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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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Von Hasenbach, bitte!«, war die Korrektur aus dem zusammengekniffenen Mund gekommen.
    »Wie auch immer. Also, raus mit der Sprache!«
    Das Ölgemälde war offensichtlich immer interessanter geworden. Hannes hatte sich jetzt auch umgedreht, aber nicht, um das Alpenpanorama zu bewundern, sondern um erst einmal tief durchzuatmen. Er hatte sich beruhigen müssen, sonst wäre er dem Kerl noch an die fette Gurgel gegangen.
    »Es tut mir leid, Herr Kommissar, dass ich Ihnen in diesem Punkt nicht weiterhelfen kann. Herr Möller hatte mich lediglich engagiert, damit ich bei der Übergabe dabei war und die Fotos machte. Er hat sogar ausdrücklich darauf bestanden, die Person nicht weiter zu verfolgen, denn er wollte den Rest nach seiner Reise selbst in die Hand nehmen. Was die dunklen Motive und die schmutzigen Dinge waren, weswegen er sich bereit erklärte, so viel zu zahlen, da bin ich genauso überfragt wie Sie.«
    »Das ist natürlich schlecht! Aber …«, Maus hatte Hannes einen kurzen verschwörerischen Blick zugeworfen, bevor er sich wieder dem störrischen von Hasenbach zuwandte, » … jetzt mal von Profi zu Profi: Was glauben Sie, hätte denn ein guter Grund sein können? Sie haben Möller ja kennengelernt. Das ist ein Mann, der eigentlich keine Kompromisse eingeht und trotz seiner Leichen im Keller – bildlich gesprochen, natürlich – vermutlich den besten Schlaf im ganzen Landkreis hat.«
    Maus Rechnung war augenblicklich aufgegangen. Das Gefühl, endlich als Kollege respektiert und nicht als Dilettant behandelt zu werden, hatte bei von Hasenbach eine schnelle Verwandlung vollbracht. Er hatte sich entspannt, sein Bauch hing wieder locker über dem Gürtel, die Arme hatten sich aus der Verschränkung gelöst und sein Blick den des Kommissars getroffen.
    »Wenn Sie wirklich meine professionelle Meinung wissen wollen, dann sage ich Ihnen, ich habe mir da auch schon meine Gedanken gemacht. Vielleicht ist ihm eine seiner vielen Frauengeschichten über den Kopf gewachsen oder es hat etwas mit seinen regelmäßigen Asienaufenthalten zu tun? Irgendetwas muss da sein, das seinem Ruf erheblich schaden könnte. Und da wir hier in Süddeutschland sind, wo Kavaliersdelikte eigentlich eine Aufwertung der Persönlichkeit mit sich bringen und man sich immer auf irgendwelche Spezis verlassen kann, die einem aus der Bredouille helfen, muss es sich hier um eine wirklich skandalöse Sache handeln. Soviel ich weiß, plant Möller für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. Hier würde ich ansetzen. Fakt ist: Irgendwas ist da ganz schön aus dem Ruder gelaufen und die Kleine hat es entdeckt.«
    »Wirklich?«
    »Nein, …« der dicke Mann kratzte sich am Kinn, »Nein, sie kann es nicht gewesen sein. Sie war ein dummes, geldgieriges kleines Luder. Aber da komme ich wieder zu meiner Theorie. Es gab einen Drahtzieher, jemanden, der älter und vor allem klüger war. Jemanden, der Josef Möller und seine Vergangenheit genau kannte. Jemanden, der den richtigen Zeitpunkt abgewartet hatte, um zuzuschlagen!«
    »Herr von Hasenbach, Sie haben mich jetzt nicht wirklich überraschen können!«
    Irritiert hatte von Hasenbach sofort wieder die Arme verschränkt, denn er war sich nicht sicher, ob er nun wieder beleidigt sein sollte, weil der Kommissar ihn so offensichtlich vorgeführt hatte, oder ob da noch ein weiterer Kommentar folgen würde, der diese Bemerkung klärte.
    »Ich wusste doch, dass Sie ein intelligenter Beobachter sind. Danke, Sie haben uns sehr geholfen!«, lächelnd hatte sich Maus erhoben und dem Privatermittler freundschaftlich auf die Schulter geklopft, während Hannes die Fotos zurück in den Umschlag gesteckt hatte.

52
    Die Turmuhr schlug eins. Wenn er morgen früh halbwegs fit sein wollte, sollte er wohl jetzt besser zurück zur Pension gehen. Hannes schlug den Weg über den Kirchplatz ein. Ein dunkler Schatten huschte vorbei. Vermutlich eine Ratte. Er schauderte und merkte jetzt erst, dass er seine Jacke vergessen hatte. Zur gleichen Zeit und einige Straßen weiter zog Wolfgang den Fahrradschlüssel aus der Tasche. Er war sichtlich ausgelaugt, aber immerhin glücklicher als ein paar Stunden zuvor. Er schob das Rad leise auf die Straße und fuhr los, vorbei an den prächtigen Villen, dann nach rechts, um den menschenleeren Kirchplatz zu passieren. Von dort hielt er sich links, bog in die Ringstraße ein und fuhr eine kleine Anhöhe hoch.
    »In fünf Minuten bin ich zu Hause«, murmelte Wolfgang zu sich selbst und trat

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