Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
Vom Netzwerk:
schließlich kopfschüttelnd.
    »Wir stehen als Zeugen vor Euch. Wir müssen davon ausgehen, dass der Tempel in Frankreich nicht mehr existiert.«
    »Das ist unfassbar. Der Tempel existiert nicht mehr?«
    »Zumindest nicht in Frankreich. Wir sind nicht geblieben, um das ganze Ausmaß des Übergriffs herauszufinden, doch wir haben das Geschehen in La Rochelle selbst mit angesehen, und dort befand sich das französische Hauptquartier des Ordens. So sehr wir uns die Köpfe nach anderen Erklärungen zermartert haben, müssen wir doch glauben, dass König Philipp in der Absicht gehandelt hat, sich am Vermögen des Ordens zu bereichern. Der Tempel in Frankreich ist am Ende«, sagte er mit einem Seitenblick auf de Berenger.
    Dieser nickte. »Das fürchte ich auch – womit die Frage bleibt, was wir jetzt tun.«
    Unterdessen kam de Moray zu demselben Schluss, den sie in jener Nacht in La Rochelle erreicht hatten. »Ein solch offenes Vorgehen würde doch des päpstlichen Segens bedürfen, wenn nicht sogar offizieller Unterstützung aus Rom.«
    »Aye. Doch Ihr habt ja selbst Eure Erfahrungen mit Clemens gemacht, und der Mann ist Wachs in den Händen Philipps von Frankreich.«
    In diesem Moment trat Sir Robert Boyd of Noddsdale zu ihnen und teilte ihnen mit, dass Sir James sie sehen wollte.
    »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen«, seufzte der Bischof scherzhaft und setzte sich in Bewegung, um die Treppe zum Quartier des jungen Mannes hinaufzusteigen, der auf Arran die Stimme des Königs war.

Von Treue und Freunden
1
    S
    ECHS MÄNNER SASSEN an einem langen, schmalen Tisch in dem Raum, der durch eine Wand von der offenen Galerie und der Halle abgeschirmt war. Die Holzwand der Kammer, die von Kerzen hell erleuchtet wurde und eine hohe Decke hatte, reichte bis zum Scheitel eines hochgewachsenen Mannes und passte sich dann der Dachschräge an. In einer Ecke stand ein Stapel abgelegter Waffen an der Wand: Schilde und Schwerter, Äxte und Dolche. In die Giebelwand war ein offener Kamin eingelassen, und rechts und links des Schornsteins ließen zwei kleine Fenster hoch oben an der Wand das letzte Abendlicht ein.
    Douglas saß gegenüber der Tür am Kopf des Tisches, flankiert von Sir Neil Campbell von Lochawe, den Will im Lauf des Nachmittags kennengelernt hatte, und Sir Robert Boyd of Annandale. Der junge MacGregor aus Glenorchy saß neben Boyd, ihm gegenüber ein Mann mit strenger Miene, von dem Will nur wusste, dass er de Hay hieß. Neben ihm ein leerer Stuhl, und dann etwa in der Mitte des Tisches ein junger Schwarzbart Ende zwanzig, dessen Miene noch grimmiger war und den Will noch nie gesehen hatte. Der sechste Mann am Tisch war Menteith aus Arran, der unter all diesen Hünen noch kleiner wirkte als sonst.
    Moray, Will und de Berenger blieben am Fußende des Tisches stehen, und Boyd of Noddsdale nahm seinen Platz ein. Douglas begrüßte die beiden Ritter mit einem Lächeln, das seine makellos weißen Zähne aufblitzen ließ.
    »Willkommen, meine Herren«, begann er. »Ich hoffe, Ihr verzeiht mir die abrupte Zusammenkunft, aber nach meiner Unterredung mit Sir William habe ich beschlossen, dass diese schottischen Adelsherren hören sollten, was er zu sagen hat, vor allem, was das Gold betrifft, das er für den König mitbringt. Gute Nachrichten, die jedoch eine gewisse … Umsicht erfordern. Setzt Euch bitte. Sir William, ich hoffe, es macht Euch nichts aus, Eure Geschichte noch einmal zu wiederholen. Alle, die hier anwesend sind, genießen das Vertrauen des Königs.«
    Doch es war Moray, der das Geschehen für die Anwesenden zusammenfasste, auf Schottisch, während Will das Wichtigste flüsternd für de Berenger übersetzte. Als er fertig war, erhob sich Gemurmel am Tisch, und er wartete ab, bis es verebbte, bevor er zum Schluss kam.
    »Mit einem solchen Verlauf der Ereignisse hätte niemand von uns gerechnet – und es darf niemand glauben, dass es uns nichts angeht. Es betrifft uns in mehrfacher Hinsicht. Diese Männer sind hier, um Zuflucht zu erbitten. Was sie aber nicht wissen und nicht wissen konnten, ist, dass … König Robert in diesem Moment Verhandlungen mit Philipp von Frankreich führt, um sich mit ihm gegen England zu verbünden. Die Bitte, die nun an uns gerichtet wird, könnte diese Verhandlungen zunichte machen.«
    Will, der auch dies für de Berenger übersetzte, kam gar nicht dazu, die Bedeutung dieser Worte zu begreifen. Wieder kam Unruhe in der Runde auf, doch Moray war noch nicht fertig.
    »König Philipp

Weitere Kostenlose Bücher