Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
päter, du erzählst mir später alles in Ruhe. « Verständnisvoll legte Robert seine Hand auf Williams Arm.
»S ind dein Vater und Sir Ralph auch hier? « , erkundigte sich William mit gedämpfter Stimme und sah sich besorgt um.
Robert schüttelte den Kopf. »N ein. Mein Vater ist tot. Ich war noch zu jung, um die Falknerei zu übernehmen. Sir Ralph hat sich einen neuen Falkner gesucht und ich mir einen neuen Herrn. «
William schluckte betroffen. Doch noch bevor er sein Beileid wegen Logans Tod bekunden oder sonst etwas erwidern konnte, kam Leben in die Jagdgesellschaft, und sie mussten sich trennen, um zu ihren Herren zurückzukehren.
»W ir sehen uns später! « , rief William noch und winkte Robert zu.
***
Robert winkte zurück. Seine Knie waren weich und zitterten ein wenig. William war wieder da! Robert hatte Mühe, sich auf die Beize zu konzentrieren. Immer wieder blickte er sich besorgt nach William um und war erst ruhig, wenn er ihn sah. Er beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Ein Lächeln umspielte seinen Mund. Williams Gang, ein wenig hölzern und mit dem leichten Humpeln, war ihm so vertraut, dass ihn Wehmut erfasste. Robert erinnerte sich an den Tag ihrer ersten Begegnung.
Er war nicht gerade erfreut darüber gewesen, dass außer ihm noch ein Junge von seinem Vater zum Falkner ausgebildet werden sollte. Aus diesem Grund hatte er sich zunächst vorgenommen, den Eindringling auf keinen Fall zu mögen, und das Wettrennen vorgeschlagen, als er gesehen hatte, dass der Junge hinkte. Doch schneller als ihm lieb gewesen war, hatte er William schätzen gelernt. Obwohl er ehrgeizig und so viel begabter im Umgang mit den Falken gewesen war als Robert, hatte er nie versucht, ihn auszustechen. Er war immer kameradschaftlich und hilfsbereit gewesen. Nach der Auseinandersetzung mit Odon waren sie aufrichtige Freunde geworden und hatten gegen ihn zusammengehalten, und als William aus Thorne hatte fliehen müssen, wäre Robert am liebsten mit ihm gegangen. Es hätte nur eines Wortes von William bedurft, und er hätte seinen Vater für den Freund im Stich gelassen, doch William hatte darauf bestanden, dass er blieb.
Drei Jahre waren seitdem vergangen. William war ein Mann geworden, nicht übermäßig groß, aber kräftig. Vermutlich lief er noch immer viel und verstärkte die Kraft seiner Arme, indem er sich an Ästen hochzog, dreißig, vierzig Mal hintereinander, so wie er es schon in Thorne begonnen hatte. Robert atmete tief ein. Die Gedanken über William riefen ein merkwürdig flaues Gefühl in seinem Magen hervor. Es tat so gut, ihn unversehrt zu wissen, auch wenn ihm nach seiner Flucht Schreckliches widerfahren sein musste. Davon zeugte der neue Ausdruck in seinem Gesicht. Robert seufzte. Der Gedanke, dass jemand seinem Freund etwas angetan haben mochte, war ihm geradezu unerträglich.
Robert war mit den Gedanken ganz und gar nicht bei der Beize und hoffte, dass sein junger Herr, Hugh de Ferrers, es nicht merkte. Seit Williams Flucht aus Thorne war nichts mehr so gewesen wie zuvor. Sibylle war kaum einen Monat später zu Verwandten geschickt worden und Logan im darauffolgenden Winter gestorben. Er hatte sich abends schlafen gelegt wie immer und war am nächsten Morgen einfach nicht mehr aufgewacht.
Robert sah zu William hinüber. Er konnte nicht zulassen, dass er wieder fortging! Robert trat auf seinen Herrn zu und verneigte sich.
»M ylord, darf ich Eure Aufmerksamkeit für einen Augenblick auf etwas anderes als die Falken und die Damen lenken? «
Der junge de Ferrers grinste und nickte gnädig. »N ur zu! «
»S eht Ihr den jungen Mann dort drüben? « Robert zeigte auf William. »E r ist ein hervorragender Falkner; er wäre genau der Richtige für Oakham. «
»S o? « Der Lord blickte mit einem neugierigen Stirnrunzeln in Williams Richtung. Dann schüttelte er den Kopf. »W as soll der Unsinn, Robert? Davon abgesehen, dass er ein Niemand ist, ist der Junge kaum älter als du. Wir suchen schließlich einen Falkenmeister « , betonte er ärgerlich.
»M ylord, Ihr irrt. Er ist überaus begabt. Ich kenne ihn gut, denn er hat bei meinem Vater gelernt « , beharrte Robert.
»E s ehrt dich, dass du so für ihn eintrittst, aber ich sage es dir noch einmal: Er ist zu jung. Vergiss es! « De Ferrers schnaubte ungehalten.
Robert hatte große Mühe, Haltung zu bewahren. Hugh de Ferrers war selbst noch ein wenig zu jung, um Oakham zu halten, trotzdem hatte sein Vater ihm diese Aufgabe anvertraut, während
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