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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
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nicht klein beigeben.
    » Sie können ihn ja wohl kaum der Polizei übergeben, oder?«, fragte sie. » Er weiß… verdammt…! Wer weiß schon, was er weiß?! Und er könnte alles Mögliche ausplappern. Und Sie wollen doch auch, dass alles geheim bleibt.«
    » Ich kann nicht mit Ihnen darüber sprechen«, versuchte sich Fane herauszureden.
    » Oh wirklich?« Sie hatte die Stimme erhoben und warf einen kurzen Blick zu Elise und Vera hinüber. » Sie denken also, dass ich nicht in der Position bin, um irgendetwas fordern zu können? Richtig?«
    Sie starrte ihn wütend an. Die Frage war rhetorisch gewesen, doch das hinderte sie nicht, ihm einen vernichtenden Blick zuzuwerfen.
    » Sie können unmöglich wissen, wie sich das anfühlt«, fauchte sie. » Wie das ist, wenn man in so einer › Situation‹ ist. Wissen Sie, was es in mir verursacht, mehr als alles andere? Abgesehen von dem Wunsch, endlich aus diesem wahr gewordenen Wahnbild herauszukommen? Ich möchte ganz dringend wissen…, mir ganz sicher sein, was mit ihm passiert.«
    Sie rückte näher an Fane heran und senkte die Stimme, um mehr Betonung auf den nächsten Satz zu legen. » In den letzten Stunden hier, während wir noch einmal die komplette Demütigungsszenerie durchgegangen sind«– sie nickte kurz zu Vera hinüber–, » ist es für mich zu einer dringenden Angelegenheit geworden, hinterher ganz sicher sein zu können, dass er nicht redet. Ich bin davon besessen.«
    Sie stand so dicht an Fane, als sie das sagte, dass er ihren Atem bei den letzten Worten im Gesicht spüren konnte.
    Hinter Lore war zu hören, wie der Computer heruntergefahren wurde. » Das hätten wir«, sagte Vera.
    Lore blinzelte noch nicht einmal. Sie hielt Fane mit ihren Augen fest, als ob sie ihm gedanklich etwas übermitteln wollte. Etwas, das er nicht entziffern konnte.
    » Wir sind fertig«, wiederholte Vera und stand auf. Elise trat vom Rechner weg und vermied den Blickkontakt mit den anderen. Vera war erschöpft. Man konnte an ihrem Gesicht ablesen, wie brutal der Abend für sie gewesen sein musste. Sie schaute Fane an und schien zu zögern, ob sie noch etwas hinzufügen sollte, ließ es dann aber bleiben.
    Fane schaute wieder auf die Uhr. » Gut. Je früher wir aus der Praxis heraus sind, desto besser.«
    » Was ist unser nächster Schritt?«, fragte Elise. » Also genau jetzt?«
    » Jeder geht nach Hause«, sagte er und blickte nacheinander beide Frauen an. » Falls er versucht, Sie zu kontaktieren, bevor Sie von mir gehört haben, reden Sie nicht mit ihm. Rufen Sie mich direkt an. Sonst gilt, dass einer von uns sich bei Ihnen melden wird, sobald wir wissen, dass er die Unterlagen kopiert hat. Dann machen wir einen Termin für ein weiteres Treffen, auf dem wir unseren nächsten Schritt planen.«
    » Können wir nicht jetzt schon darüber reden?«, verlangte Lore.
    » Nein, weil wir nicht wissen, mit wem von Ihnen beiden er sich zuerst in Verbindung setzen wird. Es könnte sein, dass er die eine nur anruft, um mit ihr zu reden, und dann die andere, um sich mit ihr zu treffen. Wir können einfach nicht wissen, wie er mit dem umgeht, was er zu lesen bekommt.«
    Er blickte zu Vera hinüber. » Aber Sie denken, dass Sie hier etwas konstruiert haben, was in ihm den Wunsch auslöst, in Kontakt zu treten?«
    » Ja«, nickte sie. » Ich glaube, das haben wir.« Ihre Stimme klang sehr besorgt.
    » Dann ist es ja gut«, sagte er. » Dann warten wir jetzt.«

Kapitel 32
    Es war Viertel vor zehn und ziemlich dunkel, als Kroll in einer Seitenstraße parkte und den Motor abstellte. Den ganzen Abend lang war er immer wieder seine Bedenken und Befürchtungen durchgegangen, die Celias nervöses Gehabe am Nachmittag bei ihm ausgelöst hatten. Schließlich war er zu dem Schluss gekommen, dass sie wohl ihre eigenen kleinen Gaunereien plante.
    Das überraschte ihn nicht. Celia hatte deutlich mehr Köpfchen als Traci Lee und war zudem weitaus einfallsreicher. Sie hatte das Potenzial, das in Lists Dateien steckte, schon beim ersten Einbruch in die Praxis bemerkt. Das war ein nicht zu vermeidender Fehler in seinem System: Falls jemand klug genug war, um Sicherheitssysteme von Computern austricksen zu können, musste Kroll davon ausgehen, dass diese Person auch klug genug war, um den Wert der gestohlenen Dateien zu erkennen.
    Also hatte sich Celia wahrscheinlich an jemanden gewandt, der ebenfalls über eine gewisse Frechheit verfügte, jemanden, dem sie vertrauen konnte, und sich Hilfe besorgt. Es

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