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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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bugsieren?“, hörten sie einen grobschlächtigen Fuhrknecht schimpfen, der ächzend ein Fass vor sich her schleppte. Die derben Worte galten zwei drallen jungen Mägden mit dicken, blonden Zöpfen, die vor einem der unzähligen Eingänge der Lagerhalle standen und sich munter unterhielten.
    „Warum auf einmal so stinkig, Melchior? Gestern noch hat dir mein Hintern ganz gut gefallen“, lachte das eine Mädchen, worauf auch das andere in lautes Kichern ausbrach.
    „Blöde Kuh“, schnaufte Melchior böse und schob sich ächzend an den beiden vorbei.
    Auf dem Hof herrschte lebhaftes Treiben. Zahllose Personen gingen den unterschiedlichsten Tätigkeiten nach.
    Unzählige Kisten, Fässer, Säcke, Ballen und Packen reihten sich, sorgfältig aufeinandergestapelt oder nebeneinandergestellt, an den Seiten des Hofes. Andere lagen und standen in chaotischem Durcheinander über weite Flächen hinweg verteilt, bis sich eine ordnende Hand ihrer erbarmte. Ein mächtiger vierrädriger Wagen, beladen mit Kisten, wartete darauf, entladen zu werden. In schwindelnder Höhe kragte das Gebälk eines Flaschenzuges aus der Mauer des Haupthauses; an dem daran befindlichen Seil wurde soeben eine der Kisten nach oben gezogen, um in einer riesigen Speicherluke zu verschwinden.
    Inzwischen war man auf die Besucher aufmerksam geworden, die mittlerweile den Hof durchquert hatten und aus den Sätteln gestiegen waren. Ein gut gekleideter Mann eilte herbei. Es war Hans von Grein, der persönliche Syndikus des Schmelzers. Devot verbeugte er sich und begrüßte die Gäste.
    „Seid herzlich willkommen in Steyr, edle Dame, edle Herren. Ich bin beauftragt, Euch in die Gästehalle zu geleiten. Herr von Schmelzer lässt ausrichten, dass er mit den anderen Herrschaften sogleich kommen wird. Für Eure Soldaten, Graf Saurau, steht eine Mahlzeit in der Gesindehalle bereit. Wenn ich bitten dürfte …“ Abermals verbeugte sich der Syndikus tief.
    Wenige Augenblicke später betraten sie von Hans von Grein geleitet den im Haupthaus gelegenen Gästesaal, der sich unmittelbar an das Hauptkontor anschloss.
    Die Halle wäre selbst den gediegensten Ansprüchen eines Fürsten gerecht geworden. Der mit Platten aus seltenem Marmor geflieste Boden glänzte im Licht der Nachmittagssonne. Ihre Strahlen fielen durch hohe, mit Butzenglasscheiben versehene Fenster – eine Rarität, über die nur wenige Bauten verfügten. Schlanke Säulen stützten die mit Eichenholz getäfelte Decke. Kostbare Teppiche und reich verzierte Truhen, mit aufwendigen Intarsienarbeiten versehen, reihten sich an den Wänden, während die Mitte des Raumes ein gewaltiger Tisch dominierte; zwei Reihen wuchtiger Stühle flankierten die beiden Längsseiten. Aus kunstvoll gedrechselten Rundhölzern gefertigt, die hohen Lehnen mit filigranem Schnitzwerk verse-hen, fügten sie sich harmonisch in das Gesamtbild des Saales. Die weichen, in samtenem Grün schimmernden Sitzkissen luden geradezu ein, sich auf ihnen niederzulassen. Auf der polierten, mit Einlegearbeiten verzierten Tischplatte stand ein riesiger, mehrarmiger Leuchter aus purem Silber; allein dieser mochte ein Vermögen wert sein.
    Kaum dass die Admonter von ihm in den großen Saal geleitet worden waren, räusperte sich Hans von Grein und verbeugte sich zum dritten Mal.
    „Verzeihung, edle Gäste, aber ich bitte noch einmal demütigst um ein wenig Geduld. Wie ich schon sagte: Herr von Schmelzer lässt sich für den Augenblick entschuldigen. Ich selbst werde leider im Hauptkontor gebraucht. Soeben ist eine größere Lieferung Barchent eingetroffen, die nur ich überprüfen kann. Wenn Ihr es Euch derweil bequem machen wollt“, bat der Syndikus, deutete mit einer galanten Geste seiner Rechten auf die bequemen Sitzpolster, die sich um den Kamin herum gruppierten, und verließ mit hochwichtiger Miene den Saal.
    „Eitler Pfau“, murmelte der Saurauer und ließ sich auf einer der Sitzgelegenheiten nieder.
    Metschacher folgte achselzuckend seinem Beispiel, während sich Nikolaus Schinopl und Arnim von Hallstatt an eines der geöffneten Fenster begaben, um das Treiben auf dem Marktplatz zu beobachten.
    Wolf und Katharina waren in eine geräumige Nische getreten, die sich nahe der Tür befand, um einen dort an der Wand befindlichen bunten Teppich in Augenschein zu nehmen.
    Plötzlich hallte vom Flur her das Geräusch sich nähernder Schritte durch die geöffnete Tür, und gleich darauf betrat Jakob von Schmelzer den Saal.
    „Ich bitte um

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