Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
ich traue sie mir durchaus zu, aber … «
»I ch weiß, dass der gute FitzEldred dich in sein Haus geholt hat, obwohl er keinen zweiten Falkner braucht. Garth ist ein guter Mann mit einem tadellosen Ruf. Er lässt übrigens nur Gutes über dich verlauten. Das und die Prophezeiung bezüglich meines Falken reichen mir als Empfehlung. «
William war unwohl bei dieser Sache. Obwohl das Angebot wie eine nie wiederkehrende Gelegenheit klang, zögerte er. FitzEldred hatte ihn so freundlich bei sich aufgenommen, dass er sich ihm verbunden und verpflichtet fühlte.
»D enk über mein Angebot nach, noch habe ich meinen Falkner nicht entlassen. Du kannst jederzeit zu mir kommen. Mein Name ist übrigens Brian FitzOwen. Warte jedoch nicht zu lange. Ich schätze, es wäre nicht gut für meine Falken, noch länger von diesem Trunkenbold von Falkner vernachlässigt zu werden. « FitzOwen erklärte William, wo er wohnte, und ließ ihn stehen.
William brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, dann ging er weiter. Er besuchte David und verbrachte den Tag mit ihm, ständig bemüht, nicht mehr über FitzOwens Vorschlag nachzudenken.
In den beiden folgenden Tagen verrichtete er seine Arbeit wie gewöhnlich. Am Morgen des dritten Tages – er atzte gerade den Falken und lobte sich insgeheim für seine Entscheidung, bei FitzEldred zu bleiben – stand Robena plötzlich neben ihm. William hatte sie noch nicht zurückerwartet und blickte sie überrascht an.
»I ch habe gejammert und gesagt, dass ich nach Hause will. Ich habe es nicht ausgehalten, so weit fort von dir « , flüsterte sie sehnsüchtig, schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich herab. Ehe William es sich versah, presste sie ihre Lippen auf die seinen.
»N icht! « , wehrte er erschrocken ab und machte sich von ihr los. »E uer Vater würde es nicht dulden. Ihr seid dem Sohn von FitzAilwyn versprochen! «
»E s wird ja niemand erfahren « , beruhigte sie ihn und strich mit ihrem Zeigefinger über seine Lippen. »W enn ich heirate, fordere ich einfach von meinem Vater, dass er dich mir und meinem Gatten als Falkner überlässt. Dann musst du nicht mehr auf Garth hören. « Sie stellte sich auf die Zehenspitzen; ihr Gesicht näherte sich dem seinen. »K aufleute sind viel auf Reisen, weißt du. Auch mein Gatte wird, so Gott will, viele Monate im Jahr fort sein. Und du kannst dann mein einsames Herz trösten. « Sie bedachte ihn mit einem aufreizenden Augenaufschlag.
William erschauderte. Eine solche Verschlagenheit hatte er dem Mädchen nicht zugetraut. Er ahnte, dass er seine Worte künftig noch genauer würde abwägen müssen, um Robena nicht gegen sich aufzubringen. »U nd wenn Euer Vater etwas bemerkt? «
»D as wird er nicht. « Sie winkte unbekümmert ab.
»T rotzdem wäre es besser, wenn wir nicht zu lange allein bleiben, damit er keinen Verdacht schöpft « , erklärte William.
»D u hast recht, Liebster. « Robena hauchte ihm noch einen Kuss auf den Mund und eilte davon.
Diesmal war es ihm noch gelungen, sie loszuwerden, aber wenn er länger im Haus blieb, würde er früher oder später ihr Liebhaber werden müssen oder ihren Zorn riskieren und sicher in beiden Fällen den Rausschmiss durch ihren Vater.
William brauchte nicht lange zu überlegen, um zu wissen, was zu tun war. Er musste FitzOwens Angebot annehmen. Es war der einzige Ausweg, auch wenn er sich dabei äußerst unwohl fühlte. FitzEldred würde kaum verstehen, warum er gehen wollte, und vermutlich enttäuscht sein, doch je eher William das Haus verließ, desto besser. Er traute Robena alles zu, und das Letzte, was er wollte, war, FitzEldred glauben zu lassen, er habe sein Vertrauen missbraucht und versucht, seine Tochter zu verführen. Fest entschlossen, jedem Ränkespiel zuvorzukommen, bat William den Kaufmann noch am gleichen Abend um eine Unterredung.
Nachdem FitzEldred ihn gefragt hatte, was er auf dem Herzen habe, nahm William allen Mut zusammen und begann zu sprechen:
»F itzOwen hat mir eine Anstellung als Erster Falkner angeboten. Drei Greifvögel und ein Helfer, das ist eine Gelegenheit, die ich mir nicht entgehen lassen kann. Trotzdem fühle ich mich schlecht dabei. Ihr habt mich mit so viel Güte und Freundlichkeit bei Euch aufgenommen, es schmerzt mich, Euch im Stich zu lassen. Deshalb bitte ich um Euer Einverständnis und Eure Nachsicht. « William brachte es kaum fertig, dem Kaufmann bei seiner kurzen Rede in die Augen zu blicken.
»B eides sei dir gewährt, mein Junge
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