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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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sie laut Floriot ebenfalls erkannt. Der besagte Jurist war Véron, der Lavie als Nebenkläger vertrat. Wenn nun diese Aussage korrekt war, konnte Floriot vier Zeugen benennen, die Khaït nach dem Zeitpunkt gesehen hatten, an dem sein Mandant sie angeblich umgebracht hatte.
    „Dann bitte ich darum, das Hausmädchen in den Zeugenstand zu rufen“, verlangte Véron. Die Ironie, dass ein Jurist sein eigenes Hausmädchen als Zeugin aufrief, blieb nicht verborgen.
    Aber zunächst befragte Floriot Lavie noch zu seiner Halbschwester Raymonde Baudet, deren gefälschte Rezepte das ursprüngliche Verfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz ins Rollen gebracht hatten. Lavie musste eingestehen, nichts von ihr gehört zu haben. Auch wusste er nichts über ihren Aufenthaltsort. Mit Sicherheit konnte er nur sagen, dass sie noch im Land weilte.
    „Sie muss doch wissen, dass wir an dieser Stelle über sie reden und dass ihre Anwesenheit höchst wünschenswert ist“, unterbrach Dupin und versuchte damit die Tatsache zu verschleiern, dass das Gericht vergessen hatte, sie als Zeugin vorzuladen.
    „Wie viele Zeugen sind es mittlerweile, die nicht aussagen?“, unterbrach Petiot gewohnt forsch. „Müssen wir ihren Tod annehmen? Haben Sie sie vielleicht ermordet?“, giftete er in Richtung des Rechtsanwalts.
    Dupin fragte nun den Zeugen, ob man ihm einen Brief von Jean-Marc Van Bever vorgelegt habe, einem weiteren mutmaßlichen Opfer Petiots, der im März 1942 verschwunden war, also beinahe zeitgleich mit seiner Mutter. Lavie bejahte das. Der Polizeiinspektor habe die Unterschrift mit einer Hand verborgen, doch Lavie glaubte, dass sich die Schrift mit den Briefen deckte, die er angeblich von der Mutter erhalten hatte.
    Floriot bemerkte, dass die Aussage dem Urteil des Graphologen Edmond de Rougemont widersprach.
    Da schaltete sich Véron ein: „Maître, auch wenn Sie durch diese Erklärung möglicherweise zwei Gründe von einer Liste streichen konnten, die das Todesurteil Ihres Mandanten besiegelt, müssen Sie immer noch 25 widerlegen.“
    Marguerite Braunberger, die letzte Zeugin der Staatsanwaltschaft, wurde am Samstag, dem 30. März, in den Zeugenstand gerufen. Es war der zwölfte Prozesstag. Braunberger, die dritte Witwe im Verfahren, beschrieb das Verschwinden ihres Mannes am Morgen des 20. Juni 1942. Sie wies auf den mysteriösen Telefonanruf hin, aufgrund dessen sich ihr Gatte zu einem Treffen an der L’Étoile-Métro-Station begeben hatte. Angeblich hatte er von dort aus zu einem Patienten in der Rue Duret gebracht werden sollen.
    Ein Gerichtsdiener öffnete die gläserne Tür der Asservatenkammer und zeigte ihr ein blaues Nadelstreifenhemd und einen Männerhut in Größe 50. Braunberger klammerte sich förmlich an die Stücke und bestätigte, dass ihr Mann sie am Tag des Verschwindens getragen habe.
    „Wie erklären Sie sich den Fund?“, fragte Maître Perlès, der Anwalt der Familie Braunberger, den Angeklagten.
    „Im Moment habe ich nichts zu sagen“, antwortete Petiot.
    „Das würde ich Ihnen aber raten“, mischte sich Leser ein.
    Petiot weigerte sich, darauf hinweisend, dass er erst nach den anderen Zeugenbefragungen aussagen werde.
    „Damit wollen Sie sich nur Zeit verschaffen, um sich eine Antwort zurecht zu legen“, meinte Perlès.
    „Petiot, ich fordere Sie auf, eine Antwort zu geben!“
    Doch sogar dieser vehement vorgetragene Appell brachte Petiot nicht aus der Ruhe. Er stellte eine Antwort in dreißig Minuten in Aussicht.
    „Mon Dieu, ich werde mich jetzt nicht äußern.“ Wie das Gericht schon bald erfahren würde, hielt Petiot eine mehr als unerwartete Antwort auf die Anschuldigungen bereit.
    Nach Madame Braunberger wurde Raymond Vallée aufgerufen, um die Beziehung zwischen Braunberger und Petiot näher zu erläutern. Er sagte zu einem günstigen Zeitpunkt aus und konnte mit zahlreichen Informationen aufwarten: Als Freund der Braunbergers und Cousin von Georgette Petiots habe er das Essen ausgerichtet, bei dem sich das Opfer und sein angeblicher Mörder getroffen hätten.
    Vallée berichtete, einen Brief am 24. Juni 1942 empfangen zu haben, der vermutlich von Braunberger stammte, worin dieser bat, seine Möbel zu einem von Petiots Häusern in der Nähe des Bois de Boulogne zu bringen. Vallée war skeptisch, denn er konnte sich nicht vorstellen, wie dieser von dem Haus gewusst haben könnte.
    Petiots Gesichtszüge drückten abgrundtiefe Verachtung aus. Dann verlor er die Geduld,

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