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Der Seelenfänger (German Edition)

Der Seelenfänger (German Edition)

Titel: Der Seelenfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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ja, um jemanden zu retten. Tief in seinem Innern wusste er, dass das Quatsch war, doch nun steckte er schon zu tief in dem Schlamassel, um umzukehren.
    Sascha zeichnete einen Kreis in den Staub des Fußbodens. Was das Bettlaken betraf, so nahmen sie einen alten Möbelschonbezug, den Mo mit Nägeln an den Türrahmen des Durchgangs befestigt hatte, der in das Hinterzimmer des ehemaligen Trödelladens führte. Die Nägel zu lösen ging nicht ohne schmerzende Finger und etliche Flüche, aber am Ende hatten sie das erforderliche Tuch.
    »Schließlich steht ja nirgendwo geschrieben, dass es ein sauberes Bettlaken sein muss«, meinte Rosie.
    Vielleicht lag es an Saschas unzureichenden Hebräischkenntnissen, jedenfalls hatte er Großvater Kesslers Büchern nicht entnehmen können, was mit dem Bettlaken genau zu tun war. Sascha hatte nur so viel verstanden, dass man es in den Kreis mitnehmen sollte. Also legte er es zuerst innerhalb des Kreises einfach auf den Boden.
    Rosie schlug die Ecken des Tuches so ein, dass sie den Kreis nicht berührten – auch das war in den kabbalistischen Büchern beschrieben. Dann trat sie aus dem Kreis und betrachtete das Ganze.
    »Was soll das bewirken?«, fragte Lily von ihrem Platz am Fenster aus.
    »Der Dibbuk soll dahinter erscheinen.«
    »Aber … da gibt’s doch kein Dahinter.«
    »Vielleicht hätten wir das Tuch vor dem Durchgang hängen lassen und den Kreis davor zeichnen sollen«, gab Rosie zu bedenken. Aber die Vorstellung, das Tuch hochheben zu müssen, während der Dibbuk irgendwo aus dem Gerümpel des Hinterzimmers hervorschauen könnte, gefiel keinem von ihnen.
    Schließlich einigten sie sich auf einen Kompromiss. Sie trugen Stühle in die Kreismitte und legten das Tuch darüber, sodass eine Art Zelt entstand. Sascha erinnerte das an die geheimen Buden, die er, als er noch klein war, an Regentagen gemeinsam mit seiner Schwester unter Tischen und Stühlen gebaut hatte. Zwar wirkte die dunkle Höhle unter dem Tuch immer noch unheimlich, aber wenigstens würde der Dibbuk dann nicht im ganzen Zimmer herumhuschen.
    Sascha besserte die Kreislinie aus, die beim neuerlichen Ausbreiten des Tuches doch arg gelitten hatte. Dann warf er einen letzten Blick in die Zauberbücher.
    »Oh nein! Hier steht, man müsse den Dibbuk auch mit Speisen versorgen.« Aufgeregt blätterte er die anderen Bücher durch. »In den anderen steht nichts von Speisen. Was machen wir denn jetzt?«
    »Keine Sorge!«, sagte Rosie und holte aus ihrem Mantel ein in Zeitungspapier eingewickeltes Päckchen.
    »Was ist das?«, fragte Sascha.
    »Cannoli.«
    »Woher weißt du, ob Dibbuks italienisches Essen mögen?«
    »Ich möchte keinem die eigene nationale Küche madig machen«, sagte Rosie, »aber ihr dürft mir glauben: Sogar ein Dibbuk wird eine trockene jüdische Nudelkugel für einen Cannolo von Ferrara’s stehen lassen!«
    Lily, die drüben an der Tür stand, schien gegenüber dieser Behauptung ebenso skeptisch zu sein wie Sascha. Tatsächlich hatte sie aber praktische Sorgen. »Mag schon sein, aber wir wissen ja nicht einmal, ob Dibbuks Finger haben. Solltest du deine Süßigkeit nicht lieber auspacken?«
    »Gute Idee.« Rosie löste die Schnur und entfaltete das Papier. Zum Vorschein kam das herrlichste Gebäck, das Sascha je gesehen hatte.
    »Woher hast du das?«, fragte Lily in einem Tonfall, der etwas Ehrfürchtiges hatte.
    »Was ist das doch gleich?«, erkundigte sich Sascha.
    Rosie schenkte ihnen den mitleidigen Blick, den New Yorker sonst für Touristen haben. »Ihr beide müsst öfter mal ausgehen.«
    Lily seufze tief, als die herrlichen Cannoli unter dem Tuch verschwunden waren, und sagte: »Sei’s drum. Was kommt als Nächstes?«
    »Ich soll ein Geheimzeichen machen und dazu sagen ›Geist der unsichtbaren Welt, Gefangener des Chaos, ich, Sascha, Sohn des Soundso, beschwöre dich, komm herbei. Iss und lass es dir wohl sein.‹«
    Sascha sprach die Worte der Beschwörungsformel.
    Nichts geschah.
    Lily hustete. Sascha zuckte zusammen.
    »Tut mir leid«, sagte sie, »aber du hast, glaube ich, das Geheimzeichen vergessen.«
    »Oh, stimmt.«
    Doch auch als er die Formel sprach und das Zeichen dazu machte, geschah nichts.
    Sie warteten eine Minute lang.
    Immer noch nichts.
    »Versuch es mal mit der linken Hand«, schlug Rosie vor.
    Sascha machte das Zeichen mit der linken Hand.
    Wieder nichts.
    »Oder vielleicht rückwärts?«, riet Lily. »Kannst du das auch rückwärts?«
    »Ich gehe heim!«, verkündete

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