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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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ihre Konzentration stören könnte. Offenbar hatte sich der Russe auf diese Weise vorbereitet, versuchte sich Fabian die Frage zu erklären.
    „Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Homosexualität außerhalb des freien Willens liegt“, sprang Florian ein. „Niemand darf Homosexuelle so diskriminieren, wie es Putin tut.“
    „Mein Großvater mütterlicherseits, der in Österreich erst in der HJ und dann in der FPÖ war, der hätte euch was gehustet“, grollte Koslow.
    „Und was hat er deiner Mutter gehustet, als sie mit einem Russen durchbrannte?“, fragte Florian mit verärgertem Unterton.
    „Zehn Jahre Funkstille, aber das geht euch Schwuppen nichts an!“
    Die beiden Moderatoren trafen ein; der russische Journalist trug wie Koslow einen perfekt geschnittenen Vollbart. Es folgte die kurze Begrüßung und es wurde abgemacht, man spreche sich mit Nachnamen an und die Interviewsprache sei generell Englisch, nur zum Schluss werde der Silbermedaillengewinner ein paar Fragen auf Russisch beantworten. Alle Sportler durften die Jacken ausziehen, denn es war sehr heiß im Studio.
    Die Regieassistentin korrigierte bei Florian noch den verdrehten Bändel der Medaille und steckte Koslow seinen großen Ausweis unter den Pullover. Der Monitor vor ihnen ging an und zeigte stumm eine Zusammenfassung des Abfahrtslaufes, während die beiden Moderatoren inzwischen ihre Kärtchen durchgingen. Auf dem Monitor war nun ein Sprecherpaar in einem Nachrichtenstudio zu sehen mit einem Foto von Fabian im Hintergrund, das nun auf Koslow wechselte. Im Studio wurden die festen Kameras und eine zusätzliche Handkamera bereitgemacht und dann waren Florian und Fabian im Hintergrund des Sprechers zu sehen, gefolgt von einer Sequenz, wie sie beide gemeinsam mit Richard und Justin aus dem Zug stiegen.
    „Achtung, bereit für Frage aus Atlanta!“, wurde über Megaphon angekündigt. „Wir sind live drauf in fünf, vier, drei, zwei, eins und Action!“
    „Ja, Jim, alle drei sind hier in unserem Studio zwischen dem Schwarzen Meer und dem Kaukasus“, antwortete der Moderator auf eine für die anderen im Studio unhörbare Frage. „Guten Tag nach Atlanta und in die Welt. Hier ist es schon Nacht nach dem verrücktesten Rennen, das ich je gesehen habe … ja, durchaus … er erinnert an einen Rockstar und könnte von der Körpergröße her auch Basketball spielen.“
    Danach wechselte das Thema zu Fabians Erleichterung zum Rennen. Der russische Moderator fragte Florian, wie er die lange Zeit erlebt habe, während derer er warten musste, bis er wusste, dass seine Zeit Bronze wert war, und Florian durfte danach etwas mehr oder weniger Geistreiches dazu sagen, wie sich Bronze in der Abfahrt für einen Slalomspezialisten anfühle. Ingemar Stenmark sei ja nie mit der Abfahrt zurechtgekommen, bemerkte der Moderator. Der Blonde aus dem Schwarzwald meinte scheu, Vergleiche mit dem berühmten Schweden seien doch zu hoch gegriffen. Der Schwerpunkt des Interviews lag jedoch nicht bei dem Bronzemedaillengewinner; die Öffentlichkeit interessierte sich für Putins Ski-Gladiator und für den großen, schlanken jungen Mann, für dessen lange Beine der Stuhl viel zu niedrig schien und dem es gelungen war, dem unvorstellbar starken russischen Herkules die Goldmedaille wegzuschnappen. Mit Koslow wurde über die horrenden Kosten gesprochen, es seien ja die teuersten und korruptesten olympischen Spiele aller Zeiten. Er wich in ein allgemeines Lob an die Arbeiter aus und die nun Wirklichkeit gewordene Vision seines Präsidenten und mit Budgetfragen habe er sich nie befasst. Nun habe die Nation ja die Ernte in Form einer Silbermedaille in der prestigeträchtigsten Disziplin einfahren können, meinte der Moderator doch noch versöhnlich nach den kritischen Fragen. Fabians Puls begann zu steigen, jetzt war er an der Reihe:
    „Wenn man den Goldmedaillengewinner Fabian Luchsiger aus der Schweiz anschaut, denkt man eher an den Leader einer Rockband als an den neuen Träger der begehrtesten Alpin-Medaille. Sie sollen eine E-Gitarre im Gepäck dabei haben. War eine Karriere als Musiker einmal eine Option?“, fragte der russische Fernsehjournalist.
    „Ich hab mal E-Gitarren-Unterricht genommen, ja, und tauche nach einem ätzenden Tag gerne mit dem Kopfhörer auf den Ohren und meiner Gitarre in den Händen in ein ganz privates Universum ab“, antwortete Fabian. „Es stimmt schon: Volksmusik ist weniger mein Ding.“
    „Es gibt nur wenige Beispiele in der Geschichte des

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