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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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wurde. Er hoffte, Fabians Ausbildung im Schweizer Militär würde was taugen. Es würde keine zweite Chance geben. Er hörte ein leises Klick in Fabians Hand. Der hatte offenbar die Pistole entsichert. Justin schluckte leer. Ein Typ in Kampfanzug mit Kapuze und schwarzem Tuch um Mund und Gesicht zeigte sich. Vanessa drückte sich an Richard. Der Mudschahed musste nun Mayerhofer sehen, der genau vom Licht der Lampe draußen getroffen wurde.
    „
I want to smoke!
“, erklärte Mayerhofer und zeigte mit einer Handbewegung, was er meinte. Der gläubige Kämpfer hob sein Gewehr und wollte mit seiner freien Hand nach seinem Walkie-Talkie greifen. Fabian sprang breitbeinig zwischen den Kämpfer und Mayerhofer und zielte direkt auf den Kopf des Kämpfers: Ein Geräusch, als würde nur jemand zweimal kurz hintereinander in die Hände klatschen, und die beiden Patronenhülsen klimperten auf dem Betonboden. Der Bodyguard James packte den nach hinten ins Freie kippenden Mudschahed, um ihn ins Gebäude hineinzuziehen. Vanessa stieß einen heiseren Schrei aus, sonst blieb es totenstill im Treppenhaus und im Flur, obwohl überall Leute standen. Justin wurde sich bewusst, sein Ski-Kumpel hatte eben einen Menschen erschossen.
    „Luchsiger!“, mahnte Mayerhofer den Glarner, der noch wie erstarrt mit der Pistole im Anschlag stand. Sie waren ja noch längst nicht in Sicherheit. Niemand konnte weiter über den erschossenen Terroristen nachdenken.
    „James, nehmen Sie sein Funk mit! Justin, sein Gewehr“, befahl Fabian und zerschoss die Außenlampe am Hinterausgang. Im ersten Moment sah Justin nichts, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Das gelbliche Licht der Beleuchtung auf der anderen Seite des olympischen Dorfs reichte aus, um das Wichtigste draußen erkennen zu können. Es schneite nach wie vor sehr intensiv. Schon in geringer Entfernung vereinten sich die fallenden Schneeflocken zu einem im künstlichen Licht gelblich schimmernden Nebel.
    „Ein Toter ist hässlich, aber wir müssen weiter oder sterben!“, mahnte James. Fabian griff wieder nach seinen Tourenskiern, die er Justin gegeben hatte, warf sie draußen auf den Boden. „Justin, die Kalasch mitnehmen!“ Nun kam wieder Bewegung in die erstarrte Gruppe. Zum Glück lag die Leiche des Terroristen im Dunkeln, so musste Justin weniger daran denken, einem Toten das Gewehr wegzunehmen. Man beeilte sich, auf dem kleinen schneegeräumten Vorplatz des Hinterausgangs die Skier anzuziehen. Schon glitt Fabian voraus, in Richtung der Seilbahn, Justin hinterher. Knöcheltief lag der Schnee schon wieder, seit hier zum letzten Mal die Schneefräse entlanggefahren war. Beim nächsten Haus ging das Licht am Hinterausgang an. Fabian hielt an, indem er mit seinen Ski einen Stemmbogen machte. Justin wäre beinahe auf ihn aufgefahren und bemerkte dabei, wie der Glarner automatisch die Hand an der Pistole hatte, während die Kalaschnikow noch unbeholfen um Justins Hals baumelte. Ein amerikanischer Skirennfahrer zeigte sich im Licht.
    „Licht aus!“, befahl Justin. Der Österreicher Pesenbauer zerschlug die Lampe mit der Spitze seines Skistocks, bevor der angesprochene Amerikaner reagieren konnte.
    „Habt ihr Tourenski? Wäsche für ein paar Tage? Essen?“, fragte Fabian.
    „Ja!“, antwortete der Amerikaner. Der Glarner zeigte Justin mit einem schnellen Handgriff, wie man den Kolben der Kalaschnikow einklappte. Beide glitten dabei an dem Amerikaner vorbei, der sich dann mit etlichen weiteren Leuten aus seinem Haus der Fluchtgruppe anschloss.
    Auf dem Weg zur Seilbahn wurde es immer dunkler. Justin glaubte allmählich, die Orientierung in der Nacht und im Schneetreiben zu verlieren. Hoffentlich hatten sie die Station nicht bereits verpasst, sonst würde ihre Flucht jäh in Felswänden oder in den Armen der Mudschaheddin enden.
    Das Surren der Rollen eines Liftmastes und das Rattern der Gondeln über irgendwelche Führungsrollen konnte Justin für einen Augenblick hören und vor ihm tauchte im Dunkeln ein kleines, grünes Lichtlein auf, kaum heller als ein Glühwürmchen. Es musste eine Kontrolllampe bei der Talstation sein. Auf Fabians Zuruf beleuchtete Stas mit einem schwachen roten Taschenlampenlicht ein Stück Schnee, so dass nun die Absperrungen schemenhaft zu erkennen waren, die normalerweise die Fahrgäste beim Umsteigen lenkten. Der Bergführer Surab hatte den Bahnabschnitt zum Rosa Peak in Betrieb genommen. Fabian wies die Eintreffenden an, die Gondeln für die

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