Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
und her, richtete sein Gewand, fuhr sich ständig durch die Haare, plapperte ohne Unterlass und zog sich schließlich, ohne William ein Wort zu sagen, in den Wald zurück, um dem Sarazenen nur nicht zu begegnen.
Die Bilder aus der Köhlerhütte wollten ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Die kräftigen Schenkel und das wohlgeformte runde Hinterteil des schwarzen Mannes hatten es Robert dabei weit mehr angetan als das blasse hängende Gesäß der Magd. Das Muskelspiel unter der glänzenden, dunklen Haut hatte Roberts Blut in Wallung gebracht und ihn auf verpönte, grausame Art und Weise erregt. Warum waren es nicht Brüste und Scham der Frau, die ihm lüsterne Gedanken in den Kopf trieben, sondern die muskulöse Brust und das starke Glied des Sarazenen? Robert fühlte, wie ihm bei dem Gedanken daran schon wieder das Blut ins Becken schoss. Der Priester hatte während der Sonntagsmesse schon einmal von solchen Verirrungen gesprochen, sie »w idernatürlich « genannt und aufs Schlimmste verurteilt. Robert wusste, dass der Herr diejenigen, die solche Gedanken zuließen, verdammte. Er strafte sie mit dem Ausschluss aus dem Paradies und ließ sie in der Hölle schmoren.
Bei dem Gedanken an ewige Qualen begannen seine Knie zu schlottern.
In der Nacht nach dem Gewitter hatte er von William geträumt. Er hatte nackt bei ihm gelegen, und sie hatten einander berührt. Erregt und zutiefst beschämt, war Robert hochgeschreckt und aus Angst, von William ertappt zu werden, nach draußen gelaufen, um sich mit eiskaltem Brunnenwasser abzukühlen. Der Sarazene war schuld, sein Anblick war es, der Robert entflammt und eine Tür in seinem Inneren aufgestoßen hatte, die er nicht mehr zu schließen wusste. Vorstellungen, derer er sich niemals für fähig gehalten hatte, erregende Bilder, für die er sich zutiefst schämte, zuckten durch seinen Kopf. Der Sarazene war begehrenswert, aber William war so viel mehr als das. Nie würde er ihn anders berühren, als es zur Arbeit nötig war. Nicht einmal balgen konnte er sich mehr mit ihm, ohne erregt zu sein!
Robert schlug die Hände vor das Gesicht. Er war ein abscheuliches Ungeheuer und verdiente es, bis ans Ende der Zeit in der Hölle zu schmoren. Vermutlich war der Sarazene gar ein Bote des Teufels! Weinend lief Robert durch den Wald, beklagte sein schlimmes Schicksal, betete und flehte um Vergebung. Er schwor, sich nicht schuldig zu machen, und ahnte doch, dass er nicht durchhalten würde. Die Glut, die der Anblick des Sarazenen entfacht hatte, glomm noch immer. Robert zwang sich, sie nicht durch Gedanken an William zu schüren. Er ahnte, dass er dazu geboren war zu leiden, ein Leben lang und über den Tod hinaus, und schämte sich unendlich dafür.
Erst als es schon lange dunkel war, kehrte er zum Falkenhof zurück.
»W o warst du denn? « , fuhr William ihn gereizt an. »D u wolltest doch hören, was der Sarazene über die Hauben zu berichten hat. « Erst als Robert nicht antwortete, sah er ihn an und fragte besorgt: »W as ist mit dir, Rob? «
» I ch bin verdammt « , murmelte Robert gesenkten Hauptes, ging ohne eine weitere Erklärung an ihm vorbei und legte sich schlafen. Hin- und hergerissen zwischen der Angst, von William zu träumen, und der wahnwitzigen Hoffnung genau darauf, rollte er sich in seine Decke.
Das Kribbeln in seinem Magen und das flaue Gefühl begleiteten ihn ständig und wurden geradezu unerträglich, sobald er William in die Augen blickte, seine Hand ihn durch Zufall berührte oder sie bei der Arbeit dichter beieinander standen. Es schnürte ihm die Luft ab, sodass ihm das Atmen schwerfiel.
Trotzdem gelang es ihm, vor William geheim zu halten, was er für ihn empfand, auch wenn er sich des Nachts in seinen Träumen vor die Füße seines Freundes warf und ihm seine Liebe gestand.
November 1192
O don ging in den letzten Wochen beinahe täglich in das Hurenhaus in der Rose Lane. Geld hatte er seit dem Tod des Vaters nun genügend für derlei Vergnügungen.
Im August war er das erste Mal zu Carla gegangen. Anders als die übrigen Huren, hatte sie niemals auch nur ein einziges Wort über die kläglichen Maße seiner Männlichkeit verloren, nicht einmal gegrinst hatte sie. Statt ihn zu verspotten, bewies sie ihm bei jedem seiner Besuche, wie sehr sie ihn begehrte, und ließ ihn mit ihrer Inbrunst jedes Mal über sich selbst hinauswachsen. Sie wand sich unter seinen Händen und stöhnte vor Wollust, wenn er ihr beiwohnte, wie es noch nie eine andere getan
Weitere Kostenlose Bücher