Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)
jedes seiner Worte mit einem Piepser überdecken“, erklärte Justin.
Es blieb keine Zeit dafür, das zu vertiefen. Fabian wollte schnell zurück in den Saal, um dort zum Aufbruch zu mahnen. Vor allem wolle er eine Begegnung mit dem Doping-Betrüger vermeiden, erklärte er auf dem Weg. Der berühmteste russische Sportler wäre eine wertvolle Geisel für den Emir, verständlich, dass er da die Flucht mit den „Perversen“ als kleineres Übel ansah, dachte sich Justin. Doch Koslow war in dem Moment nicht so wichtig für Fabian. Der Russe hatte längst verloren. Florian war tatsächlich sicher hier oben angekommen, das zählte für ihn und die beiden drückten sich.
Fabian diskutierte mit Florian und seinem Onkel Klaus, ob er mit einem Stück Sprengschnur das Drahtseil der Bahn durchtrennen sollte, damit die Terroristen ihnen nicht folgen konnten. Das würde Nachzüglern eine Fluchtchance verbauen, fürchtete Florian. Doch bevor er sich weiter mit der Möglichkeit auseinandersetzen und Mayerhofer mitdiskutieren konnte, nahmen ihm die Terroristen die Entscheidung ab. Im Funkgerät wurde wieder gesprochen. Sie seien mit etwa dreißig Mann auf dem Rosa Plateau und hätten die laufende Bahn entdeckt, übersetzte Stas. Surab hatte mitgehört und winkte Stas, ihm zu folgen. Fabian ging mit. In der Bergstation holte der russische Bergführer aus einem Werkzeugschrank ein großes Brecheisen. Er ließ sich von Stas auf den Schultern hoch zum Seil heben und hielt dort die Stange direkt unter das Stahlseil. Sogleich wurde das Brecheisen in einen Kasten mit Rollen hineingezogen. Surab sprang Stas von den Schultern. Es dauerte einen Moment, dann quietschte es unter der Abdeckung und die Seilbahn stand, was sofort einen Alarm auslöste.
„Sie könnten auch mit Pistenfahrzeugen oder Motorschlitten hochkommen, das dauert eine Dreiviertelstunde, weil viel Neuschnee liegt“, relativierte Surab den Erfolg. Fabian wurde klar, sie mussten sich beeilen, zumal die Mudschaheddin nun wussten, wohin sich die Athleten abgesetzt hatten.
Am Eingang zum Restaurantsaal blickte ihn Florian fragend an. „Alles wird gut“, versuchte er seinen Freund zu beruhigen und küsste ihn auf die Stirn trotz Surab, der ganz in der Nähe war.
„Das ist keine eurer Schweizer Reserveübungen“, mahnte Florian besorgt.
„Ich weiß“, antwortete Fabian leise. Beim Anblick der hundert oder mehr Athleten und Betreuer, die sich hier im Gipfelrestaurant versammelt hatten, spürte er die Last seiner Verantwortung.
Doch darüber nachgrübeln half nicht weiter. Fabian musste sich auf die Vorgehensweisen verlassen, die er beim Militär gelernt hatte.
Sechzehn Uhr, Weltzeit. Hier ist CBC mit Arunima
Joneja und den Schlagzeilen für das British Commonwealth of Nations und die Welt.
James ließ im Restaurant einen Bericht im Kurzwellenradio laufen.
Sotschi, Russland. Im Olympiapark an der Schwarzmeerküste beginnt in diesem Moment die Schlussfeier der olympischen Winterspiele. Überschattet wird die Zeremonie von Demonstrationen und Ausschreitungen im Stadtzentrum von Sotschi. Zehntausend Rechtsradikale liefern sich Straßenschlachten mit pro-westlichen Demonstranten und der russischen Miliz. Die Miliz soll inzwischen alle pro-westlichen Demonstranten verhaftet haben. Die Demonstration der rechtsradikalen Nationalisten geht jedoch weiter. Islamabad, Pakistan. Nach einem Angriff mit Drohnen auf …
Fabian deutete James an, das Radio abzuschalten. Er vermutete, die Nachricht über die Geiselnahme im Mountain Cluster wurde von den russischen Behörden geheim gehalten, um eine Panik bei der Schlussfeier im Station zu vermeiden, und Adolew hetzte inzwischen nationalistische Dummköpfe auf, damit möglichst viel Miliz aus dem Mountain Cluster nach Sotschi abkommandiert werden würde, und der Rest schützte die Schlussfeier, da wohl alle die Attentatsgefahr dort als am größten einschätzten.
„Die Terroristen wissen, wohin wir geflohen sind. Wir haben eine Dreiviertelstunde Vorsprung“, fasste er für Mayerhofer zusammen.
„Dann wird es Zeit, dass wir zu diesem Posten gehen!“
„Warum fahren wir hier nicht einfach auf der anderen Seite runter?“, fragte einer. „Da geht es doch in Richtung Küste?“
„Das ist das Naheliegende, aber damit für den Feind vorhersehbar. Außerdem würden wir dort auf die Grenze zu Abchasien stoßen, die vielleicht scharf bewacht wird. In der Nacht bei Terroralarm kann da alles passieren“, fasste Mayerhofer die Lage
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