Der Seerosenteich: Roman (German Edition)
wunderschön aus. «Richtig übernehmen? Salon Isabelle Corthen?»
Auch Carl drückte sich von der Bank hoch. «Na ja, vielleicht sagen wir: Salon Isabelle Corthen, stiller Teilhaber Carl Trakenberg ... so ganz möchte ich dich natürlich nicht aus den Fittichen lassen. Aber das sind Dinge, die wir zu dritt mit dem Anwalt bereden müssen, die Modalitäten und so. Laß uns jetzt zurückgehen. Ich möchte mit meinem Schützling tanzen. Und falls Puppe nicht schon Reißaus genommen hat, sollten wir drei ein Glas zusammen trinken, was?»
Isabelle nickte, und sie verließen den Pavillon.
Carl legte die Hände auf den Rücken und guckte nach oben. «Schöne Nacht!»
«Carl?»
«Hmm?»
«Danke!» Sie stellte sich vor ihn. «Ich habe dir noch nie richtig danke gesagt, glaube ich.» Sie schlang die Arme um seinen Hals und küßte ihn zärtlich auf die linke und auf die rechte Wange.
Oben auf der Terrasse stand seit einer Weile Charlotte und schaute in den Garten hinunter. Auch sie hatte sich zum Abend umgezogen, und ihre Abendrobe, deren Rot wallte wie eine Feuersbrunst, ließ sie wie eine Rachegöttin aussehen. Sie sah, wie ihr Mann und die Tochter ihrer Haushälterin sich umarmten. Peter Ansaldi trat heraus. Die Combo spielte einen Walzer.
«Schwiegermama», sagte er fast zärtlich, «du stehst hier draußen, während ich dich suche und mit dir tanzen möchte.» Er stellte sich neben sie und grinste sie an. Unverwandt blickte sie in Richtung Pavillon. Er folgte ihrem Blick. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig.
«Tanzen?» murmelte Charlotte.
Er umfaßte ihren Ellenbogen, etwas zu hart für Charlottes Geschmack.
«Aber ja!» Er drehte sie langsam herum und bot ihr seinen Arm. «Drinnen spielt die Musik!»
Dem Puzzle der Abneigungen gegen Isabelle war an diesem Abend, ohne daß sie etwas ahnte, ein weiteres Teilchen hinzugefügt worden. Charlotte nahm den dargebotenen Arm ihres Schwiegersohns und ließ sich ins Haus führen. Hand in Hand und sehr langsam kam Carl Trakenberg mit Isabelle durch den Garten zurück.
«Ich bin so glücklich!» sagte Isabelle.
Noch einmal zurückschauend, blieben sie stehen.
«Du wirst noch glücklicher werden!» antwortete Carl. In diesem Augenblick fiel eine Sternschnuppe vom Himmel. «Schau, schau, schnell ...» Isabelle kreuzte die Finger, und während die Sternschnuppe über dem Fluß verlosch, schloß sie die Augen und wünschte sich etwas. Sie sagte Carl nicht, was. Denn wenn man seinen Wunsch verrät, so heißt es, geht er nicht in Erfüllung.
Was Isabelle nicht ahnte, war, daß es manchmal besser sein konnte, wenn sich Wünsche nicht erfüllten, Gebete nicht erhört wurden. Aber von solchen Vorbehalten wußte sie damals in ihrem Glück und Überschwang noch nichts.
Kapitel 19
Wenn Isabelle später an diese Zeit zurückdachte, schienen sich die Ereignisse in den kommenden Wochen und Monaten zu überstürzen. Zunächst einmal hatte sie ihrer Mutter die Neuigkeiten beibringen müssen. Die wollte die Geschichte nicht glauben. Alles, was sie dazu sagte, war negativ. «Hast du dir das auch gut überlegt? Du wirst einen Sack voller Schulden haben und dich ruinieren», prophezeite sie. «Das kannst du doch überhaupt nicht. Woher willst du wissen, wie man so was macht? Das ist mindestens eine Schuhnummer zu groß für dich. Die treiben dich da in was rein, Kind, laß es, hör auf mich. Am Ende wirst du nur über den Tisch gezogen. Die denken sich doch auch was dabei. Kein Mensch macht was aus reiner Nächstenliebe, die wollen da auch ihren Nutzen rausziehen, du bist dem nicht gewachsen, Isa. Laß das!»
Es kam, wie es kommen mußte: Zwischen Mutter und Tochter gab es einen Riesenkrach. Das Palaver ging Isabelle unendlich auf die Nerven. Sie warf ihrer Mutter vor, sie immer nur klein zu machen, ihr niemals etwas zuzutrauen, ihr niemals Mut zu machen. Ihre Mutter reagierte darauf gekränkt. Sie redete nicht mehr mit ihrer Tochter und schleuderte eine letzte düstere Drohung aus: «Wirst schon sehen. Am Ende habe ich immer recht behalten. Aber diesmal nehme ich dich nicht wieder auf Diesmal bist du alt genug, deine Dummheiten vorher zu überschauen.»
Bis obenhin reichte es Isabelle. Selbst Gretel konnte bei diesem Konflikt nicht schlichten – was wohl auch damit zu tun hatte, daß sie Idas Einwände und Sorgen insgeheim teilte. Daß diese jungen Frauen heutzutage immer nach den Sternen greifen wollten! Daß man es ihnen auch so leicht machte! Ihnen solche Flöhe
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