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Der Sensenmann

Der Sensenmann

Titel: Der Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verhüllt. Menschen waren auf den Uferwegen auch nicht mehr unterwegs. Bamberg schlief.
    Und trotzdem war jemand unterwegs, der so grausam tötete. Sarah erschauerte, wenn sie daran dachte. Ein Sensenmann, von dem sie nicht wußte, ob er ein Mensch war oder ein Dämon. Sie tippte auf letzteres, aber das würde hoffentlich John Sinclair herausfinden. Lady Sarah war müde, und trotzdem wußte sie, daß sie nicht emschlafen konnte.
    Sie wollte sich schon vom Fenster abwenden, als ihr eine Bewegung nahe am Wasser auffiel.
    Da ging jemand über den Weg.
    In der Nacht sind alle Gestalten dunkel, diese hier war allerdings besonders finster.
    Sarah schaute genauer hin, ohne das Fenster zu öffnen. Davor fürchtete sie sich. Sie stellte sich vor, daß das Grauen wie eine Welle hereinschwappen und den Tod bringen könnte. Die Gestalt, die langsam ging, war recht groß, und sie trug auch eine Kopfbedeckung, in deren unmittelbarer Nähe etwas eisig funkelte wie eine lange, gekrümmte Scherbe.
    Das war er.
    Und er war da!
    Sarah atmete scharf durch. Sie blieb wie festgetrocknet auf der Stelle stehen, den Blick schräg nach unten gerichtet. Trotz ihrer Furcht wollte sie die Gestalt nicht aus den Augen lassen.
    Der Sensenmann kam immer näher. Er bewegte sich auf dem Weg vor den Fenstern der Hotelzimmer entlang. Er war nicht zu hören und schien über dem Boden zu gleiten.
    Weiß er, wo ich wohne? fragte sich die Horror-Oma.
    Noch ging er weiter. Seine Sense schaukelte bei jedem Schritt mit und hinterließ dabei immer wieder Reflexe. Das Gesicht war nicht zu sehen, das wollte Lady Sarah auch nicht. Sie hatte ihm einmal so nahe gegenübergestanden, das hatte ihr gereicht.
    Als er die Höhe ihres Fensters erreicht hatte, blieb er stehen. Noch schaute er nach vorn, doch das änderte sich, indem er langsam den Kopf nach links drehte und ihn dabei anhob.
    Tote Augen starrten auf das Fenster!
    Sarah war nicht in der Lage, sich zu bewegen. Sie kam sich wie vereist vor, und nur der Sensenmann spielte seine Kräfte aus. Die Sense rutschte von seiner Schulter, wurde abgefangen und schließlich von beiden Händen festgehalten. Er streckte die Sense in die Höhe und drehte sie herum, so daß Sarah auf die Spitze schaute, die einen Moment später über die Außenseite des Fensters hinwegglitt und dort einen schmalen, kaum erkennbaren Streifen hinterließ.
    Jetzt endlich zuckte Sarah zurück. Sie fand sich plötzlich auf dem Bett sitzend wieder. Minutenlang blieb sie dort hocken, bevor sie sich wieder soweit gefangen hatte, um auf das Fenster zuzugehen.
    Der Blick nach draußen!
    Kein Sensenmann mehr. Sie sah den leeren, dunklen Weg und das Wasser dahinter.
    Beruhigt war sie kaum, und der Streifen auf der Scheibe würde sie immer daran erinnern, daß der Sensenmann sie auch weiterhin auf seiner Liste stehen hatte…
    ***
    Bamberg – eine Stadt in Oberfranken.
    Sehr alt, wunderschön, verwinkelt, romantisch. Dazu mit Gebäuden bestückt, deren Fassaden den Atem der Geschichte eingesaugt hatten und ihn auch wieder abgaben. Geprägt durch zahlreiche Kirchen und durch einen prächtigen Dom, der das älteste Reiterstandbild Deutschlands enthielt, den berühmten Bamberger Reiter.
    Wie die Hauptstadt der Italiener auf sieben Hügeln erbaut, so daß Bamberg seinen Beinamen >das deutsche Rom< zu Recht trug. Große Künstlernamen wie Tilman Riemenschneider und Balthasar Neumann waren eng mit Bamberg verbunden. Ihre Werke zählten ebenfalls zum Stolz dieser Stadt, deren ältester Teil durch das UNESCO-Erbe unter Schutz stand.
    Ich traf bei sonnigem, allerdings auch recht kaltem Wetter in Bamberg ein. Nach der Landung in Frankfurt hatte ich mir einen Golf als Leihwagen genommen, war ohne Stau über eine deutsche Autobahn gefahren und hatte den letzten Rest über normale Bundesstraßen hinter mich gebracht.
    Ein hügeliges Gelände, das bereits einen ersten Hauch des Frühlings erlebte. In tiefer liegenden Gegenden war das Wachstum der Natur schon weiter fortgeschritten, hier aber hatten sich die Knospen noch nicht geöffnet und wirkten oft wie kleine, grüne Punkte auf den Zweigen und Ästen der Gewächse.
    Ich sah die Regnitz, den Main-Donau-Kanal und mußte auch an meinen deutschen Freund Harry Stahl denken, der in diesem Fall nicht mit von der Partie war. Ich hatte allerdings noch am Morgen telefoniert und ihn über sein Handy erreicht. Er befand sich momentan im Osten der Republik, jagte dort keine Dämonen, sondern mußte sich um einen normalen Fall

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