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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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herum. Richard riet seinen Teamkameraden, sie einfach zu ignorieren, und entschuldigte sich gleich, um das längst überfällige Telefonat mit seinem Vater nachzuholen. Fabian bemerkte das Eintreffen des deutschen Mannschaftsbusses mit Florian an Bord und so blieb es an Justin hängen, in der Kantine ein paar Flaschen Mineralwasser für ihr Zimmer zu kaufen. Saubauer, den er an der Kasse wiedertraf, mahnte, sie sollten nur aus versiegelten Flaschen trinken, nachdem sie das Zimmer verlassen hätten, und legte Justin noch einen Beutel Zahnpasta-Minituben dazu, wie man sie gelegentlich beim Zahnarzt als Werbung geschenkt bekommt. „Beim abendlichen Zähneputzen teilt ihr euch eine zu dritt und dann wegschmeißen, auch wenn sie noch halb voll ist. Videobesprechung ist um sieben.“ Der Trainer fürchtete offenbar, jemand könnte tagsüber unbemerkt ins Zimmer schleichen und das Wasser oder die Zahnpasta mit leicht nachweisbarem Dopingmittel versehen.
    Saubauer wurde vom Trainer der Freestyler zusammen mit Monti zu einem Kaffee eingeladen, während die jungen Athleten selbst bezahlen mussten. Geld floss aber noch keines an der Kasse, denn jeder Athlet hatte einen täglichen Freibetrag gut. Der Fernsehjournalist Garchinger schloss zum Liechtensteiner auf. Eigentlich durften die Journalisten nicht so ohne Weiteres ins olympische Dorf, aber anscheinend legte man diese Regel für das Restaurant nicht so streng aus. „Kurz auf ein inoffizielles Wort?“ Justin ahnte schon, worum es ging, und setzte sich an einen freien Tisch.
    „Ja, wie soll i sagen“, begann der Bayer. „Inzwischen ist die Sache mit Häusle und Luchsiger auch in der seriösen Presse angekommen. Die Verbände meinen nur, sie würden nichts Offizielles wissen und wir öffentlich-rechtlichen dürfen nichts bringen, solange es nur ein Gerücht ist.“
    Fabian und Florian traten gerade dicht beisammen ans Büffet mit den offiziell zugelassenen Müslimischungen. Es war nicht zu übersehen, dass sie zumindest dicke Freunde waren und für Justin hatten die beiden das Zeug zum Traumpaar. Sie sahen beide gut aus, waren jung, sportlich und bester Laune, wenn sie zusammen waren. Aber er konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, dass Florian noch zögerte, für Fabian viel mehr zu sein, als nur ein guter Freund. Er selbst hatte diese Phase schon hinter sich. Zuerst hatte er auch gedacht, mit Julio seinen ersten Lover zu haben, um dann festzustellen, dass ihn der Spanier nur oberflächlich total süß fand. Er hoffte sehr für Fabian, dass dessen erste Beziehung mehr Tiefe haben würde.
    „Die Trainer vermuten, dass die beiden durch einen Medienrummel zu sehr von der Konzentration auf die Rennen abgelenkt würden“, begann Justin mit einem Erklärungsversuch. „Nicht jeder im Spitzensport kann damit locker umgehen. So ist die Angst vor einem Coming-out durchaus berechtigt. Wieso sonst hat sich wohl die schwedische Skirennläuferin und Goldmedaillengewinnern Anja Pärson erst bei ihrem Rücktritt als Lesbe zu erkennen gegeben?“
    Garchinger zupfte sich ein paarmal am Schnauzbart und beobachtete die beiden an der Kasse. Nun kamen sie an Justins Tisch. Fabian stellte Justin ein Müsli hin und grinste gut gelaunt. „Ins App eintragen und aufessen! Hallo, Garchi!“
    „Grüß Gott, Fabian. Die Redaktion in München möchte gerne wissen, wie sie mit den Gerüchten um eine mögliche gleichgeschlechtliche Beziehung zwischen euch beiden umgehen sollte.“
    „Weiß nicht“, meinte Fabian knapp. „Sag du was, Florian.“
    Garchinger grinste seinen Landsmann ermunternd an und Florian räusperte sich kurz. „In unserer Situation wäre es wohl lächerlich, es abzustreiten. Ja, wir sind schwul. Wir sind gute Kumpels, aber uns als Liebespaar zu bezeichnen, wäre übertrieben. In dieser Saison möchten wir gerne noch Rennen fahren. Ob als offen Schwule ein Verbleib im Ski-Rennsport möglich ist, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.“
    „Könnten wir dazu ein Interview vor der Kamera machen?“
    „Nein, jedenfalls nicht während der olympischen Spiele. Sie können dieses Statement schriftlich bringen, aber nicht mehr“, wurde Florian ernst und bestimmt. „Bis jetzt hat weder ein Trainer noch ein Funktionär etwas dazu gesagt, obwohl bestimmt heftig getuschelt wird. Solange sie mich nicht mobben, ist es für mich okay.“
    „Weißt du, Garchi“, ergänzte Fabian, „Das IOC würde für uns zwei Ski fahrende Schwule keinen Streit mit Putin riskieren,

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