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Der seltsame Mr Quin

Der seltsame Mr Quin

Titel: Der seltsame Mr Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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anderer Leute, das die Herzogin in ihrem Brief erwähnt hatte. Mr Sattersway war ein guter Zuhörer und erkundete stets den richtigen Augenblick, da er den andern durch eine passende Bemerkung zum Weitererzählen ermuntern konnte. Nun erfuhr er die ganze Geschichte.
    Anthony Cosdon, so hieß der Unbekannte, hatte genau das Leben geführt, das Mr Sattersway sich vorgestellt hatte. Er war kein guter Redner, doch sein Zuhörer füllte die Pausen geschickt aus. Ein sehr durchschnittliches Leben – ein durchschnittliches Einkommen, eine kurze Militärzeit, viel Sport, wenn sich die Gelegenheit dazu ergab, eine Menge Freunde, viele Vergnügungen, genug Frauen. Die Art Leben, bei dem man nicht viel nachdenkt und keine echten Gefühle aufkommen. Offen gesagt, ein kreatürliches Leben. Doch es gibt Schlimmeres, dachte Mr Sattersway, ja, viel Schlimmeres. Die Welt war für Anthony Cosdon völlig in Ordnung gewesen. Er hatte geschimpft, weil alle Leute schimpften, aber es war ihm nie ernst gewesen, bis es dann passierte.
    Schließlich kam er zum Kern der Sache, ziemlich zusammenhanglos und vage. Er hatte gar nichts gemerkt, jedenfalls nichts Besonderes. Er ging zum Arzt, und der empfahl ihm, einen Spezialisten aufzusuchen. Und dann – die unfassbare Wahrheit. Sie hatten versucht, es nicht so schlimm darzustellen, redeten von Vorsicht und einem ruhigen Leben, doch sie hatten nicht verheimlichen können, dass alles nur Schwindel war, dass sie es ihm nur vorsichtig beibringen wollten. Es lief auf Folgendes hinaus: sechs Monate. Mehr Zeit gaben sie ihm nicht. Ganze sechs Monate!
    Er blickte Mr Sattersway wieder mit jenem Ausdruck von Bestürzung in den braunen Augen an. Natürlich sei das ein Schock gewesen. Man wisse nicht… man wisse einfach nicht, wie man sich verhalten solle.
    Mr Sattersway nickte ernst und mitfühlend.
    Es sei ein wenig schwierig, was man da tun solle, meinte Anthony Cosdon. Was man mit seiner Zeit anfange. Eine ziemlich dumme Situation, einfach dazusitzen und zu warten, bis es aus sei. Er fühle sich nicht krank – noch nicht. Das käme später, hatten die Spezialisten erklärt, das stand fest. Es schien ein solcher Unsinn zu sein, sterben zu müssen, wenn man es gar nicht wolle. Das Beste sei, hatte Anthony Cosdon sich überlegt, weiterzumachen wie bisher. Doch irgendwie funktionierte es nicht.
    An dieser Stelle unterbrach ihn Mr Sattersway. Ob es nicht, deutete er vorsichtig an, eine Frau gebe…
    Offensichtlich nicht. Natürlich kenne er viele Frauen, aber nicht so eine. Seine Freunde seien ein sehr fröhlicher Haufen. Sie mochten keine Toten, wie er andeutete. Er wollte nicht ein wandelnder Leichnam sein. Das sei für jeden peinlich. Deshalb sei er weggefahren.
    »Sie kamen auf diese Insel. Warum?« Mr Sattersway fahndete nach einer Erklärung. Er spürte, dass es eine geben musste, doch er wusste nicht, wo er sie suchen sollte. »Waren Sie etwa schon einmal hier?«, fragte er.
    »Ja«, gestand Cosdon fast gegen seinen Willen. »Vor Jahren, als junger Mann.«
    Und plötzlich, anscheinend unbewusst, warf er einen kurzen Blick über die Schulter zurück zu dem weißen Haus.
    »Ich erinnere mich an diesen Felsen«, sagte er und deutete mit dem Kopf in Richtung des Meeres. »Ein Schritt zur Ewigkeit.«
    »Und das ist der Grund, warum Sie gestern Abend herkamen«, stellte Mr Sattersway gelassen fest.
    Cosdon sah ihn bestürzt an. »Ach! Ich meine… eigentlich…«, protestierte er lahm.
    »Gestern Abend war jemand hier. Heute Nachmittag saß ich auf der Bank. Es rettete Ihnen das Leben – zweimal.«
    »So könnte man es ausdrücken, wenn Sie wollen. Aber, verdammt noch mal, es ist schließlich mein Leben. Damit kann ich anfangen, was ich will!«
    »Das ist eine ziemlich abgedroschene Redensart«, erwiderte Mr Sattersway etwas mürrisch.
    »Natürlich verstehe ich Ihren Standpunkt«, erklärte Cosdon großzügig. »Natürlich müssen Sie versuchen, mich davon abzubringen. Ich würde es genauso machen, selbst wenn ich wüsste, dass der andere im Grunde genommen Recht hat. Und Sie wissen genau, dass ich Recht habe. Ein sauberes, schnelles Ende ist besser als ein Dahinsiechen, nichts als Schwierigkeiten und Kosten. Außerdem habe ich keinen Menschen auf der Welt, der mir nahe steht…«
    »Und wenn es anders wäre?«, fragte Mr Sattersway scharf.
    Cosdon holte tief Luft. »Ich weiß es nicht. Ich glaube, selbst. dann wäre es die beste Lösung. Aber ich habe niemanden…«
    Er schwieg abrupt. Mr Sattersway

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