Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)
worden und würde nach den Paralympics anderswo wieder zum Einsatz kommen.
Ein paar Treicheln wurden gebimmelt, als man Stas und ihn bemerkte, und schon ging ein Scheinwerfer an. Eine Kamera des Schweizer Fernsehens nahm sie ins Visier, Stas trat zur Seite und Fabian wurde vor der Tür von Fans begrüßt. Auch im Innenhof wurde applaudiert, als er sich auf der dortigen Bühne zeigte und da traf er auf Mayerhofer und Graber, auch die anderen im Team konnte er im Gedränge entdecken, aber zunächst musste er unter den Klängen des unvergesslichen Songs der Band Queen
We Are the Champions
auf die Bühne, um den Sportfans zuzuwinken und dem Chef die Hand zu schütteln.
„Auftakt gelungen! Liebe Fans und Gäste, ich präsentiere euch Fabian Luchsiger, der vierte Abfahrts-Olympiasieger der Schweizer Sportgeschichte. Hans Graber, was sagst du zum Gold-Luchsi!“ Mayerhofer schien fast vor Stolz zu platzen und reichte das Mikrophon weiter an Graber.
„Ich sehe mit Freude, dass nicht nur im Fußball mit der Schweizer WM-Qualifikation die Strategie aufgegangen ist, der jüngeren Generation Chancen zu geben, sondern auch bei Ihnen, Herr Luchsiger“, meinte Doktor Graber und reichte das Mikrophon an Fabian, der den Fans gestand, er habe alles noch gar nicht richtig verarbeiten können und sei natürlich stolz und bedanke sich bei Swiss Olympic, Swiss-Ski und seinem Trainer Saubauer, die dies alles möglich gemacht hätten – und natürlich bei den Fans für deren Unterstützung.
„Morgen sollten wir in Ruhe über ein gewisses PR-Problem beraten“, zischte ihm Graber zu, als sie wieder von der Innenhofbühne runtergingen.
Fabian ahnte, dass der IOC-Mann damit wohl das Foto und dessen Folgen meinte. Also würde es doch noch ein Nachspiel geben, das man aber offenbar höflicherweise auf den nächsten Tag verschieben wollte.
Das Schweizer Fernsehen hatte sein Hauptquartier nicht im Pressezentrum eingerichtet, sondern im Haus der Schweiz. Die Redaktion wollte die Gelegenheit nutzen, Fabian gleich in ihrem Olympiastudio zu interviewen. Das gehörte wohl zum Job als Olympiasieger dazu, von Interview zu Interview zu eilen, dachte sich Fabian und ging mit ins Studio.
Die Interview-Runde fand zusammen mit Justin und Jonny statt und wurde zu Fabians Erleichterung auf Schweizerdeutsch geführt. Das gab Fabian ein Gefühl, wieder auf heimatlichem Boden zu sein. Hinter den Kameras durften etliche akkreditierte Schweizer Journalisten dem Interview beiwohnen, ebenso Saubauer, Mayerhofer und Graber. Alles wurde über den Kanal SRF-Info live gesendet.
Das Interview drehte sich um den Sport, wie die Piste gewesen sei, ob der Pistenarchitekt Bernhard Russi gute Arbeit geleistet hätte, was selbstverständlich der Fall war. Es ging um das Übliche, was auf der Strecke gut war, was weniger, und man wich höflich der Frage aus, warum Conradin und Patrik soweit hinten gelandet seien. Allmählich spürte Fabian, wie er müde wurde, doch er musste durchhalten.
„So, dann haben wir noch was Interessantes herausgefunden“, kündigte der Moderator an.
Nun würden sie ihn wohl nach seinen Gefühlen für Florian fragen. So allmählich konnte er Richard verstehen, wenn der gelegentlich an einem Schub Paparazzi-Phobie litt.
Dem Moderator wurde aber eine E-Gitarre aus dem Dunkeln gereicht.
„Jetzt wollen wir alle wissen, ob da am Abend in Luchsis Zimmer nur auf den Saiten rumgezupft wird oder ob mehr dahinter steckt“, stichelte Jonny.
Die E-Gitarre war mit einem Kabel ausgestattet. Fabian probierte zwei, drei Akkorde, sie schien bereit zu sein und war an einen analogen Verstärker angeschlossen.
„Also ihr müsst mir versprechen, dass ich danach nicht wie die Dreifacholympiasiegerin Vreni Schneider das Opfer eurer Satiresendung werde“, versuchte er etwas Zeit zu gewinnen, um zu überlegen, was er spielen sollte. Er dachte im ersten Moment an etwas aus dem Repertoire der Band
Ramones
oder gar zeitgenössischer Emo-Punk? Aber das wäre vielleicht doch zu speziell gewesen für ein unvorbereitetes Publikum. Deshalb entschied er sich für einen Klassiker des Rock.
„Könnt ihr euch die Lizenzgebühr für
Born to Be Wild
leisten? Das stammt von
Steppenwolf
und war die Titelmusik des Films
Easy Rider
.“
„Interessant. Warum etwas aus den Anfängen von Heavy Metal?“, fragte Jonny.
„Weiß nicht. Gold ist ja eines der schwersten Metalle. Damals endete das uncoole Zeitalter und das coole begann. 68er Bewegung,
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