Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
Vom Netzwerk:
Schützenverein nachgedacht. Glauben Sie nicht auch, dass es unter Umständen eine Frau gewesen sein könnte?«
    »Hm, guter Ansatz. Warum nicht. Frauen untereinander können sich nicht nur die Pest an den Hals wünschen, sondern auch mal Taten folgen lassen.«
    »Wie wahr, Herr Kommissar, wie wahr!«
    Sie kniff die Augen zusammen, als jetzt Steffi ihr glockenhelles Lachen ertönen ließ. Was war denn da so witzig? Auch Hannes lachte. Sie sollten sich schämen! Alle beide! Sie, weil sie sich als geschiedene und alleinerziehende Mutter einfach nicht so billig aufführen sollte. Und er, weil er eigentlich ihr Partner war! Mit einem hässlichen Knirschen zerbrach der Glückskeks in Claudias Händen. Krümel fielen auf den Boden, klebten an ihren Fingern, doch sie schien es nicht zu bemerken.
    »Ich mach mich dann mal an die Arbeit«, murmelte sie, riss die Eingangstür auf und eilte hinaus. Frische Luft! Tief atmete sie ein, aber besser ging es ihr trotzdem nicht. Wütend starrte sie auf den kleinen Zettel in ihrer Hand.
    »Die Liebe ist ein scheues Reh. Erschreck sie nicht!«, war da zu lesen.
    »So ein Schmarrn!«
    Wütend zerknüllte sie das Papierstückchen und eilte zu ihrem Auto. Sie hatte noch viel zu erledigen.

64
    »Genau so! Wir machen es am besten genau so!«
    Zu seinem eigenen Bedauern musste Alfred feststellen, dass ihm niemand auch nur ansatzweise zuhörte. Zwar hatte er seiner Ansicht nach und mit dem Gefühl, der Kapitän auf dem sinkenden Schiff zu sein, schnell das logische Denken und das Kommando übernommen, aber was nützte es ihm, wenn keiner der Leichtmatrosen reagierte.
    Lotte – und hier kam ihr ihre kleine und seit ein paar Jahren leicht gebückte Haltung zu Gute – hatte derweil angefangen, mit dem Jungen die Brille zu suchen. Und Penny war offensichtlich zu dem Schluss gekommen, ihn bis an sein oder ihr Lebensende nicht mehr zu beachten und hob ihre beleidigte Schnauze demonstrativ in die entgegengesetzte Richtung. Alfred fühlte sich plötzlich sehr alleingelassen.
    »Hallo? Habt ihr gehört?«
    Aussichtslos! Der alte Mann seufzte. Wenn er hier etwas bewirken wollte, musste er wohl oder übel erst einmal bei der Suche helfen. Missmutig stocherte er mit dem Stock ins Laub.
    »Pass auf, dass du die Brille nicht kaputt machst!«
    Eigentlich hätte er froh sein können, endlich eine Reaktion erhalten zu haben, aber offenbar war Pennys schlechte Laune ansteckend, sodass er ärgerlich mit seinem halbherzigen Versuch, zu helfen, aufhörte.
    »Dann eben nicht!«, murmelte der Mann und starrte böse eine kleine Fichte an.

65
    Steffi war Gold wert, wenn es darum ging, Informationen zu sammeln, diese dann zu sondieren und alles Unnötige zu streichen, was den jeweiligen Ermittlern ungemein viel Zeit ersparte. Ferner wurde sie auch nie müde, Extraaufgaben zu übernehmen. Maus wusste sehr wohl zu schätzen, was er an ihr hatte. Auch Hannes kam nun in den Genuss, denn sie hatte ihm selbstlos und mit unglaublicher Schnelligkeit alle polizeilichen Unterlagen herausgesucht, um die er sie gebeten hatte. Davon konnten sich die großen Polizeireviere mal eine Scheibe abschneiden. Glücklich hielt er nun einen kleinen Stapel Akten und Kopien in den Händen. Dass aber nun sein unschuldiges Lächeln aus Freude und Dankbarkeit auf manch verletzte Seele missverständlich wirken könnte, war ihm leider nicht bewusst. Zu spät bemerkte er, dass Claudia gegangen war. Auf seine verständlich irritierte Reaktion zuckte Steffi etwas gleichgültig mit den Schultern.
    »Hm, die wird wohl noch was zu erledigen haben«, war ihre Erklärung.
    »Ja, aber ich dachte, dass wir jetzt gleich mal loskönnten!«
    In Hannes Gehirn arbeitete es. Ihm war so, als ob er etwas falsch gemacht hatte, nur konnte er nicht genau sagen, was? »Tja, dann solltest du schon mal ohne sie anfangen, um Zeit zu sparen. Ich kann ihr ja dann sagen, wo du bist, falls du sie nicht selbst erreichst, und sie kommt dann nach?«
    »Leichter gesagt als getan. Wie soll ich denn jetzt wegkommen? Ich habe ja hier kein Auto. Wie sieht’s aus, könntet ihr mir einen Dienstwagen leihen?«
    »Schlecht!«, Hammer, seiner Natur folgend und sich daher immer in Gespräche einmischend, die ihn nichts angingen, war bewaffnet mit einem Zettel an ihnen vorbeigeschlurft.
    »Heute ist die letzte heiße Phase auf dem Frühlingfest und wir haben da alle, die nicht bei der SOKO ›Waldkindergarten‹ mitarbeiten, hingeschickt. Der einzige Wagen, der noch verfügbar ist, muss

Weitere Kostenlose Bücher