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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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ja, Mutter befürchtet außerdem, sie könnte Emma beleidigt haben und dass sie Silverdale deswegen verlassen hat. Anscheinend haben sie und Diana und die Petershams in den Assembleesälen über Dashwood geplaudert. Emma war bei ihnen und ist ohne ein Wort verschwunden.”
    “Dashwood? Was hat der widerwärtige Kerl denn jetzt schon wieder vor?” Richard verspürte ein ungutes Gefühl. Er erinnerte sich an Emmas Worte, dass sie etwas gehört hatte, was sie verstörte. Er hatte glauben wollen, dass ihre Tränen gestern Abend auf ihre Eifersucht auf Yvette zurückzuführen seien. Vielleicht hatte ihm da seine Arroganz mal wieder einen Streich gespielt …
    “Dashwood wurde zum Narren gehalten, wie es aussieht. Er hat sich ein spätes Mädchen aus guter Familie gekauft, das er schwängern wollte. Bevor das Fräulein Braut von der Sache überhaupt erfuhr, hat ihr Papa, der ständig pleite ist, Geld für sie eingesteckt. Man hat wohl angenommen, sie wäre froh, endlich einen Mann abzubekommen, und würde zu allem Ja und Amen sagen, aber weit gefehlt, sie hat Fersengeld gegeben. Dashwood hat ein paar Ermittler auf sie angesetzt. Der Ehekontrakt war bereits besiegelt, und er lechzt nach Rache. Der Vater des Mädchens ist inzwischen auch verschwunden. Was für Skandale uns hier in der Provinz entgehen … Geht’s dir nicht gut? Du siehst furchtbar aus.” Er hielt inne, um sich noch etwas Brandy einzuschenken.
    “Eigentlich dachte ich ja, du wärst ausgeritten”, fuhr er fort. “Ich hätte schwören mögen, dass ich Shah beim Herkommen sah.”
    Richard starrte ihn an. Seine Wangen waren bleich geworden. Einen Augenblick lang stand er völlig reglos da, dann nahm er die Zigarre aus dem Mund und fragte: “Hast du ein Reitpferd dabei?”
    Als Stephen nickte, nahm er seinen Reitmantel, warf ihn sich über die Schulter und ging zur Tür. “Danke, dass du so schnell hergekommen bist. Ich bin in einer Woche wieder da … oder melde mich von London.”
    Emma blickte zurück auf den flammenden Horizont. Sie vertraute darauf, dass sie nichts falsch machen konnte, solange sie sich Richtung Osten und in Sichtweite der Straße hielt. Nicht dass sie vorhatte, ganz bis nach London zu reiten. Sie plante, bis zur nächsten Poststation zu reiten, Star in der Obhut des Wirtes zurückzulassen und Richard Du Quesne eine Nachricht zu schicken. Sie würde einen Platz im erstbesten Gefährt buchen, das nach London fuhr. Optimistisch glaubte sie, London am nächsten Vormittag zu erreichen. Morgen Abend um dieselbe Zeit wären die Probleme ihrer Familie gelöst.
    Als die Strahlen der untergehenden Sonne den Himmel tiefrot färbten, spähte sie zu einer Ansammlung von Häusern. Hoffentlich kam bald ein Gasthaus in Sicht.
    Sie klopfte Stars Hals und murmelte seinen Namen, worauf er den Kopf senkte. Vielleicht hatte sie seinen Namen ja richtig geraten. Doch er wollte sich nicht antreiben lassen, sondern trabte gemütlich dahin. Möglicherweise hat das Tier Hunger oder Durst, überlegte sie, als es nur noch Schritttempo vorlegte.
    Misstrauisch beäugte sie den Waldboden und fragte sich, ob sie wieder aufsteigen könnte, wenn sie erst einmal abgesessen war. Doch dann schwang sie das Bein über Stars Rücken und glitt hinab, riss etwas Gras aus und bot es dem Pferd dar. Da hörte sie ein Geräusch, das sie nicht sofort einordnen konnte. Auch Star hatte es gehört. Er stellte die Ohren auf und wieherte. Ihr sträubten sich die Nackenhaare. Weit und breit kein Baumstumpf, mit dessen Hilfe sie sich wieder aufs Pferd hätte schwingen können. Da, jetzt wurde es ganz deutlich. Hufgetrappel. Das herantrabende Pferd hielt inne, stampfte mit den Hufen, und der Reiter sagte kein Wort … Da wusste sie es.
    Ihre Zunge klebte förmlich am Gaumen fest. Schließlich gelang es ihr zu krächzen: “Ich … ich hab ihn doch nur ausgeliehen …”
    Die Stille wurde nur vom Schnauben eines Pferdes durchbrochen. Das schien Star munter zu machen. Er trabte an Emma vorbei, die dadurch ein paar Schritte mitgezerrt wurde.
    Dort saß Richard auf einer grauen Stute. Er hatte ein Bein angezogen, als hätte er es sich auf dem Pferderücken gemütlich gemacht, um das interessante Schauspiel zu beobachten, das sich ihm nun bot. Er wirkte so entspannt, dass Emma beinah glaubte, er wäre nicht zornig.
    “Ich hab ihn wirklich nur ausgeliehen …”, wiederholte sie mit zitterndem Kinn. Diesmal zeitigte ihre Bemerkung eine Reaktion. Er drehte sich um und sprang vom Pferd. Immer

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