Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)
Die Alpin-Herren sollten als Letzte fahren wegen des Slaloms. die im Männerdorf ausharrenden Alpin-Athleten wurden jede Stunde damit vertröstet, in Kürze gehe es zumindest mit der Besichtigung los und man könne den zweiten Lauf auch bei einer improvisierten Flutlichtanlage durchführen. Erst kamen wieder aufmarschierende Hooligans dazwischen. Dann stuften Experten der FIS die Präparierung der Piste als nicht renntauglich ein und fügten hinzu, das gelte auch für die Flutlichtanlage. Während der Diskussion darum hatten sich wieder zwanzig Zentimeter Neuschnee gebildet und ausreichend Sicherheitskräfte gegen die Rechtsradikalen schienen auch nicht verfügbar zu sein, da diese zum größeren Teil bereits zur Sicherung der Schlussfeier abgezogen worden waren. Stas wusste noch mehr: Adolew hatte einen Aufmarsch seiner Mannen in Sotschi angekündigt, um noch einmal gegen den Versuch des Westens zu protestieren, das moralische Rückgrat des russischen Volks zu brechen. Das würde bestimmt weiteres Sicherheitspersonal binden.
Schließlich mussten die Organisatoren einsehen, dass an diesem Tag keine Chance auf einen olympiawürdigen alpinen Slalom bestand. Selbstverständlich war Florian als Favorit des Rennens enttäuscht, doch alle – auch die Zuschauer, Helfer und Journalisten – wollten nun nur noch so schnell wie möglich vom Rosa Plateau runter, die Schlussfeier hinter sich bringen und dann heim. Deshalb musste die Eisenbahn übervolle Züge melden.
Justin meinte, endlich alles überstanden zu haben, als er mit seinem Team im Bus auf der Fahrt hinunter ins Tal saß. Zuerst fuhren sie mit den anderen Bussen der Teams der Alpin-Herren im Schneetreiben, tiefer unten im Regen. Er hoffte, die Erklärung der Russen für die Munition auf dem alten Lastwagen wäre doch zutreffend gewesen.
Stas würde am nächsten Morgen mit dem Materiallastwagen in die Schweiz fahren. Er und Justin schmiedeten bereits Pläne, was sie sich zusammen in der Schweiz ansehen wollten, und Stas sollte noch mit nach Kvitfjell in Norwegen kommen, wo die ersten Weltcuprennen nach den olympischen Spielen stattfinden würden. Sein Lastwagenfahrer-Visum galt ja für den ganzen Schengenraum. Die Busse fuhren im Tal nicht weiter in Richtung Küste, sondern stoppten auf dem Parkplatz bei der Endstadien der Eisenbahn. Ein Erdrusch habe die Autobahn und die Landstraßen verschüttet. Im Bahnhof stand eine Triebwagenkomposition bereit. Also wechselten die Alpin-Männer und ihre Betreuer in den Zug.
Der Zug fuhr nicht los. Die Gespräche zwischen den Athleten wurden leiser und nervöser. Das Licht im Zug flackerte einen Moment und wurde dann schwächer. Justin war klar, die Beleuchtung lief ab jetzt über Batterien. Der Fahrleitungsstrom musste ausgefallen sein. Da stimmte offensichtlich etwas nicht. Mayerhofer war zu nervös, um sitzenzubleiben, ging mit dem Handy in der Hand im Gang zwischen den Abteilen auf und ab und fluchte schließlich, jetzt sei auch noch das Mobilfunknetz ausgefallen.
Die Busfahrer standen in einer Gruppe auf dem Bahnsteig zusammen. Stas blieb im Zug und ging nicht mitdiskutieren. Draußen dämmerte es bereits. Obwohl der Wagen fast voll besetzt war, hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
Einer der Chauffeure auf dem Bahnsteig erhielt einen Anruf aus einem SOS-Telefon, ein Fehler in einer Transformatorenstation habe die Eisenbahn um den Strom gebracht, man versuche die Situation so schnell wie möglich zu lösen oder für den Transport zum Flughafen eine Diesellokomotive zu organisieren, teilte er anschließend den Zugreisenden mit. Leider war ein rechtzeitiges Eintreffen zur Schlussfeier nicht mehr möglich Die Athleten sollen zurück ins olympische Dorf, bis man eine Lösung gefunden habe.
„Mein Tablet-Computer hat den Kontakt zur Zentrale verloren“, stellte Stas fest, als sie aus dem Zug ausgestiegen waren und wieder im Bus Platz genommen hatten.
„Es gibt hier schon kaum Polizei – und der Mobilfunk ist tot. Jemand hat offensichtlich diese Situation minutiös vorbereitet“, stellte Fabian fest und stand auf, um zu allen Athleten zu sprechen.
„Ich bin Offizier der Schweizer Gebirgsspezialisten. Leutnant Richard Wales ist bei den britischen Streitkräften. Meine Regierung hat uns beauftragt, für eure Sicherheit zu sorgen. Sobald ihr oben auf dem Rosa Plateau in eurem Haus seid, packt ihr alle den Rucksack mit Dingen, die ihr zum Biwakieren benötigt. Diese Arbeit setzt ihr auch fort, wenn ihr
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