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Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerri Russell
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nicht aufgefallen, dass seine Augen braun waren und nicht schwarz, wie sie immer geglaubt hatte?
    »In der Vergangenheit war ich oft dort.« Mit seinen Fingern strich er über ihren Hals, woraufhin sie den Kopf zur Seite neigte, damit er sie ungehindert berühren konnte. »Mir blieb keine andere Wahl, weil mein Vater es von mir verlangte. Doch damit ist jetzt Schluss. Jetzt habe ich einen guten Grund, warum ich hierbleiben möchte.«
    Wie sehr sich seit ihrer ersten Begegnung doch alles geändert hatte. Das galt auch für Isobel selbst, denn sie fühlte sich stärker als je zuvor in ihrem Leben. Vor der Dunkelheit verspürte sie nicht mehr jene lähmende Angst, denn dieser Mann dort vor ihr hatte Licht in ihr Leben gebracht. Nach nur wenigen Tagen in seiner Nähe hatten die Erinnerungen an Jahre der Angst mit einem Mal ihren Schrecken verloren.
    Er nahm ihre Hand und hob sie an seine Lippen. »Isobel.« Das eine Wort war mehr eine Liebkosung wie eine sanfte Berührung ihrer Haut. »Mein Vater droht, innerhalb der nächsten beiden Tage hier einzutreffen.«
    »So bald schon?« Ihr Blick wanderte auf ihre ineinander verschränkten Finger, um das Entsetzen zu verbergen, von dem sie wusste, dass ihre Augen es widerspiegelten.
    Er fasste ihr Kinn und hob ihren Kopf, damit sie ihn ansah. »Er ist so wie jeder Vater«, sagte er leise, doch der Anflug von Zorn und Ablehnung, der wie ein Blitz über sein Gesicht zuckte, widersprach seinen Worten.
    Da war irgendetwas, das er ihr verschwieg. Eine Tatsache, die er nicht aussprach. Aber wie sollte sie ihn dazu drängen, ihr die ganze Wahrheit zu sagen, hielt sie doch selbst mit ihren Geheimnissen hinter dem Berg zurück. Sie musste sich ihm anvertrauen, und zwar jetzt und hier. Ihre Finger schlossen sich fester um seine, da sie fürchtete, er könne ihr für immer entkommen, wenn sie ihn jetzt losließ. »Zwei Menschen, die einander wichtig sind, sollten sich gegenseitig keine Geheimnisse verschweigen.«
    Sein Gesicht wurde bleich, der Blick abweisend, und er löste seine Finger von ihren. Als sie seinen Rückzug bemerkte, ging ihr ein Stich durchs Herz. Sie hatte die Wahrheit noch nicht ausgesprochen, und doch verlor sie ihn schon jetzt.
    Er wandte sich ab, um die Kleidung vom kalten Fußboden aufzuheben. »Dein Kleid.« Sein Tonfall war so kalt wie das Knirschen von Eiskristallen an einem Wintermorgen.
    Mit zitternden Händen nahm sie das Kleid an sich und streifte es sich über. Ihre Finger wollten ihr kaum gehorchen, als sie sich abmühte, die Schnüre zuzuziehen und zu verknoten. Wolf wandte ihr den Rücken zu und zog sein Hemd an, das er dann in den Hosenbund stopfte.
    Sie gab ihre Versuche auf, ihr Kleid zuzuschnüren. »Wolf«, sagte sie, wobei ihr sein Name fast im Hals stecken blieb und sie sich zwingen musste, das auszusprechen, was sie begonnen hatte. »Es gibt da etwas, das du über mich wissen musst.«
    Verdutzt drehte er sich zu ihr um. »Über dich?« Sein Blick verriet Verwunderung.
    Sie zögerte, da seine Reaktion auf ihre Worte sie staunen ließ. »Ich habe nicht deinen Vater gemeint. Natürlich will ich bei ihm einen guten Eindruck machen, wenn du mir die Gelegenheit dazu gibst.« Sie umfasste ihre Handgelenke, wobei die Finger schmerzhaft auf die Narben drückten, die ein Zeugnis ihrer Vergangenheit waren. Wenn es für sie eine Zukunft geben sollte, dann musste sie ihm sagen, wer ihr Vater war. »Mein Vater … ist Lord G…»
    »Ich bitte die Störung zu entschuldigen«, ertönte in diesem Moment Brahans tiefe Stimme.
    Isobel verkniff sich nur mit Mühe ein gereiztes Stöhnen. Wolf sah sie an, dann drehte er sich zu Brahan um. »Du müsstest eigentlich wissen, dass du mich hier nicht stören sollst.«
    Brahan stand in der Türöffnung, er wirkte nervös und entschlossen. »Ich hätte dich nicht hier gestört, wäre es nicht wirklich wichtig.«
    »Was könnte so wichtig sein, dass du …»
    »Eine Küchenmagd ist tot, sie wurde draußen vor dem Hühnerstall ermordet. Und dein Spähtrupp, der an den Grenzen deines Landes patrouillieren soll, wurde angegriffen. Nur ein Krieger hat es lebend hierher zurück geschafft, und selbst er ist schwer verletzt, und …»Er hielt inne.
    Mit jeder neuen Enthüllung wurde der Druck auf ihrer Brust schlimmer, bis sie glaubte, keine Luft mehr zu bekommen.
    »Was ist noch?«, wollte Wolf mit schroffer Stimme wissen, die sie frösteln ließ.
    Brahan straffte die Schultern, als wappne er sich gegen den Ärger, den seine nächsten

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