Der Seelenhändler
Vergebung“, rief er so laut, dass es durch den ganzen Saal hallte, „aber dringende Geschäfte – Ihr versteht. – Seid herzlich willkommen – ehrwürdiger Prior, verehrter Graf. – Auch Euch einen guten Tag, Herr von Hallstatt – ah, da ist ja auch Hochwürden Schinopl; herzlich willkommen.“ Schmelzer wirkte gehetzt und reichlich nervös; er schien ganz außer Atem zu sein.
„Der Herr vergelte Euch den freundlichen Empfang, den Ihr uns bereitet, Herr von Schmelzer. Habt auch Dank für die schnelle Benachrichtigung“, entgegnete Prior Metschacher freundlich, wenn auch förmlich.
„Sagt, verehrter Prior, ich vermisse Herrn von der Klause. Ihr habt ihn nicht mitgebracht?“, fragte Schmelzer leicht befremdet.
In diesem Augenblick traten Wolf und Katharina aus der Nische.
„Verzeiht, aber Ihr konntet uns nicht sehen. Die edle Dame und ich, wir standen dort hinten und betrachteten einen Eurer Teppiche“, antwortete Wolf anstelle des Priors.
Überrascht wandte Schmelzer den Kopf. „Oh, Herr von der Klause – ah, und da ist ja auch das edle Fräulein von Klingfurth! Herzlich willkommen in Steyr.“ Er machte eine tiefe Verbeugung. Diesmal fiel sein Gruß noch eine Spur freundlicher aus, was sicherlich der Gegenwart Katharinas zuzuschreiben war, die dem Kaufmann freundlich zulächelte.
„Ich habe einen Willkommenstrunk für Euch vorbereiten lassen. Allerdings möchte ich ihn erst kredenzen, wenn auch die übrigen Herrschaften da sind. Sie müssten gleich kommen“, wandte sich Schmelzer an seine Gäste.
Er hatte kaum ausgesprochen, als auch schon erneut das Geräusch von Schritten in die Halle drang und die soeben Genannten eintraten. Es handelte sich um die gleiche Abordnung der Steyrer Eisenkooperative, die vor wenigen Wochen Gäste des Saurauers auf Gallenstein gewesen war.
Während man die üblichen Begrüßungsfloskeln austauschte, bemerkte Wolf, wie von Schmelzer mit leicht ungeduldiger Miene zur Tür hinblickte. Offenbar schien er noch jemanden zu erwarten. Dann jedoch entspannten sich seine Züge – ein unverbindlich lächelnder Hans von Grein führte einen hochgewachsenen, schlanken Mann mit glatt rasiertem Gesicht und streng nach hinten gekämmtem schwarzem Haar in den Saal. Der kostbaren Kleidung nach, in der er steckte, musste es sich um eine reiche, hochgestellte Persönlichkeit handeln. Was jedoch besonders ins Auge stach, war sein markantes kantiges Gesicht. Geprägt von einer außerordentlich kühn geschwungenen Nase, dichten buschigen Augenbrauen und einem schmalen blassen Mund, verlieh es ihm ein asketisches, fast hartes Aussehen.
Jakob von Schmelzer übernahm es, den Fremden den Admontern vorzustellen; die Steyrer kannten ihn bereits.
„Erlaubt, Herrschaften, dass ich Euch mit Giacomo Polo bekannt mache. Er ist der Vetter Lodovico Polos und …“ – er hielt kurz inne – „… von den Familien der Entführten beauftragt, die von den … von den Verbrechern verlangten … Modalitäten, das Lösegeld betreffend … in die Wege zu leiten. Er wird … er wird uns auch einiges dazu sagen“, brachte er stockend den Satz zu Ende. „Übrigens: Signor Polo spricht unsere Sprache perfekt“, beeilte er sich noch hinzuzufügen. Offensichtlich fiel es ihm nicht gerade leicht, die Sache anzusprechen, derentwegen man sich heute in seinem Hause traf.
Nacheinander stellte er dem Venezianer daraufhin mit der ihm eigenen Noblesse die Gäste aus Admont vor. Während sich diese bei der Nennung ihres Namens jeweils freundlich verneigten, nickte Polo dagegen nur mürrisch mit dem Kopf; einzig bei Katharina von Klingfurth huschte ein freundlicher Schimmer über seine Gesichtszüge.
Nachdem das Vorstellungsprozedere vonseiten des Hausherrn beendet war, ergriff der Prior das Wort. „Seid herzlich willkommen, Signor Polo. Ich bedaure aufrichtig, dass es nicht angenehmere Umstände sind, die uns das Vergnügen gewähren, Euch kennen zu lernen. Wir alle hoffen, dass diese unerquickliche Angelegenheit ein schnelles Ende findet und Euer Vetter und seine Begleiter bald wieder gesund in unserer Mitte sind“, wandte er sich an den Venezianer.
Giacomo Polo hatte sowohl das Vorstellungsprozedere als auch die Willkommensworte des Priors mit regloser, fast steinerner Miene über sich ergehen lassen; wieder war ein knappes Kopfnicken offenbar das Äußerste, wozu er sich entschließen konnte. Ansonsten zog er es vor, zu schweigen.
Metschacher zeigte sich über diese Unhöflichkeit, die einen
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