Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
Vom Netzwerk:
Bergfahrt gut zu füllen, und wollte mit Justin und Richard die Stellung sichern. Doch James bestand energisch darauf, dass sie sofort hochfahren sollen. Flucht sei hier die einzige Verteidigung. Vanessa forderte Richard mit einem „Komm jetzt!“ auf, sich bei der Seilbahn anzustellen.
    „Wo ist Florian?“, fragte Fabian in die Menschentraube, die sich beim Lift gebildet hatte.
    „Schon hochgefahren“, antwortete jemand. Justin drückte sich mit Fabian in die Schlange. „Stas, ihr kommt gleich nach!“, mahnte der Glarner und schon mussten sie in eine Gondel einsteigen. Justin schrie kurz auf, im Dunkeln war er mit dem Schienbein gegen eine Kante gestoßen. Fabian zog ihn ganz hinein und schon fuhr die Gondel weiter. Justin hatte sich überrumpeln lassen und plumpste unkontrolliert auf den Sitz. Nun saßen sie zu fünft in der Gondel; neben Fabian und ihm selbst fuhren auch Richard und Vanessa mit James bei ihnen mit.
    Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit, sodass Justin wenigstens die Masten erkennen konnte, wenn sie einen passierten. Doch die sehr schlechte Sicht hatte es wohl erst möglich gemacht, dass sie entkommen konnten. Hoffentlich stimmte es, dass Florian nach oben unterwegs war, brummte Fabian.
    Justin spürte wieder Todesangst in sich hochkriechen. Jeden Moment würden die Terroristen merken, dass sich die Anzahl ihrer wertvollen westlichen Geiseln drastisch reduziert hatte, und mit der Verfolgung beginnen. Vor ihnen lag der Kaukasus im Schneesturm bei Nacht. Der denkbar schlechteste Moment, um auf eine Skitour zu gehen, aber das Wetter war ihre Tarnung, denn die Mudschaheddin des Emirs sollten ja seit ein paar Wochen über einen Kampfhubschrauber verfügen, den ihnen ihre Freunde aus Saudi-Arabien zur Verfügung gestellt haben sollen, erwähnte James. Der Gedanke an den Hubschrauber verstärkte Justins Angst und die Schüsse auf den Terroristen wollte er verdrängen. Er nahm sich vor, einfach nur an den nächsten Schritt denken. James fürchtete, die Mudschaheddin könnten oben warten, und hielt seine Pistole unter der Jacke bereit, doch das fand Fabian weniger wahrscheinlich.
    „Unsere Leute des Gipfelrestaurants sind verschwunden“, bemerkte Surab, der sie oben erwartete. Im Saal mit den schwarzen Deckenbalken und weißen Flächen dazwischen, wo vor einigen Stunden noch Olympiatouristen ihren Glühwein getrunken hatten, hatte man nur das Licht hinter der Bar eingeschaltet. Dort sammelten sich alle. Eine Böe ließ das Haus knarren.
    „Sind das viele!“, brummte Fabian beeindruckt. Justin entdeckte Garchinger, aber leider noch nicht Stas.
    „Ich bin Oberst Mayerhofer von den Schweizer Gebirgsspezialisten“, begann der Chef mit einer Ansprache auf Englisch und stellte sich ins Licht an der Bar. „Ein paar Kilometer östlich von hier gibt es einen Grenzposten. Wir werden uns dorthin begeben, um nach Instruktionen der russischen Armee zu fragen.“
    „Über Satellit stehen wir in Kontakt mit dem geographischen Institut der Universität Zürich, das uns hochpräzise GPS-Wegpunkte geliefert hat. Bleiben Sie auf dem Grat dicht hintereinander“, ergänzte Justin.
    Er ging mit Fabian wieder zurück zur Gondelbahn, um die letzten Ankommenden zu empfangen, und hoffte, bald auch Stas in vorläufiger Sicherheit zu wissen. Richard beobachtete dort die eintreffenden Gondeln mit dem Nachtsichtgerät, bevor sie über den letzten Mast vor der Bergstation fuhren.
    Justin dachte an Julios Mahnung, die Russen könnten die Signale der GPS-Satelliten stören, um dem Mudschaheddin-Hubschrauber die Blindnavigation zu vereiteln. Auch keine sehr beruhigende Vorstellung, wenn auf dem Grat ein Meter Fehler den Unterschied zwischen sicherem Boden und dem Abgrund ausmachen konnte.
    „Ich bin der Letzte!“, rief Stas. Justin war erleichtert und drückte den blonden Russen kurz.
    „Nein! Da kommt ein Bärtiger – und noch einer. Alle flach hinwerfen!“, rief Richard. Keiner zögerte, James hatte seine Pistole auf die nun über die Rollen der Bergstation ratternde Gondel gerichtet.
    Justin wartete mit rasendem Puls darauf, jeden Moment eine Gewehrsalve zu hören.
    „Der Bärtige ist Koslow, der andere Funtow!“, entwarnte Richard.
    „Toll, der Bushido des Kaukasus!“, ärgerte sich Fabian, der einen Schritt neben Justin wieder aufstand.
    „Bushido?“, fragte jemand irgendwo im Dunkeln.
    „So heißt in Deutschland ein bärtiger Rapper mit einer Sprache, da würde bei dir zu Hause die Zensur

Weitere Kostenlose Bücher