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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Sicherheitsgründen für andere Reisende hatte sperren lassen. Was wiederum bedeutete, dass die Bande, die den Überfall verübt hatte, sich mindestens einen, wenn nicht mehrere Tage davor in den Wäldern rechts und links der Strecke versteckt haben musste.
    „Gestattet mir eine Frage, Otto“, wandte sich Wolf wieder an den Prior. „Was hatte es mit dem Transport auf sich? Warum ließ der Saurauer diesmal ausgerechnet die gesamte Strecke sperren, was schließlich nur mit Eurer ausdrücklichen Erlaubnis geschehen konnte?“
    Metschacher sah ihn lange an, bevor er antwortete. „Weil dieser Transport besonders wichtig war. Die Venezianer führten sehr viel Geld mit sich; Münzen aus purem Gold. Ihr müsst wissen: Mehrere Handelshäuser aus Venedig haben sich zu einem Verbund zusammengeschlossen, um hier bei uns anteilig Rechte am Erzabbau, an den Hammerwerken und am Salz zu erwerben. Die drei verschwundenen Kaufherren waren Abgesandte dieses Verbunds. Auch mit den Steyrer Eisenwarenherstellern und -kaufleuten sollte ein Abkommen getroffen werden. Einige von ihnen, und auch einige Vertreter von der Zunft der Messerer, sollten in den nächsten Tagen auf Gallenstein zu Verhandlungen eintreffen. Ihr wisst, dass Steyrer Eisenwaren in Venedig einen sehr hohen Stellenwert besitzen. Die Gespräche diesbezüglich wurden schon seit geraumer Zeit geführt. Auf Burg Gallenstein sollten nun entsprechende Verträge abgeschlossen werden. Ich selbst wollte in den kommenden Tagen ebenfalls nach Sankt Gallen aufbrechen, da auch das Stift sich mit einer beträchtlichen Summe an den Geschäften beteiligen wollte. Für das Kloster und die ganze Umgebung sind diese Handelsbeziehungen, wenn sie zustande kommen, von großem Vorteil. Darum auch der besondere Schutz, den wir den Venezianern gewährt haben. Bis fast nach Trieben wurden sie von einigen gut bewaffneten Reisigen, die sie ab Salzburg angemietet hatten, begleitet. Ab Trieben übernahmen dann die Waffenknechte des Saurauers die Bewachung des Zuges. Vorsorglich ließ der Graf deshalb vorübergehend, mit meinem Einverständnis, die Strecke bis hin nach Sankt Gallen für andere Reisende sperren – aus Sicherheitsgründen. Die Strecke sollte so lange gesperrt bleiben, bis der Tross auf der Burg angelangt wäre.“
    „Und die Frau? Diese Katharina von Klingfurth? Reiste sie in derselben Mission?“
    Der Prior schüttelte den Kopf. „Nein, sie ist die Tochter des Ritters Pernolt von Klingfurth. Altes Adelsgeschlecht. Nach dem Abschluss der Gespräche auf Gallenstein wollte sie in Begleitung der
    Venezianer nach Venedig und dann weiter nach Salerno reisen.“
    „Nach Salerno?“
    „Ja. Angeblich, um dort ein Studium der Medizin aufzunehmen. Ihr wisst vielleicht, dass Salerno die einzige Universität ist, die auch Frauen zum Studium aufnimmt.“
    Noch während er redete, hatte der Prior sich aus seinem Stuhl erhoben und war an eines der Fenster getreten. Heftig stieß er die Riegel zurück und riss beide Flügel weit auf, sodass die Butzenglasscheiben in ihren bleiernen Fassungen klirrten.
    Wolf trat an seine Seite.
    „Ihr selbst, Otto, habt Euch nichts vorzuwerfen. Ihr habt getan, was Ihr tun konntet. Es oblag dem Grafen, geeignete Männer für die Begleitung des Zuges auszuwählen. Er hätte auch einige Geharnischte auswählen können anstatt der leicht bewaffneten Knechte. Allein, wie konnte er wissen, mit wem seine Leute es zu tun bekommen würden? Irgendwelche Vorwürfe an irgendjemanden zu rich-ten, ob an ihn oder an Euch – ergibt jetzt keinen Sinn. Aber erlaubt nun, dass ich gehe. Ich denke, es wäre gut, mir den Ort, an dem der Überfall geschah, einmal genau anzusehen. – Werdet Ihr mich begleiten?“, wandte sich Wolf an Arnim von Hallstatt.
    Der Ritter nickte. „Unser Weg ist derselbe. Man erwartet mich auf Gallenstein ohnehin bald zurück.“
    Noch immer herrschte flirrende Hitze, als Wolf und Arnim sich der Stelle näherten, an welcher der Überfall geschehen war.
    Als sie dort ankamen, erblickten sie schon von Weitem mehrere Ochsengespanne samt einigen Knechten, die soeben erst eingetroffen waren. Der Saurauer hatte die Männer gesandt, um die Leichen zu bergen. Einige der Leute standen herum, andere waren gerade im Begriff, in das Unterholz und den Wald vorzudringen, um sich der toten Körper anzunehmen.
    Sie preschten auf die Gruppe zu. Die Leute sahen auf.
    „Halt, wartet noch damit!“ Gebieterisch klang der Ruf des Ritters zum Waldrand hinüber. Er sprang vom

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