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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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unmittelbar vor dem Stichtag der Qualifikation. Das sei ja auch eine steigende Formkurve, lobte sie, während man sich ruckweise auf den Stadioneingang zubewegte.
    Graber verlangte, dass die Medaillengewinner der Winterspiele in Vancouver in der vorderen Reihe gingen, soweit sie überhaupt noch dabei waren, oder diejenigen, die über einen Weltmeistertitel verfügten. Dahinter gab es keine Rangordnung mehr. Fabian befand sich etwa in der Mitte der Schweizer Delegation. Florian musste inzwischen den Einmarsch hinter sich gebracht haben, schätzte er, schoss ein Foto von der einige Meter vor ihm gehenden Schweizer Fahne und schickte es dem Deutschen. Nach weniger als einer Minute erhielt er eine Antwort. Das Foto zeigte die gut ein Dutzend Leute große Liechtensteiner Delegation, wie sie wohl an der bereits im Stadion stehenden deutschen winkend vorbeiging. Auf dem Bild war tatsächlich auch Justin mit seinem Lausbubengrinsen zu erkennen.
    Die Schweizer rückten bereits in den Tunnel unter dem Stadion hindurch vor und hörten nun auch den Sprecher, wie dieser Spanien ankündigte. Fabian fühlte erwartungsvolles Kribbeln. In diesem Moment ging ein Sportlertraum in Erfüllung. Er war tatsächlich bei den Spielen dabei.
    „Sweden!“
    Und als sie um die Kurve bogen ins voll mit applaudierenden Menschen angefüllte Stadion wurde „Switzerland!“ ausgerufen. Mehr als die Hälfte der Leute um ihn herum hielten ihr Smartphone in die Höhe und blitzen und filmten, was das Zeug hielt. Fabian fand es erst peinlich, doch als er an der Seite „Germany“ sah und Florian dort mit hochgestecktem Handy in der zweiten Reihe, konnte er der Versuchung ebenfalls nicht wiederstehen, obwohl Mayerhofer inzwischen einige der enthusiastischsten Fotografen in der Delegation angeschnauzt hatte, ob denn das wirklich sein müsse, eine Milliarde Menschen und Präsident Putin, der mächtigste Mann der Welt, würden zuschauen. Die Langläuferin fragte ihn, ob der Mächtigste nicht im Weißen Haus in Washington sitze. Doch der Swiss-Ski-Chef wusste, dass nach neuster Rangliste des US-Magazins
Forbes
Barak Obama nur noch die Nummer zwei war hinter dem Mann dort oben. Er deutete zur VIP-Loge. Viel erkennen konnte Fabian aber nicht.
    Vorne ließ Jonny Ulrichen die Flagge gekonnt in der Luft einen Salto machen und fing sie sicher wieder auf. Fabian hatte nicht gewusst, dass der Walliser ein Fahnenschwinger war, eine typisch schweizerische Folklore.
    Schon wurde „Chinese Taipei“ angekündigt. Unter dieser weißen Spezialflagge mit olympischen Ringen durften drei Sportler von der Insel Taiwan an den Winterspielen teilnehmen.
    Das Stadion war größer als alles, was Fabian bisher gesehen hatte. Er winkte im Vorbeigehen in eine Kamera. Ob in Elm jemand zusah, fragte er sich dabei. Als man ihn damals nach Braunwald vertrieben hatte, hieß es, er würde es nie zu irgendetwas bringen, und jetzt war er immerhin Teil der Schweizer Olympia-Delegation. Das machte ihn stolz.
    Nach der Runde im Stadion wurden sie auf dem Rasen eingereiht, gerade rechtzeitig zum Einmarsch des Gastgebers. Koslow durfte die russische Fahne tragen, eine unglaubliche Ehre. Fabian vermutete, dies sei eine Anerkennung für Verdienste, den Alpin-Skisport hier populär gemacht zu haben. Sicher stellte Russland die Erwartung an Koslow, in den kommenden zwei Wochen mindestens eine Goldmedaille zu holen. Fabian war froh, nicht diesem Druck ausgesetzt zu sein.
    Nach einem Showblock folgte der nächste hochoffizielle Teil.
    „Meine Damen und Herren, bitte begrüßen Sie Dmitry Chernyshenko, Präsident des Organisationskomitees der XXII. Olympischen und Paralympischen Winterspiele, zusammen mit Herrn Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees.“
    Von den Athleten wurde nun Geduld erwartet, denn es folgten die Eröffnungsansprachen der beiden Präsidenten. Während der pathetischen Reden war immer wieder das Mobilnetz überlastet, so konnte Fabian Florian leider nicht fragen, ob er die Ansprachen gut fand.
    Schließlich endete Bach mit den Worten: „Ich habe nun die Ehre, Seine Exzellenz, Herrn Vladimir Vladimirowitsch Putin, Präsident der Russischen Föderation, zu bitten, die XXII. Olympischen Winterspiele zu eröffnen. Danke!“
    Etwa eine halbe Minute verging, bis im Stadion nun Putins Stimme zu hören war, der den offiziellen Satz zur Eröffnung der Spiele sprechen durfte. Nach einem kurzen Feuerwerk wurde von Ehrengästen die weiße Flagge mit den fünf Ringen

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