Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
Vom Netzwerk:
ins Stadion getragen, von Soldaten der russischen Armee übernommen und unter den Klängen der Olympischen Hymne gehisst. Danach legten ein Sportler, ein Kampfrichter und ein Trainer stellvertretend für alle Teilnehmer den Eid ab: „Im Namen aller Athleten verspreche ich, dass wir an den Olympischen Spielen teilnehmen und dabei die gültigen Regeln respektieren und befolgen und uns dabei einem Sport ohne Doping und ohne Drogen verpflichten, im wahren Geist der Sportlichkeit, für den Ruhm des Sports und die Ehre Mannschaft.“
    Nun wurde es Zeit, dass die Olympische Flamme ins Stadion getragen wurde. Die Fackel sei bereits am Nordpol gewesen und habe sogar im Weltraum die Erde umkreist, wurde stolz dem Publikum erklärt. Eine Läuferin, die schon sieben Goldmedaillen gewonnen hatte, durfte sie durch den Tunnel ins Stadion tragen, eine schon betagte Dame mit sogar neun Goldenen durfte noch ein paar Schritte mit dem Feuer gehen, bis der Schlussläufer übernahm. Entgegen Edchams Wette war es jedoch nicht Putin selbst, der das Feuer im Stadion entzündete. Also schuldete der Abchase dem Glarner hundert Euro.
    Nun loderte die Flamme, die vor ein paar Monaten von Sonnengott Helios selbst in den Stadien der antiken olympischen Spiele entzündet worden war. Sie verkörperte die positiven Werte, die der Mensch dem Feuer von jeher zuschreibt. Und sie brannte für alle Sportler, also auch für Fabian und sollte sie zum friedlichen und fairen Wettbewerb inspirieren. Der jetzt freigelassene Taubenschwarm war ein Symbol dafür, dass die Spiele in friedlicher Atmosphäre verlaufen sollen. In diesem Moment fühlte Fabian eine ganz besondere Beziehung zur olympischen Idee. Er war Teil von ihr geworden.
    Nach der Eröffnungsfeier sammelte sich die Delegation wieder beim House of Switzerland, um dort im Innenhof vom Schweizer Bundespräsident Didier Burkhalter Glückwünsche entgegenzunehmen. Mayerhofer stellte Fabian dem Magistraten als Abfahrtssieger von Kitzbühel vor. Der Bundespräsident erzählte, er habe das Rennen selbst am Westschweizer Fernsehen verfolgt und sei sehr angenehm überrascht worden, dass die Schweiz gerade rechtzeitig für die olympischen Winterspiele in der prestigeträchtigen Disziplin wie Ski-Alpin über ein solch aufstrebendes Talent verfüge. Fabian bedankte sich artig.
    Als Burkhalter bereits mit einer anderen Gruppe Smalltalk hielt, bereute es Fabian, den Präsidenten nicht darauf angesprochen zu haben, warum Burkhalter und die anderen sechs Bundesräte bei der Wahlempfehlung für die CVP-Familieninitiative gleichgeschlechtliche Paare mit keinem Wort erwähnt hatten. Die angeblich christliche Partei CVP versprach in einer Volksinitiative Steuererleichterungen für Verheiratete und wollte in einer vom Bundesrat ignorierten Zusatzbemerkung noch die Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau festlegen lassen. Aber als Sportler erwartete man ja von Fabian, zu politischen Themen zu schweigen, selbst wenn sie einen beleidigten. Zudem verspürte er noch immer Hemmungen, vor wichtigen Leuten zu seiner sexuellen Orientierung zu stehen.
    Justin, der mit der Liechtensteiner Delegation inzwischen auch beim House of Switzerland eingetroffen war, meinte dazu, er könne ja nicht sicher sein, wie Burkhalter persönlich abgestimmt habe. Die Sitzungen des Schweizer Bundesrats seien ja geheim und danach seien alle sieben verpflichtet, die Entscheidung nach außen mitzutragen. Als kleiner Alpinsportler ein Streitgespräch mit einem Spitzenpolitiker zu führen, bringe viel weniger für die Akzeptanz schwuler Sportler, als an den Spielen eine gute Leistung zu zeigen. Dem pflichtete auch Saubauer bei, der anscheinend gelauscht hatte. Er meinte, der Weg zur Medaille beginne damit, dass jetzt alle Alpin-Herren zurück nach Rosa Khutor fahren sollten, denn bereits in zwei Tagen stehe mit der Herrenabfahrt ein erster Höhepunkt der Wettkämpfe auf dem Programm.

Der Olympia-Abfahrtslauf
    Am großen Tag der olympischen Abfahrt war Fabian lange vor dem Klingeln des Weckers aufgewacht, scrollte mit seinem Smartphone durch Fotos von der Eröffnungsfeier und ging schließlich als Erster duschen, als sich seine Zimmergenossen vor dem Aufstehen noch unter ihren Decken streckten. Seine Gedanken kreisten wieder um den Lake und Deer Jump, das Russian Trampoline, das Accola Valley und all die andern Schlüsselstellen. Dieser Tag der Männer-Olympia-Abfahrt war der höchste Feiertag des alpinen Rennsports. An einem solchen Tag wurden aus

Weitere Kostenlose Bücher