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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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nach den Mördern Arnulfs und seiner Familie weiterbringen würden. Doch bislang gab es lediglich eine Aussage, die es wert zu sein schien, weiterverfolgt zu werden. Obwohl sie von Alfons stammte, einem Schweinehirten aus der Buchau, der von jedermann als nicht ganz richtig im Kopf angesehen wurde. Wer ihn kannte, wunderte sich allerdings nicht darüber, denn was Alfons in seinem Leben alles an Bier und schlecht gebranntem Schnaps in sich hineingeschüttet hatte, ließ so manch wackeren Liebhaber berauschender Getränke vor Ehrfurcht erstarren.
    Vor wenigen Tagen erst hatte Wolf mit dem Hirten in dessen Kate ein Gespräch geführt.
    „Du bist also am Tag vor der Tat zwei Fremden begegnet, die dir unheimlich vorkamen? Wo genau?“, hatte er auf eine Bemerkung des Schweinehirten hin nachgehakt.
    „Bei den drei Buchen“, lautete die prompte Antwort des Schweinehirten und meinte damit eine Baumgruppe, die eine Wegkreuzung markierte. Auf einem der drei Pfade, die sich dort schnitten, gelangte man in das Tal, in dem die Köhlerfamilie gewohnt hatte.
    „Was war es denn, das dir so unheimlich an den beiden vorkam?“
    Der zahnlose Mund in Alfons’ verfilztem Bartgesicht verzog sich zu einem geheimnisvollen Grinsen. Gleichzeitig hob der Hirt verschwörerisch einen vor Schmutz starrenden Zeigefinger.
    „Nun, Ihr müsst wissen, Herr von der Klause – einer von ihnen muss der Teufel gewesen sein“, flüsterte er aufmerksamkeitheischend.
    „Aha, der Teufel“, entgegnete Wolf trocken.
    „Ja, der Gottseibeiuns“, bestätigte Alfons und nickte heftig mit dem Kopf. „Es war der Ältere der beiden, er hatte nämlich nur noch zwei Finger an seiner Rechten. Seht Ihr, so.“ Alfons hielt Wolf seine rechte Hand unter die Nase, wobei er Zeige-, Mittel- und Ringfinger nach unten abgeknickt hielt.
    „Verstehe, der Teufel hat deiner Meinung nach also nur zwei Finger an seiner Rechten?“, hakte Wolf ungerührt nach, während er tief in seinem Innersten seufzte.
    „Nein, nein, das allein ist es nicht, Herr“, widersprach Alfons. „Ihr hättet sehen sollen, wie er mit der verkrüppelten Hand auf seiner Flöte spielte. Als ob sie verhext wären, so schnell griffen die Finger.“
    „Er spielte auf einer Flöte?“, vergewisserte sich Wolf verblüfft und belustigt zugleich.
    „Ja. Und ich sage Euch, nur der Teufel beherrscht die Kunst, so zu spielen.“
    „Und wie kam es dazu, dass er dir vorspielte?“
    „Sie fragten mich, ob ich ihnen den Weg nach Ardning weisen könne. Ich fragte sie, was sie mir dafür geben würden. Da lachte der Ältere und zog eine Flöte unter seinem Umhang hervor. Dann sagte er mir, sie seien zwar Handelsreisende, aber sie hätten selbst keinen Pfennig, da die Geschäfte schlecht liefen. Aber er könne mir auf seiner Flöte etwas vorspielen, das sei doch auch ein schöner Lohn.“
    „Das heißt, du beschriebst ihnen den Weg nach Ardning, und er bedankte sich mit einem Ständchen?“
    Alfons kicherte und nickte eifrig mit dem Kopf. „Ja, ja, ein Ständchen. Ein hübsches kleines Ständchen. Wie der Teufel spielte er. Die Finger flogen nur so über das Holz“, wiederholte er sich.
    Wolf überlegte. Er war davon überzeugt, dass der schrullige Hirt die Wahrheit sagte. Was ihn an seiner Geschichte stutzig machte, war allein der Platz, an dem Alfons den beiden Fremden begegnet sein wollte. Die Wegkreuzung, an der die Baumgruppe stand, lag weit abseits der Hauptstraße. Durchreisende, Fremde zumal, die nach Ardning wollten, benutzten stets die Straße zwischen Sankt Gallen, Admont und Lietzen, aber keine Nebenwege. Was also hat-ten die beiden an dieser einsamen Stelle, nicht weit vom Anwesen des Köhlers entfernt, zu suchen gehabt?
    Als Wolf den Schweinehirten verließ, tat er es mit dem festen Vorsatz, der Sache nachzugehen, sobald sich die Möglichkeit dazu bot …
    Irgendwann nach der Sext – Wolf und Bertram unterhielten sich noch immer auf der Bank beim Brunnen – kündigte Hufgeklapper das Nahen eines Reiters an. Wolf, der Junge und einige der Brüder, die gerade über den Hof gingen, sahen unwillkürlich zum Tor, das weit offen stand. Üblicherweise machten Besucher, noch bevor sie dieses passierten, Halt und meldeten sich beim Pförtner an. Doch der Reiter, der soeben in leichter Rüstung wild in den Hof hineinpreschte, kümmerte sich nicht um solche Gepflogenheiten. Staub wirbelte auf, als er seinen Rappen hart zum Stehen brachte und behände aus dem Sattel sprang.
    „Wo ist der Prior? Ich

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