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Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerri Russell
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war allerdings: Lag es daran, dass seine Bediensteten genau wussten, was sie zu tun hatten? Oder war das Wolfs Verdienst, der sich um alles selbst kümmerte? Izzy trat ein, da sie mehr mitbekommen wollte. Die Morgensonne schien durch das bunte Fensterglas und tauchte den Raum in kräftiges Blau, Grün und Rotgold.
    »Bitte!«, rief Wolf laut genug, um die gut zwanzig Leute zu übertönen, die sich um sein Bett scharten. »Bei Gott, seid endlich alle ruhig!«
    Schweigen machte sich augenblicklich breit.
    »Die Speisenfolge kann warten. Den Brief nehme ich an mich. Die Bauern sollen ihr Getreide bekommen, wie es ihrem Anteil entspricht. Die Wilderer sollen freigelassen werden, allerdings mit der deutlichen Warnung, dass ich beim nächsten Mal nicht so gnädig verfahren werde. Und jetzt will ich nichts mehr hören. Ihr könnt alle gehen.«
    »Aber, Mylord!«, protestierte jemand, verstummte aber sogleich wieder.
    Das Bett konnte Izzy gar nicht sehen, doch sie hatte eine gute Vorstellung davon, welchen Blick Wolf diesen Leuten zuwarf, die in sein Privatgemach eingedrungen waren. Ein Schauer lief ihr bei diesem Gedanken über den Rücken. Die Menge rings um das Bett begann sich aufzulösen, und dann endlich konnte Izzy ihn erblicken.
    »Isobel!« Sein Tonfall überraschte sie. War das ein Anflug von Freude, den sie heraushörte? Wolf saß im Bett und hatte sich gegen das Kopfende gelehnt.
    »Vielleicht ist es besser, wenn ich später wiederkomme.« Unschlüssig blieb sie mitten im Raum stehen. »Eure Leute scheinen sich in vielen Dingen auf Euch zu verlassen, Mylord.«
    »Manchen von ihnen muss man genauer erklären, was sie tun sollen, als anderen.«
    Sie wollte fragen, ob sie ihm in irgendeiner Weise behilflich sein konnte. Zwar wusste sie nicht viel darüber, welche Arbeiten und Aufgaben in einer Burg anfielen, doch sie kannte sich mit vielen praktischen Tätigkeiten aus, die in einem Haushalt erledigt werden mussten. Immerhin hatte sie sich seit ihrer Befreiung aus dem Gefängnis auf der Insel bei den MacDonalds um nichts anderes gekümmert. Dennoch war sie davon überzeugt, wenn sie die gleichen Arbeiten in Wolfs Haushalt erledigte, würde ihr das nicht annähernd so strapaziös vorkommen. Jedoch zögerte sie, denn erst einmal musste sie ihm die Wahrheit über sich enthüllen. Wenn er dann immer noch wollte, dass sie bei ihm blieb – was einem Wunder gleichkäme -, würde sie ihm mit Freuden ihre Arbeitskraft anbieten.
    »Kommt her, Isobel.« Seine liebliche Stimme überwand die Distanz zwischen ihnen und zog sie wie magisch an.
    »Ruht Ihr Euch eigentlich niemals aus, Mylord?«
    Er stutzte. »Müsst Ihr mich denn so förmlich anreden?«
    Zwei Schritte vom Bett entfernt blieb sie stehen. »Verzeiht mir, aber es wird eine Weile dauern, ehe ich mich an … an alles hier gewöhnt habe.«
    Er ließ sich gegen das Kopfende sinken und musterte sie aufmerksam. Noch vor ein paar Tagen hatte sie das Gefühl gehabt, als würde er sie mit seinen Blicken entkleiden. Jetzt dagegen verspürte sie dieses wohlig warme Gefühl im Bauch, das sich jedes Mal einstellte, wenn er in ihrer Nähe war.
    Indem er ihr eine Hand entgegenstreckte, bat er sie wortlos, auch die letzten zwei Schritte zurückzulegen. Sie kam näher und wunderte sich über sich selbst, als sie seine Hand ergriff. »Ich bin so froh, dass es Euch heute bessergeht, Wolf.« Sie sprach seinen Namen leise aus und musste sich erst einmal an das Gefühl auf ihren Lippen gewöhnen. Ihre Finger kamen ihr kalt und ungelenk vor, als sie sie in seine Hand legte.
    »Ich muss mich dafür entschuldigen, dass ich bei unserer Rückkehr am gestrigen Abend nicht aufmerksamer war. Erst heute Morgen fiel mir auf, dass die Männer mich in Euer Bett gelegt hatten«, erklärte er kleinlaut.
    »Es ist Euer Bett, nicht meins.«
    Er gab einen unbestimmbaren Laut von sich. »Und wo habt Ihr letzte Nacht geschlafen?«
    Ihr Blick wanderte zu dem Sessel nahe dem Fenster.
    »Das geht nun wirklich nicht.« Er ließ sie los und deutete auf die leere Betthälfte. »Setzt Euch zu mir.«
    In dem vergeblichen Bemühen, ihre kalten Finger zu wärmen, verschränkte sie die Hände ineinander. »Ich muss mit Euch reden.«
    »Das könnt Ihr auch, wenn Ihr Euch zu mir setzt.«
    »Es ist besser, wenn ich hierbleibe.« Wenn eine so unschuldige Berührung ihrer Hände sie bereits so sehr durcheinanderbrachte, welche Kapriolen würde ihr Verstand erst schlagen, wenn sie dicht neben ihm saß? Sie straffte die

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