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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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wie auf Bestellung ein lustvolles Stöhnen. Dann folgte ein rhythmisches und atemloses »Ja, ja, ja, jaaaaaah!«. Die Atmosphäre war von einem Augenblick auf den anderen so mit erotischer Spannung geladen, dass dem Kommissar nichts anderes übrig blieb, als schnell in den Wagen zu steigen, wo er sich kerzengerade und peinlich berührt hinter das Lenkrad setzte.
    »Entschuldigung, aber würde es Ihnen was ausmachen, die Fenster zu öffnen? Diese Frau hatte so ein billiges, blumiges Parfüm. Mir ist total schlecht!«, meldete sich von Hasenbach mit quäkend vorwurfsvoller Stimme zu Wort.

46
    Ein Schleiereulenmännchen breitete seine Flügel aus und stieß sich vom Balken ab, um dann lautlos aus der Scheune zu fliegen. Es war Jagdzeit und das brütende Weibchen musste gefüttert werden. Langsam flog er über das Städtchen, am Kirchturm vorbei, über den Marktplatz und passierte die Polizeistation, wo nur noch ein einziges Fenster erleuchtet war. Man konnte sich gar nicht vorstellen, welches Chaos hier noch vor Stunden geherrscht hatte. Maus nahm die Lesebrille ab und legte sie auf die Akten, in denen er gerade noch geblättert hatte. Es war spät geworden. Kopfschmerzen stellten sich ein. Er begann, seine pochenden Schläfen zu massieren. Hm, vielleicht hatte Steffi in ihrer Schreibtischschublade noch ein paar Schmerzmittel für solche Notfälle. Er wollte gerade aufstehen und nachsehen, als an seine Bürotür geklopft wurde. Es erübrigte sich, überhaupt darauf zu reagieren, denn das Klopfen war nur Formsache und – eine Wolke Zigarettenrauch ausstoßend – trat auch schon Doktor Frank ein.
    »Guten Abend, werter Kommissar. Ich hab noch Licht bei Ihnen gesehen und dachte mir, ich erspare Ihnen den Weg in die Pathologie und liefere persönlich meinen Bericht zum Fall Heidi Blum ab.«
    »Zu liebenswürdig, geschätzter Doktor. Aber ich wäre noch glücklicher, wenn Sie vielleicht eine Tablette gegen Kopfschmerzen aus den Weiten Ihrer Manteltaschen für mich zaubern könnten.«
    »So schlimm?«, Doktor Frank ließ sich auf den Besucherstuhl fallen und seufzte auf. »Hm, man merkt es schon in den alten Knochen, wenn man den ganzen Tag stehen muss. Früher hätte ich noch zwei Autopsien drangehängt, aber heute? Na ja, einen Vorteil hat es ja, auf dem Lande zu leben. Die Menschen erwarten nicht die Geschwindigkeit, die in der Stadt gefordert wird. Liegt wohl daran, dass hier normalerweise nicht so viel Mord und Totschlag ist. Tja, heute natürlich kann ich nur sagen, die Ausnahme bestätigt die Regel: Gleich zwei Damen! Schlimme Sache!«
    Maus blickte gequält.
    »Ach herrje, jetzt rede ich und rede ich und dabei vernachlässige ich meine Pflicht als Mediziner und lasse Sie offenkundig leiden. Moment bitte …«
    Er legte umständlich seine Zigarette an die Ecke des Schreibtischs und begann, in seinen Taschen zu wühlen. Misstrauisch beobachtete Maus, wie die Glut sich in den Lack fressen wollte, und pustete unauffällig. Die Zigarette rollte zu seiner Befriedigung langsam dem Rand entgegen. Frank hob tadelnd eine Augenbraue, zog ein Päckchen Tabletten hervor, warf dieses zu der Brille auf den Tisch, fing geschickt die Zigarette auf und nahm einen tiefen Zug.
    »Maus, Maus, wie wäre es, wenn Sie einmal einen Aschenbecher für mich parat hätten. Sie können manchmal wirklich ungastlich sein!«
    »Hier, nehmen Sie die Untertasse«, der Kommissar lächelte schuldbewusst: »Was ist das für ’ne Droge?«
    Er bückte sich und holte aus der untersten Schublade eine Flasche Madeira und zwei Gläser.
    »Glauben Sie mir, das wollen Sie gar nicht so genau erfahren! Aber sie helfen!«
    »Mehr brauch ich gar nicht zu wissen!«
    Zufrieden goss der Kommissar die beiden Gläser voll und reichte eines seinem Freund, dem Arzt.

47
    Hannes Petersen konnte nicht schlafen. Er hatte es versucht, aber immer, wenn er die Augen schloss, begannen seine Gedanken zu kreisen. Die Spirale begann mit Claudia Hubschmied, schraubte sich zu den Morden, streifte Claudia Hubschmied, reflektierte die augenblickliche Beweislage, was auch wieder das Thema Claudia Hubschmied beinhaltete, durchwanderte die Tatorte, an denen immer wieder Claudia Hubschmied mit einem freundlichen Lächeln auftauchte, und endete in seiner persönlichen Hitliste der augenblicklichen Verdächtigen.
    Da war zunächst einmal Wolfgang Wiesholz – zufällig Claudia Hubschmieds Cousin. Der Typ hatte Dreck am Stecken! Hannes Instinkt war sofort in Alarmbereitschaft gewesen, als

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