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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Scheu, Luchsi! Lippen langsam öffnen und dann einfach in den Gefühlen treiben lassen“, erklärte Florian und ergriff gleich die Initiative. Das machte Fabian Spaß, dieses Energiebündel richtig fest zu knuddeln, ihm so nahe zu sein, wie er es nicht zu träumen gewagt hatte.
    In der übernächsten Kabine war zwischendurch Betrieb, doch das störte die beiden nicht im Geringsten. Einmal schien es Fabian, als hätte da etwas geblitzt, doch da sein Partner nicht darauf reagierte, war es wohl nur eine flackernde Leuchtstoffröhre oder dergleichen gewesen. Nochmal wollte er den Deutschen küssen. Danach meinte Florian, regelmäßig eine Kleinigkeit zu essen, gehöre auch zum Spitzensport. Also gingen sie zurück ins Restaurant und zückten ihre Smartphones, um sich von der Ernährungs-App berechnen zu lassen, was sie essen und trinken sollten. An ein paar zusammengeschobenen Tischen hatte sich eine größere Gruppe bekannter Rennfahrer und Betreuer verschiedener Teams versammelt. Florian und Fabian gingen zu den Kollegen hin, bei Chalbermatter waren auch Plätze frei, doch der verscheuchte die beiden mit einem knappen „ist besetzt!“
    Also setzten sie sich eben deutlich abseits an einen freien Tisch.
    „Hat Chalbermatter ein Problem?“, fragte Florian und blickte nochmals verständnislos zu dem grimmig dreinschauenden Kollegen.
    „Er hat wohl Angst, ich würde ihm wegen meinen Erfolgen vom vergangenen Wochenende die Selektion für Sotschi verderben“, versuchte Fabian eine Antwort. „Mit den beiden Erfolgen habe ich mannschaftsintern zu ihm aufgeschlossen.
    Er wollte nun, ohne an Chalbermatter zu denken, mit Florian den „Znüni“ genießen und über den bevorstehenden Slalom von Schladming und den zurückliegenden Weltcup plaudern. Im Restaurant trauten sie sich nicht über das elektrisierende Erlebnis von vorhin zu schwatzen; als Sieger auf der Streif und als Slalomgenie könnte sie ein Tourist erkennen und dann mit gespitzten Ohren ihr Gespräch belauschen.
    Das Schwulsein schnitten sie erst wieder auf der Fortsetzung ihrer Fahrt an.
    „Ich bin neugierig, erzähl was. Gibt es andere Schwule in Braunwald?“
    „Nein!“, antwortete Fabian ehrlich und ärgerte sich gleich wieder darüber. Bei Florian würde er wohl kaum gut ankommen, wenn er zugab, dass außer Klaus und dessen Frau der blonde Schwarzwälder der erste Mensch war, der offiziell über seine sexuelle Orientierung Bescheid wusste.
    „Als wir noch im Europacup waren, habe ich vor den anderen Jungs auch Freundinnen erfunden und du hast doch immer von einer Brünetten in Glarus geschwafelt. War das in Wirklichkeit ein brünetter Kerl?“, löcherte Florian weiter.
    „In Zürich lernte ich einen Twink kennen“, versuchte Fabian seine aus dem Internet gelernten Gay-Slang-Kenntnisse anzubringen. „Aber als ich in den Weltcup aufstieg, wollte er keine heimliche Beziehung.“ Florians Gesichtsausdruck bedeutete wohl, dass die Bemerkung mit den Twinks unglaubwürdig klang. Also hielt er es für besser, nicht mehr mit erfundenen Geschichten aufzuschneiden.
    Als ein Schild das Bundesland Steiermark ankündigte und somit ihr Ziel nicht mehr fern lag, wurde Fabian gebeten, den Flyer zuunterst ins Handschuhfach zu legen, damit ihn der nächste Beifahrer nicht zufällig entdecken würde.
    „Meinem Trainer habe ich es gesagt. Er meinte, solange es privat bleibe, sei es für ihn kein Problem“, erklärte Florian. „Sicher weiß heutzutage jeder Sportler, dass er vor eingeschalteten Mikrophonen offiziell nichts gegen Schwule haben darf. Aber es gibt eben in unserem Harte-Männer-Sport auch Typen, die mit Homosexualität nicht klar kommen. Viele Sponsoren setzen auf das Image des sportlichen, bei Frauen erfolgreichen Mannes. In der Glitzerwelt der Werbeklischees sitzt eben kein Schwuler in einem R8.“
    „Aber immerhin haben wir keine Hooligans an der Piste“, fügte Florian optimistisch hin. „Außerdem werden wir ja nicht von Mannschaft zu Mannschaft verkauft und müssen nicht nach Katar an die Weltmeisterschaft wie die Fußballer.“
    „Doch du musst nach Russland an die Olympiade. Da wird man zwar als Schwuler noch nicht eingesperrt wie am Persischen Golf. Präsident Putin ist aber nicht weit davon entfernt. Wirst du an dieser Demo auf dem Flyer teilnehmen?“, fragte Fabian. „Dort werden die Schwulen doch bei solchen Aktionen immer zusammengeschlagen.“
    „Ich kann leider nicht teilnehmen. Sonst würde ich noch vor meinem ersten Rennen von

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