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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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wieder hier sein würde. Dieses Geld hatte er jetzt zum Glück verloren. Damals im Europacup hatte er zwei Podestplätze herausgefahren und sich so bei Mayerhofer für den Aufstieg in den Weltcup empfohlen. Er zog die verlangte grüne Banknote aus seiner Brieftasche und schloss aus der kumpelhaften Begrüßung, dass die Nachricht über seine sexuelle Orientierung noch nicht bis hierher gedrungen war.
    „Ich hab nur wegen einer Hundertstelsekunde gewonnen. Selbstverständlich ist dein Landsmann einer der ganz heißen Anwärter auf die Goldmedaille“, antwortete er, was der Fahrer wohl von ihm hören wollte.
    „Ich bin nicht Russe, sondern Abchase! Ich dir zahlen hundert Euro, wenn du liegst hinter Koslow am Sonntag! Du mir zahlen zweihundert Euro, wenn du machen Medaille.“
    „Bitt’ schön! Macht ihr eine Spielbank auf oder können wir einsteigen, bevor’s dunkel wird?“, rief Saubauer von hinten in der Schlange.
    Damit er nicht weiter die Tür blockierte, willigte Fabian mit einem Handschlag ein, obwohl es bestimmt unanständig war, dem einheimischen Fahrer hundert Euro abzuknöpfen.
    Der Busfahrer Edcham hielt zuerst Justin für den britischen Prinzen – vermutlich wegen der Jacke mit der Krone darauf –, doch der Liechtensteiner musste zugeben, dass sein Land nur von einem Fürsten und nicht von einer Königin regiert wurde.
    Der Bus füllte sich bis auf den letzten Platz – ein paar Betreuer des Ski-Frauenteams hatten sogar den neutralen, nicht einem bestimmten Team zugeordneten Pendelbus nehmen müssen. Die Busse fuhren einer nach dem anderen los, ein paar Meter auf der Hauptstraße den Fluss entlang talaufwärts, dann bogen sie rechts ab. Nun wurde die Fahrt abenteuerlicher: Nach einem Kontrollposten, der salutierte, kletterte die Straße in zahlreichen Kurven den steilen Hang hinauf. Edcham schaltete in den zweiten Gang zurück und der Bus brummte, als er sich den nach Norden geneigten Hang hinaufkämpfte. In einer Kurve, die einen steil hinabführenden Blick auf den Fluss und die sich an sein Ufer zwängende Touristenstadt erlaubte, wurde an der Leitplanke gearbeitet.
    „IOC-Inspektoren haben verlangt mehr Sicherheit“, erklärte Edcham mit leicht beleidigtem Unterton die Arbeiten. Sie passierten kurz danach das Sanki Sliding Center. Dort würde bald um Medaillen im Rodeln, Skeleton und Bob gekämpft.
    Die Straße schlängelte sich beim weiteren Aufstieg mehrmals unter der Gondelbahn hindurch, die von der Touristenstadt ausging und am olympischen Dorf vorbei über Zwischenstationen zum 2320 Meter hohen Rosa Peak hinaufreichte.
    Die Kurven erinnerten Fabian an die Klausenpassstraße von Linthal hinauf auf den Urner Boden. Auf der letzten Serie von Spitzkehren wechselte der Wald endlich von grau-grün zu weiß. Ab tausend Höhenmeter lag Schnee und zu aller Freude wurden die Verhältnisse winterlich. Bevor die Straße in einem Tunnel unter dem olympischen Dorf verschwand, schwenkte der Bus auf einen großen Parkplatz, der von einem Zweierposten bewacht wurde. Zu denen musste auch der alte Militärlastwagen gehören, der am Rande des Platzes im Schnee steckte, vermutete Fabian.
    „Fabian, ist die Landschaft hier vergleichbar mit der Schweiz?“, fragte ihr Guide Stas, als sie vor dem Bus standen. Laufend trafen weitere Teams ein.
    „Jo! Braunwald liegt ebenfalls auf einer Alp über einem engen Tal. Die Berge sind ähnlich hoch, aber felsiger.“
    „Noch felsiger?“, fragte Stas ungläubig, wurde aber von seiner Kollegin, die die Damenmannschaft betreute, abgelenkt und er musste dem Busfahrer erklären, wie er auf einer elektronischen Anzeige seinen nächsten Auftrag abfragen konnte. Gleich darauf führte er die Alpin-Herren zu den braun-weißen Häusern des olympischen Dorfs. Saubauer, Monti und Ulrichen waren schon vorangegangen.
    Die meisten Athleten meinten, sie müssten die Treppen vom Parkplatz zum olympischen Dorf hinauf besonders sportlich nehmen, doch Florian, Fabian und Justin hatten es nicht sonderlich eilig. Die frische Schneeluft auf dem Rosa Plateau roch nach Skifahren. Dafür würde ja später noch Zeit sein; jetzt mussten sie aber offiziell ihre Zimmer beziehen.
    Kaum hatten sie das erste Haus passiert, gerieten sie in einen Hinterhalt – in der Deckung einer Hausecke lauerte der „Feind“: Jörg Pesenbauer, die Zwillinge Anton und Simon Pöschl sowie ein paar weitere Österreicher. Irgendjemand warf den ersten Schneeball und schon ging es hin und her, als würden sie alle noch

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