Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
Aktivitäten der weißen Anzüge beobachteten, und drehten sich um, sobald Natalies Auto um die Ecke kam.
»Da ist jemand an unserem Haus. Da ist ein schwarzes Auto.«
»Ich hab selbst Augen im Kopf, Kyra.«
»Was macht es da?«
»Steig aus.« Natalie zog die Handbremse an und zeigte den Neugierigen beim Aussteigen den Stinkefinger.
»Was hast du denn angestellt, Nat?«
»Verpisst euch.« Sie stieß Kyra so fest durch die Haustür, dass sie hinfiel. Natalie zerrte sie am Arm hoch. »Pass gefälligst auf, wo du hintrittst.«
Die Tür knallte zu.
In dem schwarzen Auto hatten zwei Personen gesessen, das hatten sie beide gesehen. Jetzt sah Natalie ihre Umrisse, auf der anderen Seite der verglasten Haustür.
»Geh nach oben, Kyra.«
»Ich will …«
»Kyra …«
Kyra floh.
Natalie drehte sich um und wartete auf das Klingeln.
»DS Nathan Coates, DC Dawn Lavalle. Mrs Combs?«
»Nein. Ms.«
»Entschuldigung … Ms Natalie Combs?«
»Das wissen Sie doch, verdammt.« Sie hielt ihnen die Tür auf. Im Wohnzimmer gab es keinen Stuhl, auf dem nicht etwas lag. Natalie schob einfach ein paar Sachen auf den Boden. »Es geht ja wohl um nebenan. Möchten Sie Kaffee?«
»Danke, das wäre nett. In diesem Job kann man glatt verdursten.«
»Ach nee.« Natalie ging in die Küche. Dabei schaute sie die Treppe hinauf. »Kyra, was hab ich gesagt?«
Ein kleines, schlurfendes Geräusch war zu hören, dann das Schließen von Kyras Tür.
Als sie zurückkam, blickte der Hässliche aus dem Fenster nach nebenan.
Die Polizistin betrachtete ein Foto von Kyra in einem burgunderfarbenen Taftkleid als Brautjungfer bei der Hochzeit von Natalies Schwester. »Wie alt war sie da, Natalie?«
»Von Natalie hab ich nichts gesagt.«
»Entschuldigung … Ms Combs.«
»Vier. Sooo hübsch.«
»Sehr. Sie müssen stolz auf sie sein.«
Natalie warf ihr einen Blick zu. »Also, machen Sie schon. Es geht um nebenan – man muss ja kein Genie sein, um darauf zu kommen.«
»Stimmt. Wir haben ein paar Fragen an Sie, aber dann müssen wir auch noch mit Kyra reden.«
»O nein, das lass ich nicht zu, sie ist ein Kind.«
»Und sie war ziemlich regelmäßig drüben bei Miss Sleightholme, hab ich gehört?«
»Ich würde nicht sagen, regelmäßig. Das hab ich nicht erlaubt.«
»Warum nicht?«
»Tja, man weiß ja nie, oder? Jemand, der allein lebt, die ganze Zeit ein kleines Kind um sich hat … nicht sehr normal, oder?«
»Fanden Sie, dass an Edwina etwas nicht sehr normal war?«
»Gott, wie komisch … Hab nie gewusst, dass sie so heißt. Ed wurde sie genannt. Nie anders als Ed.«
»Und wie kam sie Ihnen vor – Ed?«
Natalie zuckte die Schultern.
»Aber Sie haben Kyra allein zu ihr gehen lassen?«
Natalie zuckte erneut die Schultern.
»Wie oft, würden Sie sagen. Einmal pro Woche? Dreimal pro Woche?«
»Ich hab doch gesagt, nur … manchmal.«
»Einmal im Monat?«
»Was glauben Sie denn, dass ich’s im Kalender angestrichen hab, oder was, verdammt?«
»Ist sie dann einfach rübergegangen, oder hat Ed sie eingeladen?«
Natalie seufzte und zündete sich eine Zigarette an. Was hätte sie nur getan, wenn sie damit nicht wieder angefangen hätte?
»Kyra hat dauernd gequengelt, rübergehen zu dürfen, und meistens hab ich’s nicht erlaubt.«
»Warum?«
»Na ja, weil’s lästig ist, wenn einen ständig ein Kind von nebenan nervt, muss so sein …«
»Ist sie jemals hingegangen, ohne Sie zu fragen?«
»Sie ist listig, die Kyra, hat es geschafft, rauszuschlüpfen … hat mich wütend gemacht.«
»Warum?«
»Weil ich’s nicht leiden kann, wenn sie ungehorsam ist, deswegen.«
»Kein anderer Grund … der mit Ed zu tun hat?«
»Also, wenn ich es gewusst hätte, zum Teufel, wäre sie doch nicht mal in die Nähe gekommen. Für was für eine Art Mutter halten Sie mich?«
»Aber Sie wussten es nicht. Oder?«
»Natürlich wusste ich es nicht, verflucht!«
»Gut, ist ja in Ordnung, Natalie. Worauf ich hinauswill … War da irgendwas an Eds Verhalten, das Sie beunruhigt hat … oder hat Kyra jemals etwas gesagt … vielleicht nur angedeutet?«
»Nein.«
»Überhaupt nichts, an das Sie sich erinnern können?«
»NEIN. Ich hab NEIN gesagt. War’s das jetzt?«
Sie standen auf. »Wenn Ihnen noch irgendwas einfällt …« Der Rotschopf.
»Wird es nicht.«
»Na gut, vielen Dank für Ihre Zeit.«
»Wir werden auch mit Kyra reden müssen. Jemand wird anrufen, um einen Termin zu vereinbaren. Ich werde eine Kollegin vom
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