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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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»Der Wind des Todes« nannten. Diese geflüsterten Worte wurden stets voll Furcht ausgesprochen.
    Die Länder von D´Hara hatten guten Grund, diesen Mann als ihren Gegner zu fürchten; er hatte nach Abbys Informationen einen Großteil ihrer Truppen vernichtet. Natürlich hätten sie den heißen Wind des Todes nicht gespürt, wenn sie nicht, auf Eroberung aus, in die Midlands eingedrungen wären.
    Wären sie nicht eingedrungen, würde Abby jetzt nicht hier sitzen, in der Feste der Zauberer - sie wäre zu Hause, und alle, die sie liebte, wären in Sicherheit.
    Abby nahm wieder das seltsame Kribbelgefühl des Armreifs wahr. Sie strich mit den Fingern darüber und spürte die ungewöhnliche Wärme. Es überraschte sie nicht, daß sich der Armreif in unmittelbarer Nähe einer mächtigen Person erwärmte. Ihre Mutter hatte ihr stets gesagt, daß sie es immer tragen sollte und es sich eines Tages als wertvoll für sie erweisen würde. Abby wußte nicht, wie sie das gemeint hatte, und ihre Mutter war gestorben, bevor sie es erklären konnte.
    Hexenmeisterinnen waren dafür bekannt, daß sie Geheimnisse hüteten, selbst vor ihren eigenen Töchtern. Vielleicht, wenn Abby mit der Gabe geboren worden wäre . . .
    Sie warf einen Blick über die Schulter auf die anderen. Die alte Frau saß zurückgelehnt in ihrem Sessel und schaute zur Tür. Die Begleiter des Adligen hatten die Hände gefaltet und sahen sich beiläufig in dem Raum um.
    Der Adlige selbst legte ein höchst seltsames Verhalten an den Tag. Er hatte sich eine Locke sandfarbenen Haares um den Finger gewickelt. Über diese Locke strich er mit dem Daumen, während er wütend die Tür anstarrte.
    Abby wünschte sich nur, der Zauberer möge sich beeilen und sie empfangen, aber die Zeit schleppte sich störrisch dahin. Ein wenig wünschte sie sich, er würde sich weigern. Nein, dachte sie, das wäre untragbar. Wie groß auch ihre Furcht war, wie groß ihr Abscheu, sie mußte es tun. Unvermittelt ging die Tür auf. Die Hexenmeisterin kam heraus und schritt auf Abby zu.
    Der Adlige sprang auf die Füße. »Ich werde ihn zuerst sprechen.« Seine Stimme klang kalt und bedrohlich. »Das ist keine Bitte.«
    »Es ist unser Recht, ihn zuerst zu sehen«, sagte Abby, ohne nachzudenken. Als die Hexenmeisterin die Arme verschränkte, entschied Abby, daß es das beste wäre, jetzt fortzufahren: »Ich warte seit der Dämmerung. Diese Frau war die einzige, die vor mir wartete. Diese Männer sind erst gegen Ende des Tages gekommen.«
    Abby erschrak, als die knochigen Finger der alten Frau sich um ihr Handgelenk legten. »Warum lassen wir diese Männer nicht zuerst gehen, Herzchen? Es geht nicht darum, wer als erster eingetroffen ist, sondern wer das wichtigste Anliegen hat.«
    Abby wollte schreien, daß ihr Anliegen wichtig war, sah aber ein, daß die alte Frau sie möglicherweise vor ernsten Schwierigkeiten bei der Erledigung ihrer Aufgabe bewahrte. Widerwillig nickte sie der Hexenmeisterin zu. Als die Hexenmeisterin die drei Männer durch die Tür führte, konnte Abby die Blicke der alten Frau im Rücken spüren. Abby drückte den Sack an ihren vor Nervosität kribbelnden Bauch und sagte sich, daß es nicht mehr lange dauern würde, bis sie den Zauberer sprechen konnte.
    Die alte Frau schwieg, während sie warteten, und darüber war Abby froh. Gelegentlich sah sie zu der Tür und flehte die guten Geister an, ihr beizustehen. Aber ihr wurde klar, daß das vergeblich war; die guten Geister würden ihr hierbei nicht helfen können.
    Ein Brüllen ertönte aus dem Zimmer hinter der Tür. Es war ein Geräusch, als würde ein Pfeil durch die Luft sausen oder eine lange Gerte geschwungen werden, aber viel lauter und rapide anschwellend. Es endete mit einem schrillen Klatschen und einem Lichtblitz, den man unter der Tür und an deren Rändern sehen konnte. Die Tür erbebte in den Scharnieren.
    Die plötzliche Stille hallte in Abbys Ohren. Sie stellte fest, daß sie die Armlehne umklammert hielt.
    Beide Türen gingen auf. Die beiden Begleiter des Adligen kamen heraus, gefolgt von der Hexenmeisterin. Die drei blieben im Wartezimmer stehen. Abby holte tief Luft.
    Einer der beiden Männer hielt den Kopf des Adligen in der Armbeuge. Die blassen Züge des Gesichts waren zu einem stummen Schrei erstarrt. Blut tropfte in Form zäher Fäden auf den Teppich.
    »Bringt sie hinaus«, zischte die Hexenmeisterin einer der Wachen an der Tür mit zusammengebissenen Zähnen zu.
    Der Soldat neigte den Speer zur

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