Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
ihn kurz nach der Entdeckung des vergifteten Vogels erschlagen im Wald gefunden, und nichts, rein gar nichts schien Williams Verdacht zu stützen.
Der König sah ihn gereizt an. »I ch fürchte, Pilgrim würde die weiteren Reisen, die ich vorhabe, nicht überleben. Ich habe mit Walkelin gesprochen. Auch er hat mir geraten, den Falken hier zu lassen. Er hat sich nur in den höchsten Tönen über dich geäußert und angeboten, dass du dich um Pilgrim kümmerst, bis ich zurück bin, auch wenn das vermutlich eine geraume Weile dauern wird. «
William fühlte, wie ihm das Blut durch den Körper heiß zum Kopf schoss. Dort erhitzte es seine Wangen so heftig, dass sie zu glühen begannen. Das war sie, die zweite Chance, auf die er nicht zu hoffen gewagt hatte!
» K önnt Ihr mir sagen, was ihm zu schaffen macht, Sire? « , fragte er höflich.
»E r schmelzt grün wie junge Blätter und ist sichtbar geschwächt « , erklärte John mit kummervollem Blick und schnippte mit dem Finger. Sofort kam ein junger Mann herbeigeeilt und brachte ihm den Vogel.
William nahm den Wanderfalken auf seine Faust und streichelte ihm sanft über die Brust. Wie zum Beweis von Johns Worten gab der Vogel sogleich giftig grünen Kot von sich. William schüttelte nachdenklich den Kopf und betrachtete die Augen des Tieres genauer. Sie sahen mandelförmig und stumpf aus, statt rund und glänzend.
»E s steht nicht gut um ihn « , murmelte er. Die Schwäche, die den Falken befallen hatte, konnte er fühlen, als beträfe sie seinen eigenen Leib.
»P ilgrim ist ein guter Vogel. Es würde mich schmerzen, ihn zu verlieren. « John sah in der Tat betrübt aus.
»R obert! « , rief William und sah sich nach dem Freund um.
» I ch komme! « , ertönte es aus dem Mauserhaus.
Als William sich umwandte, schenkte Marguerite ihm ein winziges Lächeln, das sein Herz erwärmte.
Robert eilte herbei und mit ihm einer von de Ferrers’ Jagdgehilfen. Sie verbeugten sich zunächst vor dem König und wandten sich dann beide an William.
»N imm mir den Vogel ab und bring ihn hinein « , bat er Robert. Dann nickte er dem Jagdgehilfen zu. »I ch brauche dich nicht. Geh zurück an deine Arbeit! « Danach richtete er das Wort wieder an den König: »P ilgrim braucht Ruhe, Sire, gute Atzung und eine Arznei aus Kräutern, die ich ihm zubereiten werde. Ich verspreche Euch zu tun, was ich nur kann, damit er recht bald wieder wohlauf ist. «
»N un, das will ich auch hoffen! « , sagte John mit einer steilen Falte auf der Stirn, nickte aber schließlich huldvoll und wendete sein Pferd.
William warf einen gehetzten Blick auf Marguerite. Er durfte sie jetzt nicht einfach wieder gehen lassen!
» M it Verlaub, Sire, werdet Ihr meinem Herrn die Ehre erweisen und heute in Oakham bleiben? « , fragte er rasch und verneigte sich noch einmal.
Der König sah sich erstaunt um, lächelte dann jedoch. »A ber sicher! Die Gaumenfreuden, die der gute Walkelin mir versprochen hat, werde ich mir ebenso wenig entgehen lassen wie den Genuss, mein Haupt auf ein weiches Federkissen legen zu können! «
»W ürdet Ihr mir dann erlauben, dass ich Eurer Nichte noch unsere neuen Falken zeige, so sie dies wünscht? « , fügte William mit pochendem Herzen hinzu. Er hatte all seinen Mut zusammengenommen und war darum umso dankbarer, als Marguerite sofort heftig nickte.
»O h ja, Onkel, bitte erlaubt mir, ein wenig hierzubleiben! « , bettelte sie und schenkte John ihr entzückendstes Lächeln. »I ch würde so gern noch ein wenig mit William über die Falken plaudern. « Ihr Augenaufschlag war meisterhaft und brachte offensichtlich nicht nur William aus der Fassung, sondern zeigte auch bei John die beabsichtigte Wirkung.
Die gerunzelte Stirn des Königs glättete sich. » D ein Vater wäre sicher sehr stolz auf dich gewesen, hätte er erleben dürfen, wie sehr du die Falken liebst. « Er lächelte Marguerite an und seufzte. »A lso meinetwegen. « Und an William gerichtet, sagte er: »S pätestens bei Sonnenuntergang bringst du sie zur Halle! « Dann nickte er kurz und ritt, von seinen Begleitern gefolgt, davon.
»D arf ich? « , fragte William und half Marguerite vom Pferd.
Sie kicherte und wand sich, als er ihre Leibesmitte festhielt. »I ch bin so kitzelig! « , japste sie.
William entspannte sich ein wenig. Darum also hatte sie mit dem jungen Baron gelacht! Als Marguerite sich zu ihm umwandte, streifte ihr weiches braunes Haar seine Wange, und als sie ihn ansah, war es William, als
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