Der Schwur der Ritter
zurückgelassen. Das ist das Land der MacDonalds, und ich möchte nicht, dass sie sie zu Gesicht bekommen. Lasst Eure Flotte nach Arran holen, so schnell es geht, und in der Bucht von Lamlash vor Anker gehen. Werdet Ihr das tun?«
»Aye, auf der Stelle. Doch wird man sie unterwegs nicht leichter erspähen als wenn sie dort bleiben?«
»Nicht, wenn sie in der Nacht fahren. Wen werdet Ihr schicken?«
»Sir Edward natürlich.« Will wandte sich an den Admiral und übersetzte ihm das Gesagte. De Berenger erhob sich sofort, doch Bruce hob die Hand.
»Wartet, Sir Edward. Eure Männer sind schon an Land. Lasst sie essen und sich eine Stunde ausruhen; es reicht, wenn Ihr um Mitternacht fahrt. Lasst uns jetzt nach unten gehen und essen. Und vergesst nicht, dass ich heute Abend einfach nur Rob bin, Robert Boyd aus Annandale. Nach dem Essen, Sir William, werden wir uns wieder an die Arbeit begeben.«
2
F
ÜR WILL SINCLAIR blieb das Bankett eine verschwommene Mischung aus lauten Männerstimmen, gebratenem Wild, Alkohol in Hülle und Fülle, der hitzigen Tanzmusik der Highlands und den langen gälischen Balladen der Barden. Will saß mit Douglas und de Berenger an einem Tisch, der auf einem Podest stand, und da sie Französisch sprachen, blieben sie inmitten des allgemeinen Lärms unter sich. Will wunderte sich darüber, dass der Monarch unerkannt zwischen seinen Anhängern sitzen konnte. Er sprach Douglas darauf an, und der junge Mann lächelte.
»Nun, als junger Mann war der Graf von Carrick ein Taugenichts, der nur die kostbarsten Kleider trug, die besten Pferde ritt, sich mit den schönsten Frauen umgab und immer einen geistreichen Spruch auf den Lippen hatte. Zwar hat ihm sein Vater nie viel Geld für seine Verschwendungssucht gegeben, doch er war ein Günstling Edward Plantagenets. Doch dann hat Edward versucht, ihn für seine Zwecke zu benutzen.«
»Seine Zwecke?«
»Da es Edward nicht gelang, Schottland zu annektieren, hat er versucht, den Grafen von Carrick zu seinem Laufburschen zu machen. Doch dabei ist er zu weit gegangen.«
»Was ist geschehen?«
»Nun, ich war selbst Zeuge seines ersten Aufbegehrens. Ich habe Euch ja schon erzählt, dass mein Vater ein Rebell gewesen ist – er war Edward ein großer Dorn im Auge. Als ich zwölf war, hat Edward seine Soldaten zu uns geschickt, um unsere Burg dem Erdboden gleichzumachen und meine Mutter und mich gefangen zu nehmen. Der Graf von Carrick war dabei, um dem Raubzug einen legitimen Anstrich zu verleihen.«
Der englische Kommandeur hatte einige Kinder in seine Gewalt gebracht und gedroht, diese vor den Augen der Gräfin zu hängen. Da hatte der Graf von Carrick protestiert und die Engländer vertrieben. Er hatte die Kinder befreit, Douglas’ Mutter um Verzeihung gebeten … und gelobt, fortan mit seinem eigenen Volk zu bestehen oder zu fallen. Dies war für Bruce der erste Schritt auf dem Weg zur schottischen Krone gewesen – und für den jungen James der erste Schritt auf dem Weg zum Ritterschlag.
»Der Mann, den ich damals erlebt habe, wurde für mich der Inbegriff der Ehrenhaftigkeit und der Ritterlichkeit. Ich wollte genauso sein wie Robert Bruce, der Graf von Carrick. Und diesen Mann, den königlichen Kämpfer mit der Ritterrüstung, haben die Leute vor Augen, wenn sie an Robert Bruce denken. Der Mann, der dort drüben sitzt, ist ein Landstreicher, der von dem lebt, was die Highlands hergeben, der unter freiem Himmel in der Heide schläft, ohne dabei den Dolch aus der Hand zu legen. Und sein Bart komplettiert die Verkleidung, sodass der König von Schottland nun unter seinen Untertanten leben kann, weil sie ihn nicht erkennen.«
»Hmm«, sagte Will Sinclair und schüttelte den Kopf. »Edward von England hatte es doch früher nicht auf Schottland abgesehen. Wie ist es dazu gekommen?«
»Wer weiß? Manche glauben, es war der Erfolg seines Feldzuges in Wales, der ihn auf den Geschmack gebracht hat. Er hat zwar zehn Jahre gebraucht, um die Waliser zu unterwerfen, doch sein Königreich ist dadurch beträchtlich gewachsen. Das scheint ihn auf die Idee gebracht zu haben, die gesamte britische Insel unter seiner Krone zu einen. Doch er hat den Charakter der Schotten unterschätzt.«
Jetzt meldete sich de Berenger zum ersten Mal zu Wort. »Aber die schottischen Adeligen sind doch normannische Franzosen, nicht wahr? Sie hatten ihm doch ohnehin die Treue geschworen. Wozu musste er sie dann noch unterwerfen?«
»Das ist nicht richtig, General. Die großen
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