Der Schwur der Ritter
Geräusch störte die Stille, die sich über den Raum gesenkt hatte. »Also gut – Schluss mit dem Versteckspiel. Ich bin Robert Bruce, der König von Schottland, und ich bedaure die Maskerade, die jedoch leider notwendig ist. Meine Anwesenheit hier ist nicht allgemein bekannt, und selbst unten in der Halle wissen nur wenige, wer ich wirklich bin.«
Will Sinclair saß da wie vom Donner gerührt, und sein Kopf begann sich zu drehen. Unterdessen sprach der König weiter.
»Jamie meinte, dass ich Euch trauen kann, und er hat einen guten Riecher für solche Dinge. Doch ich musste mir selbst ein Urteil machen. Der größte Fluch, der auf meinem Leben lastet, ist, dass ich mich auf niemanden verlassen darf.« Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und wandte sich an de Berenger, den er im Französisch der Normannen ansprach. »Mylord Admiral, seid mir willkommen. Legt Euren Umhang ab, wenn es Euch beliebt, und setzt Euch näher zu uns. Wir haben vieles zu besprechen, auch wenn es leider auf Schottisch sein muss. Sir William wird uns weiter als Dolmetscher dienen.«
Während sich die beiden Ritter ihrer Umhänge entledigten, richtete er das Wort an Will. »Eure Schiffe, Sir William – wo befinden sie sich, und wie viele sind es?«
Will hielt inne. »Es sind Sir Edwards Schiffe, Majestät, zumindest die Galeeren – nicht meine.«
Bruce sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. »Die Euren oder die seinen, das spielt keine Rolle. Es sind Templerschiffe, und sie liegen in meinen Gewässern. Und hebt Euch die Majestät für Englands König auf, solltet Ihr je das Unglück haben, ihm zu begegnen. Hier in Schottland ist der König nicht majestätisch, sondern gnädig.«
»Natürlich. Verzeiht mir, Mylord. Ich vergaß.«
Bruce nickte. »Hinweg mit dem Umhang also, und setzt Euch.« Auch er selbst griff wieder nach seinem Stuhl – und winkte ab, als Douglas den Platz am Kopf der Tafel für ihn räumen wollte. Als alle saßen, wies er mit dem Daumen auf den mürrischen Schwarzbart in der Mitte des Tisches. »Dies ist mein Bruder Edward Bruce, der Graf von Carrick. Der Mann, den Ihr zum Weinen gebracht habt, ist Sir Gilbert de Hay, mein Standartenträger, und die anderen kennt Ihr ja schon. Nun, was Eure Schiffe betrifft …«
»Unsere Flotte, Euer Gnaden, besteht aus den Schiffen, die wir am Tag des … des Übergriffs auf La Rochelle retten konnten, dazu drei weitere, die aus Marseille zu uns gestoßen sind. Zur einen Hälfte sind es Galeeren, zur anderen Handelsschiffe.«
Sir Neil Campbell pfiff leise durch die Zähne, und Bruce lehnte sich zurück. »Und das sind Templergaleeren? Wie groß sind sie denn?«
»Unterschiedlich, Euer Gnaden.«
»Und wie viele Männer?«
»Insgesamt vielleicht fünfhundert. Wir haben sie noch nicht offiziell gezählt.«
»Eine schlagkräftige Truppe.«
»Aye, Sire, aber eine Truppe von Seeleuten.«
»Was meint Ihr damit?«
»Dass die Schiffsbesatzungen keine Soldaten sind. Doch wir haben noch mehr. Wir haben die gesamte Garnison aus La Rochelle dabei, die wir vor de Nogaret gerettet haben.«
»Dem Helfershelfer des Franzosenkönigs?«
»Aye.«
»Wieviel Mann?«
»Einhundertachtzehn Ritter und Sergeanten und sechsunddreißig Laienbrüder.«
Der Monarch kniff die silbergrauen Augen zusammen. »Und Ihr hattet gehofft, dass ich Euch gestatten würde, solche Heerscharen in meinem Reich abzusetzen?«
»Nicht nur das, Euer Gnaden. Außerdem habe ich noch eine Schwadron von Tempelrittern und Sergeanten unter dem Kommando meines Bruders dabei – zwanzig Ritter, achtzig Sergeanten.«
Sir Edward Bruce machte eine Bewegung, doch der König nickte nur. »Und die Frachtschiffe?«
»Beladen mit den Männern der Garnison und den Männern meines Bruders, ihren Pferden und Waffen, mit Vorräten und mit Ausrüstungsgegenständen.«
»Pferde, sagt Ihr? Ihr habt Pferde dabei?«
»Ja. Wir konnten sie kaum für König Philipp und de Nogaret zurücklassen.«
»Und so habt Ihr sie mitgebracht. Wo wollt Ihr sie denn halten?«
Will zuckte mit den Achseln. »Ich wollte sie einfach nicht in Frankreich lassen, und ich hatte gehofft, dass Ihr auch dazu einen Vorschlag haben würdet. Einige von ihnen sind kampferprobt, die anderen kräftige Wagen- und Reitpferde.«
Der König stützte den Ellbogen auf den Tisch. »Über all dies werden wir noch sprechen müssen, Sir William. Vorerst jedoch gibt es ein Problem, das der sofortigen Lösung bedarf. Jamie sagt, Ihr habt Eure Schiffe vor Sanda
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