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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Ruder, die sich im Einklang bewegten. Während sie die ordentlich aufgereihte Flotte in einem Korridor durchquerten, hörte er das Quietschen eines Flaschenzugs – und sah, wie die fest eingerahmte Totenkopfflagge des Admirals gehisst wurde. Das war das Signal für die Schiffskapitäne, sich an Bord des Flaggschiffs zu versammeln. Sie schienen darauf gewartet zu haben, denn innerhalb weniger Minuten kamen aus allen Richtungen Boote auf die Galeere zu.
    Es waren genug Männer, um das Achterdeck aus allen Nähten platzen zu lassen, und de Berenger schwang sich auf die Brüstung und hielt sich an der Takelage fest, um von allen gehört und gesehen zu werden. Wie zuvor mit Will besprochen, zählte er jedem Kapitän seine Aufgaben auf und legte die Reihenfolge der Landung genauestens fest. Da es keine Fragen gab, entließ er die Männer wenig später auf ihre Schiffe.
    Als Will seinen Blick noch einmal auf den Strand richtete, sah er, dass die ersten Boote mit Kenneths Männern bereits kurz vor der Landung standen, während etwas oberhalb die Köche mit den Vorbereitungen für das Willkommensmahl begonnen hatten.

3
    D
    IE MITTAGSSTUNDE KAM und verstrich. Noch hatte die Messe nicht stattgefunden, doch die Vorbereitungen liefen so reibungslos, dass Will in der Zurückgezogenheit seines Zeltpavillons abwarten und das Geschehen durch die Schlitze in den Zeltwänden beobachten konnte.
    Die Laienbrüder aus der Präzeptur von La Rochelle waren die erste Gruppe gewesen, die nach Sir Kenneth Sinclairs Männern gelandet war, und sie hatten sich sogleich ans Werk gemacht. Zunächst hatten sie die Pavillons zu beiden Seiten des Altars errichtet, einen für die Bischöfe, den anderen für Sir William Sinclair als ranghöchsten Offizier des Ordens. Dann hatten sie auf der Erhebung oberhalb des Strandes den Altar errichtet, der mit seinem schneeweißen Leinen und seinen Gold- und Silbergefäßen unübersehbar aus den Naturtönen der umliegenden Grasbank herausleuchtete. Dahinter ragte die Glocke auf, die an einem Gestell aus drei kleinen Masten hing und der Szene noch mehr Feierlichkeit verlieh.
    Die Glocke war ein Symbol der Templer, das fast so alt war wie der Orden selbst, eine große Bronzeglocke, die man im Kampf gegen die Seldschuken erobert hatte und seitdem dazu benutzte, die Bruderschaft zusammenzurufen. Zuletzt war sie während der Belagerung von Acre zum Einsatz gekommen, um die beständig schwindende Garnison der dem Untergang geweihten Festung zum täglichen Kampf gegen die Moslemhorden aufzurufen. Gemeinsam mit dem Templerschatz hatte man sie wenige Tage vor dem Fall der letzten Templerfeste im Heiligen Land auf ein Schiff gerettet und abtransportiert; gemeinsam mit dem Templerschatz hatten Kenneth und seine Männer sie vor den Ereignissen des dreizehnten Oktober aus dem Wald von Fontainebleau geholt. Jetzt hing sie hoch über den Wassern einer schottischen Insel und wartete einmal mehr darauf, die Herzen der Tempelbrüder zu erwecken.
    Sechzig von Kenneths Männern rahmten nun den Versammlungsplatz an drei Seiten ein, die restlichen vierzig nahmen die Landenden in Empfang und wiesen ihnen ihre Plätze zu Füßen des Altarhügels an. Ganz vorn standen die Ritter Schulter an Schulter in vier Reihen mit dem Rücken zum Meer, hinter ihnen der Rest der Garnison von La Rochelle. Die Besatzungen der Galeeren und der Handelsschiffe, die nicht dem Orden angehörten, beobachteten das Geschehen außerhalb des Kordons, während die Laienbrüder der Garnison in ihren schwarzen Gewändern hinter dem Altar Aufstellung genommen hatten.
    »Da kommen sie, Will«, sagte Tam im selben Moment, als die Laienbrüder die ersten Choraltöne anstimmten, und seine Stimme ging in ihrem lauten Intonieren unter. Dies war das Signal für das Ablegen des ersten Langbootes, das nun die drei in Grün gekleideten Templerbischöfe an Land bringen würde.
    Will wandte sich ab, um noch einmal darüber nachzudenken, was er sagen würde, wenn die Kirchenmänner nach dem obligatorischen Gottesdienst schließlich das Wort an ihn übergaben. Natürlich würden die Brüder den Ritus der Messe verfolgen, dessen Worte sie im Schlaf kannten, doch dem, was er im Anschluss über die Zukunft der heimatlosen Gemeinschaft zu sagen hatte, würden sie hellwach lauschen.
    Seine Finger berührten das Medaillon auf seiner Brust. Angesicht des ernsten Anlasses hatte er seinen weißen Ritterumhang abgelegt und trug nun die eindrucksvolle Aufmachung eines Mitglieds des Obersten

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