nicht! Ein wahrer Feuertrank, nicht wahr? Die hiesigen Benediktiner stellen ihn her. Gebt nicht gleich auf. Das Brennen lässt bald nach, und die Essenz wirkt beruhigend. Und so wahr Gott mein Richter ist, Sir William, ich habe noch nie jemanden gesehen, der ihrer mehr bedurfte als Ihr in diesem Augenblick. Trinkt, trinkt noch etwas.«
    Sinclair nippte erneut an seinem Glas, diesmal vorsichtiger. Auch der Admiral trank und beobachtete ihn dabei. Der jüngere Ritter war leichenblass, seine Wangen vor Anstrengung hohl, und rings um seinen Mund malten sich tiefe Falten ab. Über den Mörder zu richten, hatte ihm einen sichtbaren Preis abverlangt, und St. Valéry empfand Mitgefühl. Es war niemals leicht, ein vorbildlicher Anführer zu sein, das wusste der Alte aus lebenslanger Erfahrung, doch in Zeiten wie dieser konnte die Ausübung seiner Verantwortung einen Mann seine Seele kosten.
    »Noch einmal, Sir William. Es wird immer besser, das verspreche ich Euch.«
    Sinclair nippte noch einmal und schloss die Augen. Er behielt die feurig-süße Flüssigkeit einen Moment im Mund, bevor er sie durch seine Kehle rinnen ließ. St. Valéry, der ihn beobachtete, nickte langsam.
    »Und nun sagt mir, was in Euch vorgeht.«
    Die Augen öffneten sich. »Was soll schon in mir vorgehen? Ich habe gerade einen Mann verstümmelt. Ich habe ihm eigenhändig die Hände abgehackt und ihm die Zunge herausgeschnitten. Wie würdet Ihr Euch denn nach einer solchen Großtat fühlen, Admiral? Ich fühle mich besudelt, als wäre ich ein Unmensch wie der Mann, den ich gerade zerstört habe.«
    »Ihr habt Gerechtigkeit walten lassen und zwar auf höchst bewundernswerte Weise, Mylord Sinclair. Ihr habt nicht den geringsten Grund, Euch besudelt vorzukommen. Hättet Ihr nichts getan, wäre der Mann morgen früh lachend davonspaziert. Nun wird er den Rest seines Lebens Buße tun und bereuen.«
    »Bereuen? Hmm. Das glaube ich nicht, Admiral. Das Einzige, was er bereuen wird, wird die Tatsache sein, dass es ihm nicht gelungen ist, sein Werk zu vollenden.«
    »Doch nun wird er nie wieder eine Armbrust in der Hand halten. Dafür ist ihm sein Leben geblieben.«
    »Vielleicht. Es sei denn, er stirbt an seinen Verletzungen.«
    »Nicht, solange sich unsere Ärzte um ihn kümmern. Die Brüder verstehen ihr Handwerk.«
    »Aye, doch morgen wird man sie festnehmen, und ihr Handwerk wird ihnen nicht mehr viel nützen.«
    Das ließ den Admiral innehalten. »Sir William, Ihr habt bis jetzt noch mit keinem Wort erwähnt, wie die Anweisungen für die Garnison lauten.«
    »Ich weiß. Doch

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