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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Riedener mit einem kurzen, erstickten Röcheln kraftlos zur Seite kippte. Sowohl die tödliche Enge um seinen Hals als auch der auf seinem Rücken lastende Druck waren auf einen Schlag gewichen, doch Wolf gelang es nur mühsam, sich langsam aufzurichten. Eine Weile rang er hustend und würgend nach Atem, dann spürte er endlich, wie wieder ausreichend Luft in seine Lungen strömte. Langsam stand er auf, machte einige unsichere Schritte nach vorne, und während er sich keuchend und an allen Gliedern zitternd an die Gewölbemauer lehnte, fiel sein Blick auf den Riedener.
    In einer großen Blutlache liegend, starrten seine weit aufgerissenen Augen ins Leere. Aus seinem Hals ragte das gefiederte Ende des Bolzens, dessen restlicher Teil tief ins Innere seines Hauptes eingedrungen war und ihn auf der Stelle getötet haben musste.
    Erschöpft stieß sich Wolf von der Mauer ab. Obwohl er allen Grund gehabt hätte, sich über seinen Sieg zu freuen, fühlte er sich leer und unsäglich müde. Mit noch immer unsicheren Schritten strebte er langsam schlurfend dem Ausgang des Torgewölbes zu. Seine rechte Hand brannte noch immer vor Schmerz, während der linke Arm mittlerweile taub an seiner Seite herabbaumelte.
    Er trat aus dem schattigen Torgewölbe auf den breiten sonnenbeschienenen Zufahrtsweg hinaus und sah sich um.
    Links von ihm standen friedlich grasend die beiden Pferde, die er an den Sträuchern festgebunden hatte. Als er sie sah, stahl sich ein leises Lächeln auf seine Züge. Er machte einige Schritte auf die Tiere zu, bis sein Blick, unweit der Stelle, wo die Pferde standen, auf einen Teil der Umfassungsmauer fiel. Von der Mauer hing ein Seil herunter, und weiter oben machte er einen Balken aus, der ein Stück weit aus dem Mauerwerk ragte. Der daran befestigte Strick endete etwa drei Ellen über dem Boden.
    Plötzlich begriff Wolf, wie es dem Riedener möglich gewesen war, das Innere der Ruine zu verlassen. Nur hatte er es schlicht für unmöglich gehalten, dass er diesen Weg nehmen könnte, denn auf der Mauer entlangzukriechen war ein gefährliches Unterfangen, verlängerte das baufällige Gemäuer doch noch zusätzlich den Felsen, der auf drei Seiten gefährlich schroff in die Tiefe stürzte. Dennoch hatte der Riedener die Gefahr nicht gescheut. Offensichtlich hatte er irgendwo im Burghof die Umfassungsmauer erklommen und sich dann dort, wo das Seil von der Mauer hing, wieder hinuntergelassen. Doch weder das mit Basilius verabredete Ablenkungsmanöver noch sein eigener Wagemut hatten dem Grafen genützt. Am Ende war es doch an ihm, Wolf, gewesen, den letzten Spielzug auf dem Schachbrett des Schicksals zu tun. Und, weiß Gott, er hatte die Gelegenheit genutzt.
    Das Spiel war entschieden, der Schnitter geschlagen.
    Endgültig!
    Wolf holte tief Atem und ließ die herrliche Luft des jungen Morgens in seine Lungen strömen. Reine, frische, würzige Luft, die nach Sommer und Leben duftete.
    Und während er noch immer zu dem Balken blickte, an dem das Seil herabhing, bemerkte er auf einmal, wie ein Bündel Sonnenstrahlen das obere Mauerstück mit einer Aura gleißenden Lichtes umgab.
    Es war wie eine Verheißung, dass das Leben zurückkehrte.
    Kurz darauf erreichte ihn die Bestätigung dafür in Form eines rhythmisch klopfenden Geräusches, das plötzlich hinter ihm ertönte.
    Als er sich umdrehte, sah er, wie sich von Westen her eine Schar Berittener näherte.
    Allen voran eine Reiterin, in deren blondes Haar die Sonne golddurchwirkte Strähnen hineinwob.
    Katharina.
    Sie winkte ihm zu.
    In diesem Augenblick erkannte Wolf, dass das Leben nicht zurückkehrte …
    … sondern erst begann!
    Er hob seine Rechte, winkte zurück – und fing dann an zu laufen.
    Der Zukunft entgegen.
    Und dem Leben.

NACHWORT DES AUTORS
    Fiktion und Realität
    Wie viele historische Romane ist auch »Der Seelenhändler« eine Mischung aus Fiktion und realem Geschehen. Den Rahmen für die frei erfundene Handlung bildet die politische, gesellschaftliche sowie die geistig-religiöse Situation, wie sie sich im Spätmittelalter gegen Ende des 14. Jahrhunderts im Herzogtum der Steiermark darstellte. Einige der in diesem Roman erwähnten Personen haben wirklich gelebt, andere, so auch die beiden Hauptfiguren Wolf von der Klause und Katharina von Klingfurth, sind meiner Fantasie entsprungen. Und wenngleich auch die in diesem Roman agierenden historischen Persönlichkeiten wirklich gelebt haben, so ist natürlich die Art und Weise, wie sie denken,

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