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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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unmittelbar hinter ihm stand, reichte ihm eine große Ledermappe, die er nun hoch über seinen Kopf hob.
    »Was nun?«, ertönte seine Stimme. »Jeder von euch stellt sich in diesem Moment diese Frage, nicht wahr? Was sollen wir tun? Wohin wird uns die Zukunft führen?« Nach der letzten Frage klemmte er sich die Mappe unter den Arm.
    »Nun, auf die erste Frage gibt es eine ganz konkrete Antwort. Was nun? Als Erstes essen wir.« Er grinste, als ihm Jubelgeschrei entgegenscholl. »Sir James Douglas, der Hüter dieser Insel und vorerst unser Gastgeber, schickt uns seine Köche, die es hier so verlockend duften lassen.«
    Erneuter Jubel der Männer, die an Bord von frisch gebratenem Fleisch nur hatten träumen können. Als der Lärm verstummte, hob Will erneut die Hand und wies auf die Mappe unter seinem Arm.
    »Diese Mappe enthält die Anweisungen, die Großmeister de Molay uns mit auf den Weg gegeben hat. Als ranghöchsten Offizier aus La Rochelle möchte ich nun Sir Reynald de Pairaud hier an meiner Seite bitten, das Siegel zu überprüfen und zu bezeugen, dass es in der Tat das Siegel unseres Großmeisters ist und dass es unbeschädigt ist.«
    Er hielt dem Veteran das Dokumentenbündel entgegen, bis dieser es gründlich betrachtet und schließlich mit einer Verneigung seine Zufriedenheit ausgedrückt hatte. Dann reichte Will es an Tam Sinclair zurück und richtete sich erneut an die Versammlung.
    »Also werden wir heute feiern und für unsere Rettung danken, und morgen werden unsere Offiziere erstmals in unserer neuen Heimat zu einer Beratung zusammenkommen. Dann werden wir die Anweisungen des Großmeisters lesen und gemeinsam entscheiden, wie sie sich am besten umsetzen lassen. Wir haben viel zu tun. Nun geht in Frieden. Unsere Freunde aus Arran werden euch bald zu Tisch rufen. Geht mit Gott – und bedenkt auch fern unserer Ordensburgen stets, wer ihr seid und wofür ihr steht.«
    Mit diesen Worten nickte Will den beiden Rittern an seiner Seite zu und wandte sich zu seinem Zelt zurück. Dabei fiel sein Blick auf Tam, der ihn fragend ansah.
    »Was ist?«, fragte er, sobald sich das Zelt wieder hinter ihnen geschlossen hatte. »Habe ich etwas vergessen?«
    »Nein«, brummte Tam. »Nur die Frauen. Sie sind immer noch an Bord, während alle anderen an Land gehen durften. Darf ich sie jetzt wenigstens einladen, mit uns zu essen?«
    »Teufel, ich hatte sie ganz vergessen.« Und auch jetzt hätte Will die drei Frauen am liebsten gelassen, wo sie waren. Resigniert zuckte er mit den Schultern. »Also schön, holt sie an Land. Doch haltet sie von den Brüdern fern. Es wird schon schwierig genug werden, die Ordensdisziplin wiederherzustellen, ohne dass wir ihnen die Frauen vor die Nase setzen. Haltet sie abseits, Tam.«

4
    J
    ESSIE RANDOLPH HATTE fern des großen Templerdramas am Strand ihr eigenes Fest gefeiert – und die Gelegenheit zu einer unter den Umständen geradezu sündhaften Toilette genutzt. Sämtliche Templer hatten das Schiff verlassen, um der Zeremonie am Ufer beizuwohnen und ihr buchstäblich den Rücken zuzukehren. Mit dem Beginn der rituellen Wechselgesänge, die über das Wasser zu ihr herüberschallten, hatte sie begriffen, dass so schnell niemand zu den Schiffen zurückkehren würde.
    Kurz entschlossen hatte sie ihren beiden Zofen aufgetragen, ein heißes Bad für sie herrichten zu lassen – das Wasser dazu erwärmten die verbliebenen Seeleute auf den Feuern der Kombüse. Dann hatte sie Besitz von der großen Kajüte ergriffen, ihre gesamte noch verbliebene Garderobe dort ausgebreitet und sie gründlich auf Schmutz und kleinere Risse und Löcher untersucht. Während die Templer ihre großen Rituale am Strand abhielten, hatte sie dann mit Marie und Janette ihr eigenes kleines Ritual zelebriert. Und als drüben die ersten Männer auf die Lagerfeuer zuhielten, waren auch die drei Frauen bereit für den Landgang.
    Kaum hatten sie jedoch den ersten Fuß auf den Strand gesetzt, begriff Jessie, welche Richtung Tam Sinclair mit ihnen einschlug und was hier vor sich ging.
    »Halt«, rief sie Tam zu, und er blieb stehen und sah sie an. »Wir Frauen sollen also abseits des Geschehens sitzen und als Letzte essen, wenn alles kalt ist? Wo ist Sir William? Ich muss ihm wirklich für seine Fürsorge danken.«
    »Ihr werdet kein kaltes Essen bekommen, Mylady«, erwiderte Tam gleichmütig. »Dafür habe ich persönlich gesorgt.« Er zeigte in die Richtung, in die sie unterwegs waren. »Seht Ihr? Dort steht Mungo und

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