Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur

Der Schwur

Titel: Der Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
Vom Netzwerk:
dir von den Dämonen im östlichen Nebelmeer erzählt, die die Stämme von den Küsten vertreiben. Gegen diesen Feind wollten wir uns mit den anderen Stämmen verbünden. Wir hatten begonnen, Boten zu den einzelnen Stämmen zu schicken, um sie zusammenzurufen. Aber unsere Boten sind nicht zurückgekehrt, und der Angriff kam nicht aus dem Osten, sondern aus Chiarron im Westen. Ghadan und Aletheia sollten – so hatte Veleria es geplant – die Stämme im Kampf gegen die Dämonen vereinen und führen. Stattdessen sind sie verschwunden, und der Spürer übernahm die Streitkräfte von Chiarron und fiel uns in den Rücken. Unser Feind ist also jetzt der Spürer, und auf die Hilfe der anderen Stämme können wirwohl nicht zählen. Die Ava und Teshante im Westen tragen jetzt das Zeichen des Lindwurms, und die Stämme im Westen sind verstreut und auf der Flucht. Wir sind auf uns allein gestellt … das heißt, wir waren es. Jetzt bist du hier und veränderst die Lage.«
    »Ich?«, fragte Sonja verstört. »Wie denn?«
    »Indem du die Kräfte des Landes weckst.«
    Ein Murmeln lief durch die Reihe der Leute. »Ist das dein Ernst?«, fragte ein älterer Mann.
    »Ich bin davon überzeugt.« Ganna nickte. »Sie reitet auf einem Boten der Göttin, und das Wolfskopfamulett hat sie erwählt. Schon bei ihrem ersten Besuch wurde sie von Erdgnomen angegriffen, aber ein Troll hat sie gerettet. Ein Troll, Marus! Wann hast du zum letzten Mal davon gehört, dass ein Troll sich in der Nähe eines Menschen auch nur bewegt hätte? Das ist viele Jahre her! Und diesmal hat sie das Kleine Volk getroffen, und diese Begegnung war kein Zufall. Etwas ist in Bewegung geraten – die Alten Völker erwachen und kommen aus der Verborgenheit.«
    Sonja zögerte und wagte dann doch, die Frage zu stellen. »Wer sind denn die Alten Völker? Die Trolle?«
    »Trolle, Gnome, das Kleine Volk, Windläufer, Steppenjäger und viele andere. Kurz gesagt: alle nichtmenschlichen Völker des Landes. Jedes Volk lebt in seinem eigenen Stammesgebiet oder tat das zumindest, bis die Dämonen kamen. Dadurch geriet das Gleichgewicht durcheinander. Viele flohen nach Westen und verbargen sich unter der Erde oder in den Wäldern. Andere verschwanden ganz. Und nun herrscht Unruhe – eigentlich hätten sich unsere Wege nicht vermischen sollen, aber wir brauchen die Hilfe der Alten Völker. Wir wollten nach Osten ziehen und dort gegen den Feind kämpfen, der uns alle bedroht – aber nunsitzt der Feind mitten in unserem Land, und die Bedrohung kommt von zwei Seiten. Wenn wir uns nicht mit den Alten Völkern verbünden, kann es passieren, dass sie ein Bündnis mit dem Spürer eingehen und schließlich gegen uns kämpfen, um wieder eigenes Land zu bekommen. Das darf niemals geschehen. Und deshalb ist es so wichtig, dass sie sich dir gezeigt haben.«
    Eine Frau beugte sich nach vorne. »Dieser Seelentausch, Ganna. Was ist damit gemeint? Ich habe dieses Wort noch nie gehört. Ist es gut oder schlecht?«
    Sonja spitzte die Ohren.
    »Es ist ein gegenseitiges Erkennen«, antwortete Ganna. »Zwei Lebewesen begegnen einander und ihre Seelen verschmelzen für kurze Zeit zu einer Einheit. Dann trennen sie sich wieder. So etwas kann zwischen Mann und Frau geschehen, aber auch zwischen Altem Volk und Menschenkind. Es hat nichts mit dem Körper zu tun und dient nur einem Zweck: dem gegenseitigen Verstehen. Es ist eins der größten Geschenke der Göttin.«
    »Aber es nützt uns nichts«, sagte der Mann namens Marus missmutig. »Wie sollen uns die Alten Völker helfen können? Das Kleine Volk kann nicht kämpfen, und wer weiß schon, was die Trolle wirklich planen? Vielleicht bringt uns dieses Kind aus der fremden Welt den Untergang!«
    »Und dafür schickt Aruna einen ihrer Boten?«, gab Ganna zurück. »Hast du schon vergessen, dass der Spürer Nachtfrost töten und Sonja in seine Gewalt bringen wollte? Er wollte das Wolfskopfamulett haben – um jeden Preis. Also weiß er, dass ihm aus dieser Richtung Gefahr droht.«
    »Oder auch nicht«, sagte Marus. »Immerhin wollte die Verräterin Veleria, dass das Amulett nach Chiarron kommt. Zu unseren Feinden!«
    Einige der Wölfe knurrten laut. Ganna runzelte die Stirn. »Ghadan und Aletheia waren nicht unsere Feinde. Sie –«
    »Der Spürer diente ihnen, oder nicht?«
    »Ich glaube nicht, dass er ihnen noch immer dient«, sagte eine junge Frau, die zwischen zwei Wölfen saß. »Ich glaube, er hat sie töten lassen. Der Spürer war immer unser Feind,

Weitere Kostenlose Bücher