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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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muss ihn sprechen. Dringend!“, herrschte er die Brüder an, die zufällig seinen Weg kreuzten und erschrocken zurückwichen.
    „Vielleicht solltet Ihr mir zunächst einmal sagen, was um aller Heiligen willen Euch veranlasst, wie ein wildgewordener Ochse in den Hof zu stürmen. Anstatt Euch, so wie sich’s gehört, erst ordentlich bei mir anzumelden“, gab Theobald, der Pförtner, erbost zurück. Er war dem Reiter in heller Aufregung nachgelaufen und keuchte nun vor Anstrengung.
    „Verdammt, Theobald, glaubt Ihr, dass Arnim von Hallstatt, Vertreter des Burggrafen zu Gallenstein und zugleich sein Neffe, es nötig hat, kriecherisch um Einlass zu bitten? Ich habe keine Zeit, Maulaffen feilzuhalten. Also, wo ist er?“, herrschte der Ritter den hospitarius an.
    Theobald stemmte die Hände in die Hüften. „Verzeiht Herr Ritter, aber Ihr seid hier auf dem Boden der Herrschaft, der auch der Burggraf zu dienen hat. Gallenstein ist dem Stift Admont zu eigen. Also benehmt Euch entsprechend. Als Pförtner habe ich das Recht und die Pflicht, jeden, der um Einlass bittet, nach seinem Begehren zu fragen – auch Euch! Aber lassen wir das – ich will es Euch nachsehen. Ihr seid offenbar in heftiger Erregung. Ich werde Euch zum Prior bringen.“
    Wolf und Bertram hatten den Wortwechsel zwischen den beiden Männern zwangsläufig mitbekommen. Er war laut genug geführt worden. Vorübergehend war sogar ein amüsiertes Lächeln über Wolfs Gesicht gehuscht. Ihm gefiel die Courage, die der Pförtner gegenüber dem Ritter an den Tag legte. Er kannte Arnim von Hallstatt, mit dem er hin und wieder schon zu tun gehabt hatte. Vor zwei Jahren hatten sie zusammen im Auftrag des Metschachers einen Streit geschlichtet, der zwischen dem Stift Admont und der Kartause in Gaming wegen des Jagd- und Fischbannes entstanden war. Seitdem hatte sich zwischen ihnen zwar so etwas wie gegenseitiger Respekt herausgebildet, doch hatte Wolf das unbestimmte Gefühl, dass der Ritter ihn in Wirklichkeit nicht mochte und ihm das Ansehen, das er im Stift und anderswo genoss, neidete.
    Theobald war mit seinem Besucher gerade erst im Abtshaus verschwunden, als er auch schon wieder herauskam. Trotz seiner Körperfülle bewegte er sich eilig auf Wolf zu, der immer noch auf der Bank beim Brunnen saß und sich mit Bertram unterhielt.
    „Verzeiht, Herr Wolf, der Prior lässt Euch ausrichten, dass Ihr dringend zu ihm kommen mögt. Die Sache duldet keinen Aufschub. Wenn Ihr mir folgen wollt“, schnaufte er.
    Wolf sah Bertram fragend an und zuckte mit den Achseln. Er legte dem Jungen die Hand auf die Schulter. „Mach’s gut Bertram. Ich muss gehen. Dein Unterricht beginnt ohnehin bald wieder. Wir sehen uns morgen.“
    Wie bereits das letzt Mal empfing ihn Otto Metschacher im privaten Scriptorium des Abtes. Diesmal jedoch nicht mit dem üblichen unpersönlichen Lächeln. Die Bestürzung, die sich in seiner Miene spiegelte, sprach Bände. Erregt und bleich stand er an dem großen Eichentisch, die Hände auf die Kante gestützt, als müsse er sich daran festhalten. Neben ihm stand, grimmig dreinblickend und mit verkniffenem Mund, Arnim von Hallstatt. Wolf ahnte Unheil.
    Ohne einen Gruß kam Metschacher sofort zur Sache. „Gut, dass Ihr gerade hier im Stift seid, Wolf. Ihr müsst Euch einer neuen Sache annehmen.“ Die Stimme des Priors klang gehetzt, fast verzweifelt. Er sprach abgehackt. „Sie haben wieder zugeschlagen … diesmal noch dreister als sonst … einen Transport mit drei venezianischen Kaufherren haben sie überfallen. Auch eine Dame reiste in ihrer Begleitung; eine gewisse Katharina von Klingfurth. Das Schlimme daran … zehn Waffenknechte des Burggrafen wurden dabei getötet … wie es aussieht, aus dem Hinterhalt. Von den Venezianern und ihrer weiblichen Begleitung, den drei Fuhrknechten und dem Transport fehlt jede Spur.“
    Die Augen Wolfs verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Zehn bewaffnete Männer haben sie getötet? Ein starkes Stück! Wo genau ereignete sich der Überfall?“
    Metschacher wandte sich an Ritter Arnim. „Nennt Ihr ihm die Einzelheiten. Ihr wisst ja bereits, dass er mein und des Abtes volles Vertrauen genießt.“
    Kurz und knapp schilderte der Hallstatter daraufhin das Bild, das sich ihm am Schauplatz der furchtbaren Tat geboten hatte, wobei er nicht versäumte, Wolf auch sämtliche mit dem Transport verbundenen Details zu nennen. So erfuhr dieser, dass Friedrich von Saurau die Strecke bereits einen Tag vorher aus

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