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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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nur testen? Fabian war ja der Einzige im Skisport, der weder einen coolen Wagen noch eine Freundin hatte. Da würde sich wohl der eine oder andere Athlet oder Betreuer was denken.
    „Du musst jetzt auf die Tauernautobahn wechseln, Richtung Villach“, riet Fabian, während er den Flyer zusammen mit der Parkplatzkarte ins Handschuhfach legte.
    „Luchsi, ich weiß, dass ihr Schweizer mit euren Gefühlen lieber hinter dem Berg haltet, aber du musst jetzt was zum Flyer sagen!“, forderte Florian in einem verärgerten Tonfall, den sich Fabian von ihm gar nicht gewohnt war.
    „Wo hast du den her?“, versuchte es Fabian mit einer neutralen Frage.
    „Von Verein LGBTI-Südwestdeutschland, der lag dem letzten Mitgliedermailing bei. Luchsi, weißt du, was LGBTI heißt?“
    „Das ist eine englische Abkürzung für
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“, wusste Fabian und sein Puls erreichte Werte wie vor einem Rennstart.
    „Na also, geht doch, Luchsi!“, fand Florian wieder zu seiner guten Laune zurück.
    „Was würde passieren, wenn deine Eltern rausfinden, dass du Post von einem Verein für Schwule kriegst?“
    „Nichts, sie wissen, dass ich schwul bin!“
    Fabians Puls hatte vorhin kurz etwas nachgelassen, doch das Geständnis trieb ihn wieder steil in die Höhe.
    Florian stieß ihn mit der Faust an den Oberschenkel. „Na, komm schon, Luchsi. Mein Gaydar ist fast explodiert, während du die ganze Zeit meine Beine beim Kuppeln und Gasgeben beobachtet hast.“
    Tief in sich drin spürte Fabian eine Mauer, die er nicht überspringen konnte, um die drei Worte „ich bin schwul“ über die Lippen zu bringen.
    „Jo, beim Bremsen konnte ich dir ziemlich selten zusehen“, konterte Fabian und kassierte dafür einen weiteren Schlag an den Oberschenkel, den er sich nun traute zurückzugeben.
    „Coming-out à la Luchsi. Bezwingt die Streif, wird aber bleich und leise, wenn es um die sexuelle Orientierung geht“, lachte Florian, wuschelte Fabian durch die Haare.
    „So einfach ist das nicht mit dem Outing im alpinen Skisport“, fürchtete Fabian. Denk an den olympischen Bronzemedaillengewinner Paul Accola! Der Schweizer Ex-Skistar soll doch mal gesagt haben, er sei froh, nicht schwul zu sein.“
    „Ich weiß, er hat ja in einem Interview vor ein paar Jahren auch gemeint, besser schwul lieben als gar nicht“, antwortete Florian. „Das verletzte mich. Doch ich bin nicht bereit, mir von Accola oder sonst wem die Freude am Skisport oder eine Liebesbeziehung verderben zu lassen.“
    Er stellte den Blinker, um rechts auf eine Raststätte zu fahren. „Zeit für ein Znüni, wie ihr Schweizer eine Brotzeit nennt.“
    Fabian glaubte, das alles sei zu schön, um wahr zu sein. Bis heute früh war er davon ausgegangen, es er sei der einzige Schwule im alpinen Skizirkus und nun soll der blonde Traumathlet neben ihm es auch sein? Er hielt es noch immer für nicht ausgeschlossen, dass der Schwarzwälder mit ihm ein Spiel trieb, andererseits sagte ihm sein Verstand, dies sei wohl nur eine irrationale Angst, wie sich manche Anfänger davor fürchteten, eine schwarze Skipiste hinunterzufahren. Den Sportwagen stellten sie nahe dem Restaurant ab und stiegen aus. Der Föhn blies hier so heftig wie in Kitzbühel und der warme Wind wirbelte durch Fabians rote Mähne.
    „Da zeigt die Natur ihre Kraft“, lachte Florian, der neben Fabian getreten war. Der konnte nicht antworten, da sie schnell ihren Rücken gegen eine Orkanbö drehen mussten. Er fühlte dabei Florians Arm auf seinen Schultern, sie blickten einander an. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast.
    „Luchsi, da sind Leute! Gehen wir woanders hin für bisschen unverbindliches Schmusen.“
    Die Aussicht, diesen wunderhübschen jungen Mann mit dem Lächeln eines Engels küssen zu dürfen, schien Fabian, als hätte der Föhnsturm jeden anderen Gedanken hinweggefegt. Fabian folgte ihm durch das Selbstbedienungsrestaurant zu den Toiletten. Ein französischer Rennfahrer-Kollege, der offenbar auch nach Schladming unterwegs war, trat gerade aus dem Vorraum der WCs und warf den beiden kurz einen kritischen Blick zu, doch das bemerkte Fabian kaum, er sah nur noch Florian. Keiner sonst hielt sich in den Toilettenräumen auf, trotzdem gingen sie in die erstbeste Kabine und dann durfte er seinen Engel drücken, seine Finger mit Florians verheddern, ihm in die Augen blicken, dann nochmals ganz kräftig umarmen und die Energie spüren, die von dem jungen Slalomgenie ausging.
    „Keine

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