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Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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ein sechsjähriger Junge, der sich ohnehin schon aufgekratzt fühlte, einen solchen Gedanken in den Kopf bekam, dauerte es keinen Augenblick, bis er seine Finger zwei Zoll tief in zartem Fleisch vergraben hatte.
    Matilda konnte richtig gut schreien.
    Möglicherweise hätte sich Al auf der Stelle eine Ohrfeige gefangen, nur daß Wastenot und Wantnot unmittelbar hinter ihm waren, die ganze Sache mitansahen und Matilda so laut auslachten, daß sie anfing zu weinen und die Treppe emporfloh, immer zwei Stufen auf einmal und überhaupt nicht mehr damenhaft. Wastenot und Wantnot trugen Alvin die Treppe hinauf, sie hielten ihn dabei so hoch, daß ihm ein bißchen schwindelig wurde, und sangen dieses alte Lied über St. Georg, wie er den Drachen tötete, nur daß sie diesmal von St. Alvin sangen, und wo das Lied normalerweise davon handelte, wie er tausendmal in den alten Drachen hineinstieß und sein Schwert im Feuer nicht schmolz, verwandelten sie Schwert in Finger, so daß selbst Measure lachen mußte.
    »Das ist ein schmutziges, schmutziges Lied!« rief die zehnjährige Mary, die draußen vor der Tür der großen Mädchen Wache stand.
    »Hört lieber auf, dieses Lied zu singen«, sagte Measure, »bevor Mama euch noch hört.«
    Alvin Junior verstand nie so recht, weshalb Mama dieses Lied nicht mochte, aber es stimmte, daß die Jungen es niemals in ihrer Gegenwart sangen, Die Zwillinge hörten auf zu singen und kletterten die Leiter zum Dachstuhl hinauf. In diesem Augenblick flog die Tür zum Zimmer der großen Mädchen auf, und Matilda steckte den Kopf heraus, die Augen ganz rot vom Weinen, und schrie: »Das wird dir noch leid tun!«
    »Ooh, es tut mir ja so leid, es tut mir ja so leid«, quiekte Wantnot daraufhin.
    Erst dann fiel Alvin ein, daß er, falls die Mädchen Rache nehmen sollten, das Hauptopfer sein würde. Calvin galt noch immer als das Baby, so daß er in Sicherheit war, und die Zwillinge waren älter und größer und immer zu zweit. Wenn die Mädchen sich also aufregten, fiel zuerst immer Alvin ihrem Zorn zum Opfer. Matilda war sechzehn, Beatrice fünfzehn, Elizabeth vierzehn, Anne zwölf und Mary war zehn, und alle zogen sie das Herumhacken auf Alvin so gut wie allen anderen Freizeitbeschäftigungen vor, die die Bibel erlaubte. Einmal, als sie Alvin über alle Maßen gequält hatten und nur Measures kräftige Arme verhinderten, daß er auf brutalste Weise mit einer Heugabel ermordet worden war, hatte Measure eingeworfen, daß die Qualen der Hölle höchstwahrscheinlich darin bestehen würden, zusammen mit fünf Frauen im selben Haus wohnen zu müssen. Seit dieser Zeit fragte Alvin sich, welche Sünde er wohl vor seiner Geburt begangen haben mochte, um es verdient zu haben, schon als Halbverdammter aufzuwachsen.
    Alvin begab sich in das kleine Zimmer, das er sich mit Calvin teilte, und setzte sich dort einfach hin, darauf wartend, daß Matilda kommen und ihn umbringen würde. Doch sie kam und kam nicht. Endlich begriff er, daß sie wahrscheinlich wartete, bis die Kerzen alle gelöscht waren, damit niemand wissen konnte, welche von seinen Schwestern hereingeschlüpft war und ihm das Lebenslicht ausgepustet hatte. Der Himmel wußte sehr wohl, daß er ihnen allein schon in den letzten beiden Monaten reichlich Gründe geliefert hatte, um ihn sich tot zu wünschen. Er versuchte zu erraten, ob sie ihn mit Matildas Daunenkissen ersticken würden – was das erste Mal sein würde, daß er es jemals berühren dürfte – oder ob er mit Beatrices kostbarer Schere im Herzen sterben würde, als ihm plötzlich klar wurde, daß er, wenn er nicht binnen der nächsten fünfundzwanzig Sekunden aufs Örtchen gelangte, sich auf peinlichste Weise in die Hosen machen würde.
    Aber natürlich war schon jemand auf dem Örtchen. Alvin stand hüpfend und schreiend drei Minuten lang davor, und noch immer kam niemand heraus. Ihm kam der Gedanke, daß es möglicherweise eines der Mädchen war, in diesem Fall wäre dies der teuflischste Plan, den sie je ausgeheckt hätten, ihm nämlich den Zugang zum Örtchen zu verweigern, wo sie doch genau wußten, daß er Angst davor hatte, nach Einbruch der Dunkelheit in den Wald zu gehen. Das war eine schreckliche Rache. Wenn er sich selbst beschmutzte, würde er sich so sehr schämen, daß er wahrscheinlich seinen Namen ändern und weglaufen mußte, und das war sehr viel schlimmer als ein Piekser in den Hintern.
    Schließlich war er zornig genug, um die letztmögliche Drohung auszustoßen. »Wenn

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