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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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als sie in der herrlichen Kutsche vorüberrollten. Es war das erste Wahrzeichen, das sie erkannte. Von hier aus war es nicht mehr weit bis Rosemary House … wo sie ihrer Mutter entgegentreten musste.
    Es war ein weiterer herrlicher Herbstnachmittag. Sie hatten im “Fallow Buck” übernachtet und waren am nächsten Tag rasch vorangekommen. Man hatte ihr gestern Abend dasselbe Zimmer zugewiesen wie vor knapp zwei Wochen. Obwohl sie befürchtet hatte, kein Auge zutun zu können, war sie eingeschlafen, sobald ihr Kopf auf das frische Laken gesunken war. Eine junge Kammerzofe hatte ihr ein Tablett mit Essen heraufgebracht, später einen Badezuber mit warmem, nach Lavendel duftendem Wasser. Wo Richard untergekommen war, wusste sie nicht … es war ihr auch egal.
    Nun seufzte Emma tief auf und lies sich in die luxuriösen Lederpolster der Kutsche sinken. Sie warf dem Mann neben sich einen vorsichtigen Seitenblick zu, der sie, wie sie sich bewusst war, fast die ganze Reise über beobachtet hatte. Sie selbst hatte sich Mühe gegeben, überhaupt nicht in seine Richtung zu blicken.
    Sie konnte nicht mehr in diese silbergrauen Augen sehen, ohne dass ihr die Röte in die Wangen stieg, konnte nicht länger mit ihm sprechen, ohne zu stottern oder Dummheiten zu äußern. Einst waren ihr schlagfertige Antworten und witzige Spötteleien mühelos über die Lippen geflossen, nun fand sie die einfachste Unterhaltung beschwerlich.
    Bevor sie die Poststation verlassen hatten, hatte sie seine Kutsche und seine Begleitung mehrfach zurückgewiesen, hatte erklärt, sie käme allein gut zurecht, doch als er seelenruhig alle Reisevorbereitungen traf und ihr nur düstere Blicke zuwarf, wenn sie seine Dienste wieder einmal ausschlug, hatte sie sich schließlich damit abgefunden.
    Jetzt beugte er sich vor, so dass er ihr direkt gegenübersaß, und stützte die Ellbogen auf den Knien ab. “Bald bist du zu Hause.”
    Emma nickte stirnrunzelnd zum Fenster hinaus.
    “Schau mich an”, sagte er leise.
    Emma warf einen flüchtigen Blick auf sein Gesicht und sah dann gleich wieder weg, um die Lederpolster einer eingehenden Betrachtung zu unterziehen.
    Darauf seufzte er tief auf, umfasste ihr Gesicht und drehte es zu sich, bis sie seinem Blick nicht mehr ausweichen konnte. “Meinst du nicht, dass du mir eine Erklärung schuldest, Emma?”
    Also erzählte sie ihm die ganze Geschichte. Leidenschaftslos, wenn auch mit zitternder Stimme, berichtete sie, was sie schließlich zu Matthew Cavendish nach Bath geführt hatte.
    Als sie fertig war, fragte er sie: “Und es war nicht möglich, mir das gleich zu erzählen?”
    “Nein”, krächzte sie.
    “Warum nicht?”
    “Ich weiß es nicht”, flüsterte sie.
    “Und jetzt hast du vor, Dashwood zu heiraten?”
    Sie funkelte ihn an. “Ja.”
    Richard lächelte angespannt. “Glaubst du wirklich, ich lasse es zu, dass ein Kind von mir von diesem Schuft aufgezogen wird?”
    Emmas Augen weiteten sich erschreckt. Warum hatte sie daran nicht gedacht? Kein einziges Mal war ihr eingefallen, sie könnte durch ihr bittersüßes Liebesspiel schwanger geworden sein. “Dazu wird es nicht kommen”, erklärte sie mit erzwungener Zuversicht.
    Richard lächelte schief. “Das kannst du nicht sicher wissen, Emma.”
    “Die Heirat wird bald stattfinden. Dashwood würde nie mutmaßen, dass es nicht sein Kind ist.”
    “Wenn er glaubt, er hat eine Jungfrau an Land gezogen, wird er wohl erwarten, dass sie in der Hochzeitsnacht noch intakt ist”, erklärte Richard ruhig. “Wenn er entdeckt, dass du ihn an der Nase herumgeführt hast, würde er bestimmt nachdenklich werden … und anfangen zu rechnen – nachdem er sein heftiges Missfallen bekundet hat. Deinem Ruf waren deine wilden Eskapaden jedenfalls nicht gerade förderlich. Höchstwahrscheinlich würde er den Vertrag als nichtig ansehen. Und das wäre das Beste.”
    “Er wird mich heiraten! Der Vertrag ist unterzeichnet und besiegelt. Mein Papa wird heimkehren. Die Schulden werden bezahlt. Alles wird gut werden!”, rief sie gepeinigt aus. “Dashwood braucht von uns doch nie zu erfahren!”
    “Und wenn doch, so ist das ganz gleichgültig”, entgegnete Richard milde. “Du wirst ihn nämlich nicht heiraten.”
    Bevor Emma antworten konnte, wies er mit einer Geste darauf hin, dass sie am Ziel waren.
    “Miss Emma …!”, rief der ältliche Butler aus und sah seine junge Herrin mit weit aufgerissenen Augen an.
    “Hallo, Rawlings.” Emma rang sich ein mattes Lächeln

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