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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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ein stählernes Klirren. Das Schwert hatte ihn nur um Haaresbreite verfehlt und mit voller Wucht den steinigen Boden getroffen. Fun-ken stoben auf.
    Hanno von Rieden!
    Wie es dem Grafen gelungen war, in seinen Rücken zu kommen, war Wolf ein Rätsel. Doch im Moment machte es keinen Sinn, darüber nachzudenken …
    … denn schon drohte der nächste Hieb.
    Instinktiv riss Wolf die Armbrust nach oben, hörte ein hartes und trockenes Knacken, sah durch die Luft wirbelnde Splitter aus Horn und Holz … und spürte einen brennenden Schmerz in der linken Schulter! Das Schwert des Riedeners hatte das eine Ende der Armbrust durchschlagen und war mit voller Wucht, wenn auch glücklicherweise mit der flachen Seite des Stahls, gegen seine linke Schulter geprallt.
    Wolf spürte, wie ihm der Arm schwer wurde und ihm den Dienst zu versagen drohte. Seine Rechte fuhr zum Gürtel, um das Schwert zu ziehen. Vergeblich. Es gelang ihm nicht. Schuld daran war der stählerne Geißfuß, den er über der Scheide eingehängt hatte. Geistesgegenwärtig wich er einem erneuten Hieb des Riedeners aus. Dann packte er den Bügel des Spannwerkzeugs und riss es aus dem Gürtel. Wieder fetzte die Waffe des Grafen um Haaresbreite an ihm vorbei, wobei dieser, vom Schwung des Hiebes mitgerissen, allerdings kurz strauchelte. Wolf nutzte die kurze Unsicherheit seines Gegners, um den Abstand zwischen sich und ihm zu vergrößern. Im selben Moment nahm er aus den Augenwinkeln heraus jedoch eine neue Gefahr wahr – vom Ausgang des Gewölbes her stürmte Basilius heran; seine Rechte schwang das Schlagholz. Wolf überlegte nur kurz, welchem seiner Gegner er sich zuerst zuwenden sollte – dann fiel seine Entscheidung. Er riss den stählernen Geißfuß, den er noch immer in der Hand hielt, nach oben, schwang ihn über seinem Haupt und schleuderte ihn aus der Drehung heraus mit aller Kraft dem Riedener entgegen.
    Ein dumpfes Knirschen, das Geräusch splitternder Zähne und ein schriller Schrei.
    Als sei er gegen eine unsichtbare Mauer geprallt, hielt der Graf mitten im Ansturm inne. Er ließ sein Schwert fallen, brach in die Knie und schlug beide Hände vors Gesicht. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Er rappelte sich wieder auf, machte sogar noch einige Schritte, dann stolperte er jedoch und ging erneut zu Boden.
    Wolf wollte die Chance nutzen, doch dazu blieb ihm keine Zeit mehr. Denn schneller als gedacht, war auch schon Basilius herangekommen und holte aus. Wie zuvor beim Grafen konnte Wolf dem Schlag des Mönchs gerade noch rechtzeitig ausweichen mit dem Ergebnis, dass die Wucht des fehlgeschlagenen Hiebs Basilius taumeln ließ. Gleichzeitig wurde er gewahr, wie der Riedener wieder auf die Beine zu kommen suchte und nach der neben ihm liegenden Waffe griff. Wolf reagierte instinktiv. Blitzschnell rollte er sich ab und brachte sich dadurch in den Rücken des knüppelschwingenden Mönchs. Noch im Drehen zog er sein Schwert und ließ es mit furchtbarer Wucht auf Basilius’ Hinterkopf niedersausen, der wie ein gefällter Baum auf die Erde stürzte.
    Der Anblick des zu Boden gestreckten Mönchs steigerte die verzweifelte Wut des Riedeners ins Unermessliche und ließ ihn seine Kräfte noch einmal bündeln. Mit gezückter Klinge und einem tierischen Schrei trat er um die Leiche von Basilius herum, bückte sich und griff sich den am Boden liegenden Knüppel. In der Rechten das Schwert, in der Linken das Schlagholz, ging er langsam in gebückter Haltung und humpelnd auf Wolf zu. Dabei ächzte und stöhnte er vor Wut und Schmerz. Tödlicher Hass brannte in seinen Augen, Blut troff an ihm herab. Der Geißfuß hatte ihn grausam zugerichtet. Seine Kinn- und Mundpartie bestand nur noch aus rohem Fleisch, zertrümmerten Knochen und blutig gefärbtem Barthaar. Außerdem musste er sich bei seinem Sturz zusätzlich auch noch eine Verletzung am Bein zugezogen haben.
    Ganz gegen seinen Willen rang seine Zähigkeit Wolf eine gewisse Bewunderung ab, doch in diesem Zustand stellte der Graf keinen Gegner mehr für ihn dar.
    „Bleib stehen und lass die Waffe fallen!“, befahl er.
    „Warum sollte ich es dir erleichtern, mich abzuschlachten? Wenn du mein Schwert haben willst, dann hol es dir“, stieß Hanno hervor, wobei seine Worte aufgrund der schweren Verletzung im Gesicht kaum zu verstehen waren.
    „Du irrst. Ich werde dich nicht abschlachten. Jetzt nicht mehr. Du wirst nicht einfach so aus dem Leben scheiden. Du wirst dich vor einem Richter verantworten. Und sei

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