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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Gott Euch dafür segnen. “
    Die letzten Worte waren dem Prior nur mühsam über die Lippen gekommen. Zunehmend hatten Zorn und Abscheu in seiner Stimme gelegen.
    „Sieh an, ein gewisser Orden vom Ring. Nun wissen wir wenigstens, mit welch erlauchten Gegnern wir es zu tun haben“, stieß er in sarkastischem Ton hervor. Mit vor Wut zitternden Händen reichte er das Pergament an Wolf weiter, der es mit steinerner Miene entgegennahm – um mit einem überraschten Ausruf vom Stuhl aufzuspringen.
    Graf und Prior zuckten sichtlich zusammen und musterten den Klausner mit einem verständnislosen Blick. Der stand starr und steif und schien das Schreiben geradezu mit den Augen verschlingen zu wollen, bis schließlich ein Ausdruck höchster Verblüffung in seine Miene trat.
    „Wisst Ihr, was das ist?“, fragte er den Grafen sichtlich erregt.
    „Wie soll ich Eure Frage verstehen? Es ist eine Nachricht der Schnapphähne. Wie Ihr sie vorausgesehen habt“, antwortete der Saurauer verblüfft.
    „Das meine ich nicht. Ich meine das Siegel.“
    „Das ist das Siegel der Polos. Was soll damit sein?“
    „Ich meine nicht das Siegel der Polos. Ich meine dieses Siegel!“
    Wolf legte das Pergament auf den Tisch und wies auf den Kreis mit dem auf dem Kopf stehenden Kreuz darin.
    „Das dürfte ja wohl das Siegel der Schnapphähne sein, offenbar das Zeichen dieses verdammten so genannten Ordens vom Ring. – Warum fragt Ihr danach?“, entgegnete der Saurauer.
    Wolf stützte die Hände auf den Tisch und beugte sich weit nach vorne.
    „Warum ich danach frage? Ich will es Euch sagen, Graf. Dieses Siegelmotiv“ – er machte eine Pause – „trug der Ring, der sich in der Gürteltasche befand, welche aus der Truhe Lisas entwendet wurde.“
    Es dauerte einige Augenblicke, bis der Graf die volle Tragweite dessen erfasste, was Wolf da eben gesagt hatte. Doch dann begriff
    er – und wurde leichenblass.
    „Was sagt Ihr da?“, flüsterte er entsetzt. „Großer Gott, nein!“
    Er stützte die Arme auf den Tisch und barg den Kopf in den Händen. Soeben war ihm klar geworden, dass die Gürteltasche nicht nur den deutlichen Beweis für den Verdacht lieferte, den Wolf Tage zuvor in einer anderen Verbindung schon einmal geäußert hatte: dass es jemanden auf der Burg gab, der mit den Schnapphähnen kooperierte. Sondern auch, dass dieser Jemand ein einflussreiches Mitglied jener Bande des Schreckens sein musste, die heute zum ersten Mal in Form eines Schreibens ihre hässliche Identität offenbart hatte. Verborgen allerdings hinter der höhnischen Maske der Anonymität und einem geheimnisvoll-obskuren Namen, mit dem niemand etwas anzufangen wusste.
    Der Prior hatte mit zunehmender Verständnislosigkeit dem Dialog der beiden zugehört und bat nun etwas gereizt um Aufklärung.
    „Verzeiht, Otto. Ihr könnt es natürlich nicht wissen“, entgegnete Wolf und fasste die Geschehnisse des gestrigen Vormittages kurz zusammen.
    „Jetzt verstehe ich allmählich“, stieß Metschacher grimmig zwischen den Zähnen hervor. „Das heißt, Ihr habt hier auf der Burg einen Verräter, der mit der Mörderbande zusammenarbeitet“, wandte er sich an den Grafen.
    „So muss es wohl sein“, antwortete Friedrich tonlos. Noch immer barg er den Kopf in den Händen.
    „Wie kamt Ihr an das Schreiben, Graf?“, fragte Wolf, der sich inzwischen wieder gesetzt hatte.
    Der Graf sah auf. „Kuno. Kuno Helfrich, der Hauptmann der Waffenknechte, der in der vergangenen Nacht seinen Wachdienst versah, entdeckte es. Es steckte in einer Lederhülse, die im Türspalt des Torhauses eingeklemmt war und ihm fast auf die Füße fiel, als er nach seinem Dienst am frühen Morgen die Tür öffnete. Er öffnete sie und entdeckte den gesiegelten Brief, den er mir dann sofort brachte.“
    Wolf nickte nachdenklich. „Wie lange dient Kuno bereits bei Euch?“
    „Schon seit vielen Jahren. Er gehört zu den älteren Soldaten.“
    „Hattet Ihr jemals Grund, über ihn zu klagen?“
    „Nein, er ist sehr zuverlässig. Er ist nicht nur ein fähiger Mann an der Waffe. Er nimmt sich auch anderer Arbeiten, die es hier auf der Burg wahrzunehmen gilt, ordentlich an.“
    Wieder nickte Wolf. Er wusste, dass die Waffenknechte auf Gallenstein nicht nur für Kampf und Streit zuständig waren, sondern der Saurauer sie auch für viele andere Aufgaben einsetzte.
    „Kuno hat also behauptet, das Schreiben der Schnapphähne sei in den Türspalt des Torhauses geklemmt gewesen. Und er habe es erst

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