Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)
Training und Vorbereitung auf den Riesenslalom.
Der Agent
„Aufmachen! Miliz!“ Fabian schreckte auf. Draußen war es noch dunkel, der Wecker zeigte sechs Uhr früh. Auch seine Zimmergenossen schossen von ihren Betten hoch. Er schaltete das Licht ein, während auf dem Gang mit „Aufmachen oder wir müssen die Tür eintreten!“ der Druck verstärkt wurde. Richard eilte zur Tür, um zu öffnen, und wurde unsanft auf den Flur hinausgezogen.
„Wir haben einen Durchsuchungsbefehl! Verdacht auf Medikamentenmissbrauch. Grundlage ist eine Anzeige durch die internationale Antidopingbehörde WADA. Also keine Rache wegen Koslow oder dergleichen“, erklärte ein grauhaariger kleiner Beamter in fast schwarzem Anzug auf Deutsch und hielt Fabian kurz ein Dokument in kyrillischer Schrift unter die Nase und danach die beglaubigte Übersetzung. Fünf Uniformierte stürmten das Zimmer. Der Beamte im Anzug gab ihnen kurze Befehle auf Russisch, während Justin und Fabian hastig ihre Jeans über ihre kurzen Turnhosen anzogen.
Justin und Fabian wurden durchsucht. Dabei fasste ein Beamter ungeniert in die Jacken- und Hosentaschen der beiden jungen Männer.
„Ich sage Mayerhofer und der Leiterin der Liechtensteiner Delegation Bescheid“, versprach Justin und begann sogleich mit seinem Smartphone zu telefonieren. Nur zu gerne wäre Fabian einfach davongerannt, doch das ging nicht. Zu viele Beamte der Miliz versperrten den Weg.
Dr. O’Brien betrat nun ebenfalls das Zimmer. Sie sei als Beobachterin zur Durchsuchung eingeladen worden, damit den russischen Behörden nicht wieder unterstellt würde, sie würden nichts von gründlicher vorurteilsfreier Ermittlungsarbeit verstehen, erklärte ein kleiner Wicht auf Deutsch mit russischem Akzent, der offenbar das Kommando über die Aktion hatte. Der Mann zog sich weiße Gummihandschuhe an und verlangte Fabians Brieftasche.
„Offenbar haben Sie jede Folge von Navy CIS gesehen“, meinte Richard von der Tür aus. Der Ermittler ignorierte die spitze Bemerkung. „Die Botschaft ist informiert. Ich und mein Gepäck genießen diplomatische Immunität! Wie heißen Sie eigentlich?“
„Major Pizunda! Agent im Sonderkommando des Präsidenten für Kriminalität im Zusammenhang mit den olympischen Spielen“, stellte sich der Ermittler nun auf Englisch vor. „Ihre Sportsachen sind ganz sicher kein Diplomatengepäck.“
Er wandte sich Richard zu: „Gehen Sie Tee trinken, Wales. Das ist keine Bitte!“, schnauzte er ihn auf Englisch an. Richard ließ sich jedoch nicht so einfach einschüchtern.
„Vorher sprachen Sie Deutsch. Woher Sie können Sie das?“, fragte der Prinz.
„Ich war mit Vladimir, also Präsident Putin, zusammen als KGB-Offizier in der DDR stationiert. Tee! Jetzt!“
Der Prinz zog es nun vor, doch nachzugeben. Ein Beamter hatte ein Gerät mit einer blauen Lampe ausgepackt und begann nun jede der paar wenigen Banknoten aus Fabians Brieftasche damit zu scannen und die Nummern mit einer ausgedruckten Tabelle zu vergleichen.
„Worum geht es hier?“, fragte Dr. O’Brien, nachdem sie mit einem Kopfschütteln eine Packung Halspastillen einem der Beamten zurückgegeben hatte: das einzige bisher gefundene Medikament.
„Verdacht auf Wettbetrug. Wir ermitteln auch in die Richtung. Hände ausstrecken, Luchsiger!“, befahl Pizunda.
Ein Assistent spritzte Fabian mit einem Zerstäuber eine Flüssigkeit auf die Handflächen. Nichts passierte. Pizunda nickte und veranlasste mit einer Handbewegung, dass nun auch Justin der Prozedur unterzogen wurde.
„Wurde Ihnen Geld angeboten, damit Sie nicht gewinnen?“, fragte der Agent inzwischen Fabian.
„Von unserem Busfahrer. Er hatte mir viele tausend Euro gezeigt, aber ich habe sie nicht angefasst!“
„Warum sind Sie nicht den Super-G gefahren? Hat Ihr Teamleiter, dieser Montani, Geld genommen, um Sie aus dem Rennen zu nehmen? Macht doch wenig Sinn, Sie von der Startliste zu streichen nach zwei Goldmedaillen“, bohrte Pizunda weiter.
„Monti heißt mein Teamchef. Ich habe die Entscheidungen zu akzeptieren und nicht zu hinterfragen“, wich Fabian aus, in der Hoffnung, der Major würde dafür Verständnis haben, wenn jemand nur Befehle befolgt. Inzwischen war klar geworden, dass auch Justin keine chemisch markierten Banknoten angefasst hatte, und Pizunda schickte zwei Leute mit der entsprechenden Ausrüstung aus dem Zimmer hinaus.
„Herr Bend, haben Sie eine Erklärung, warum nur Sie ohne Befund aus der Dopingkontrolle nach dem
Weitere Kostenlose Bücher