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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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eines Dokumentes nach Rottenmann schicken würdet?“
    Der Graf runzelte die Stirn. „Nun, das war kein Geheimnis. Der gesamte Rottenmanner Magistrat war davon unterrichtet. Und andere. Es ging um den Erwerb eines Anwesens. – Wie sieht es mit dir aus? Hast du vielleicht noch mit jemandem darüber gesprochen?“, wandte sich Friedrich an seinen Neffen.
    Arnim überlegte. „Ja, ich traf mich vorige Woche mit einigen Freunden im Goldenen Krug in Rottenmann. Da kam die Angelegenheit ebenfalls zur Sprache. Ich erwähnte, dass ich in Eurem Auftrag diese Sache siegeln würde.“
    Wolf nickte nachdenklich. „Viele wussten also davon. Zu viele. Das macht die Suche nach dem Täter nicht gerade einfacher.“
    Der Hallstatter erhob sich. „Nun denn, Ihr braucht mich sicher nicht mehr. Wenn Ihr mich entschuldigen wollt.“ Er deutete eine knappe Verbeugung an und strebte zur Tür. Als er sie öffnete, um den Raum zu verlassen, wäre er fast mit Rupert zusammengestoßen, der inzwischen aus Bärndorf zurückgekehrt war und soeben im Begriff stand, sich beim Grafen zurückzumelden.
    „Oh, verzeiht, Herr Ritter“, entschuldigte sich der Diener, was der Hallstatter mit einem mürrischen „Kannst du denn nicht aufpassen?“ quittierte, um anschließend unwillig brummend die Treppe hinunterzueilen.
    „Edler Herr, ich bin wieder zurück. – Gott zum Gruß, Herr von der Klause“, sagte Rupert. Freundlich grinsend stand er im Türrahmen und verbeugte sich. „Kann ich etwas für Euch tun, Euer Gnaden?“
    „Es ist gut, Rupert. Vorerst nicht, ich werde dann später nach dir rufen“, entgegnete der Saurauer, worauf sich der Diener geräuschlos entfernte.
    Während Wolf sich auf dem Stuhl niederließ, auf dem der Hallstatter gesessen hatte, erhob sich der Graf schwerfällig und trat ans Fenster. Mit düsterem Blick starrte er hinüber zur Buchau. Das warme Licht des späten Nachmittags verlieh dem Tal eine heitere Ruhe, die ganz im Gegensatz zu der Schwermut stand, die seit fast zwei Wochen seine Seele verdunkelte.
    „Dieser Stiefelabdruck“, begann er, noch immer aus dem Fenster starrend, „Ihr haltet ihn für sehr wichtig, nicht wahr?“
    „Bis zur Stunde ja, Graf. Denn es liegt auf der Hand, dass der Träger des besagten Stiefels jener ist, den wir suchen.“
    Langsam drehte sich der Saurauer wieder zu Wolf um. „Habt Ihr schon einmal daran gedacht, das Schuhwerk sämtlicher Bediensteter auf der Burg einer Prüfung zu unterziehen?“
    Wolf schüttelte den Kopf. „Das lässt sich nicht bewerkstelligen, denn es müsste im Geheimen geschehen. Außerdem wäre der Täter sofort gewarnt, wenn Ihr Eure ganze Dienerschaft auffordern würdet, ihre Schuhe vorzuweisen. Denkt daran: Unser Mann ist nicht dumm, sondern im Gegenteil äußerst gerissen. Er bräuchte nur zwei und zwei zusammenzuzählen, um sogleich spitzzukriegen, dass wir nach einer Stiefel- oder Schuhspur suchen. Er würde die Sohlen seines Schuhwerks überprüfen, und dann feststellen, dass sein rechter Stiefel eine markante Fährte hinterlässt. Einen Umstand, den er bislang wahrscheinlich nicht wahrgenommen hat. Warum also schlafende Hunde wecken? Nein, Graf, es ist vernünftiger, niemanden wissen zu lassen, dass wir nach einem solchen Stiefelabdruck suchen. Bisher wissen nur Ihr, Euer Neffe und ich von dieser Spur. Lassen wir es vorerst dabei.“
    Friedrich sah Wolf mit hochgezogenen Brauen an.
    „Eure Sichtweise hat etwas für sich“, gab er zu. „Doch nun entschuldigt mich, Wolf. Ich muss noch einige Listen durchgehen. Der Prior will schon vorab wissen, welche Abgaben wir voraussichtlich zu Michaeli zinsen werden.“
    „Zu Michaeli? Bis dahin sind es noch gute sieben Wochen.“
    „Wem sagt Ihr das. Aber so ist er eben. Ihr kennt ihn ja.“
    Wolf nickte. „Nun ja, er ist eben, der er ist. – Doch bevor ich’s vergesse, Graf: Ich wollte Euch davon unterrichten, dass ich in den nächsten Tagen unterwegs sein werde. Ich mache mich auf die Suche nach der Gauklertruppe um Rufus den Riesen. Ihr wisst – es geht um die Frau mit dem Säugling, von der Meisterin Euphemia Fräulein von Klingfurth erzählt hat. Ich habe Euch vor einigen Tagen davon unterrichtet.“
    „Ja, ich erinnere mich. Und Ihr glaubt tatsächlich, die Truppe innerhalb von wenigen Tagen aufspüren zu können?“
    „Ich denke doch. Ich weiß zumindest, wo ich sie suchen muss. Die beiden falschen Pilger – Ihr erinnert Euch, die Gaukler, die ich in der Buchau aufgriff – lieferten mir den

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